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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Maar
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stehe nie mehr auf!«, sagte er entschlossen.
    Ziemlich lange lag er so da und hing seinen traurigen Gedanken nach.
    Da wurde seine Tür geöffnet und Frau Jakob rief: »Philipp! Philipp, Telefon für dich! Deine Eltern!«
    Telefon? Hatte er richtig gehört? Lippel schleuderte das Kissen weg und sprang auf.
    »Na endlich! Hast du geschlafen? Deine Eltern sind am Telefon, mach schnell!«
    Lippel hastete die Treppe hinunter und stürzte ans Telefon. Er nahm den Hörer und sagte aufgeregt: »Hallo? Hier ist Lippel.«
    »Lippel, mein Junge! Endlich krieg ich dich mal ans Telefon! Wie geht es dir denn?« Es war seine Mutter!
    »Warum habt ihr mich nie angerufen!«, sagte Lippel vorwurfsvoll. »Ich habe jeden Tag gewartet.«
    »Wir haben immer wieder versucht bei dir anzurufen. Wir sind aber nur ein einziges Mal durchgekommen. Das hat dir Frau Jakob doch sicher ausgerichtet. Oder?«
    »Ja, das hat sie«, bestätigte Lippel.
    »Wir haben es jeden Tag mindestens dreimal probiert. Immer, wenn wir Zeit hatten!«
    »Ja und?«, fragte Lippel.
    »Es war seltsamerweise immer besetzt. Papa und ich haben schon geglaubt, das Telefon bei euch wäre kaputt. Immer besetzt! Dabei telefonierst du doch gar nicht. Mit wem solltest du auch so lange sprechen.«
    »Ich nicht«, sagte Lippel. »Aber Frau Jakob telefoniert – telefoniert ein bisschen häufig.« Das war mehr als höflich ausgedrückt! Zuerst hatte er sagen wollen: Aber Frau Jakob telefoniert ununterbrochen.
    »Ach, daran liegt es!«, sagte Mutter. »Jedenfalls können wir jetzt miteinander reden. Wir vermissen dich sehr. Erzähl doch mal, wie es dir geht!«
    »Schlecht!«, sagte Lippel.
    »Schlecht? Warum denn? Bist du etwa krank?« Die Stimme seiner Mutter klang besorgt. »Oder hast du Schwierigkeiten mit Frau Jakob? Erzähl doch!«
    »Sie hat Muck wegbringen lassen. Jetzt sehe ich ihn nie wieder«, sagte Lippel.
    »Wen? Muck? Wer ist denn das? Und wo hat sie diesen Muck hingebracht?«
    »Muck ist ein Hund. Er war in unserer Wohnung. Sie hat ihn in den Keller gesperrt und ihn abholen lassen.«
    »Ach, ein Hund! Hast du ihn mitgebracht?«
    »Er ist mir nachgelaufen.«

    Einen Augenblick war es still. Dann sagte Mutter vorsichtig: »Lippel, ich verstehe, dass du traurig bist. Aber weißt du: Ich kann Frau Jakob auch gut verstehn!«
    »Was?«, fragte Lippel. »Die kannst du verstehn?!«
    »Sie ist doch Gast in unserem Haus«, sagte Mutter. »Sie kann doch nicht einfach einen Hund in einer Wohnung dulden, die ihr nicht gehört.«
    Lippel schwieg.
    »Hörst du mich, Lippel?«, fragte Mutter. »Bist du noch dran?«
    »Ja«, sagte Lippel knapp.
    »Frau Jakob hat es bestimmt nicht aus Gemeinheit getan!«
    Lippel schwieg. Er war beleidigt. Nun gab seine Mutter auch noch Frau Jakob Recht!
    Normalerweise wäre er jetzt ins Klo gegangen, hätte sich eingeschlossen und sich hinter der Tür auf den Teppichboden gesetzt, um zu zeigen, wie beleidigt er war.
    Weil sich das am Telefon aber schlecht machen ließ, beschränkte er sich darauf, jetzt nur noch mit einem kurzen »Ja« oder »Nein« oder »Hm« zu antworten.
    »Geht es dir wenigstens sonst gut? Hast du alles, was du brauchst?«
    »Hm.«
    »Hast du denn Frau Jeschke schon mal besucht?«
    »Ja.«
    »Ist in der Schule auch alles in Ordnung?«
    »Hm.«
    »Vermisst du uns denn auch ein bisschen?«
    »Ja.«
    »Bitte, Lippel, sei doch nicht beleidigt!«
    »Hm.«
    »Wie ist denn das Wetter bei euch? Immer noch so unbeständig? Oder scheint die Sonne, so wie hier?«
    »Nein.«
    »Du, Lippel, ich habe gerade eine tolle Idee!«
    »Ja?«
    »Warte, ich muss das schnell noch mit Papa besprechen!«
    Jetzt war es still auf der anderen Seite.
    »Hallo, Mama?«, sagte Lippel.
    Keine Antwort!
    »Mama, bist du noch da?«, fragte Lippel ängstlich.
    »Da bin ich wieder. Papa ist einverstanden. Ich soll dich übrigens lieb von Papa grüßen.«
    »Womit ist Papa einverstanden? Was hast du denn für eine Idee?«
    »Wir kommen nicht erst am Montag. Wir setzen uns Samstagnacht in den Zug, dann sind wir schon am Sonntag bei dir!«
    »Schön! Wann denn am Sonntag?«
    »Ich denke, dass wir zum Mittagessen bei dir sein werden.«
    »So früh schon!« Lippel strahlte. »Da freue ich mich.«
    »Was glaubst du, wie wir uns freuen!«, sagte seine Mutter. Dann verabschiedete sie sich, sein Vater rief auch noch ein paar Worte ins Telefon und das Gespräch war zu Ende.
    Lippel ging in die Küche zu Frau Jakob.
    »Ich soll Sie noch mal von meinen Eltern grüßen«, richtete

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