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Lippels Traum (German Edition)

Lippels Traum (German Edition)

Titel: Lippels Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Maar
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er ihr aus.
    »Danke«, sagte sie.
    »Und was haben Sie mit Muck gemacht?«, fragte er vorwurfsvoll.
    »Der ist jetzt in einem Tierheim. Da geht es ihm gut, du kannst es mir ruhig glauben. Dort kann ihn sein Besitzer abholen. Falls er überhaupt einen hat.«
    »Hm«, machte Lippel.
    »Er hat da andere Hunde, mit denen kann er spielen!«
    »Hm.«
    »Du spielst doch sicher auch gern mit anderen Kindern. Oder etwa nicht?«
    »Ja, doch«, sagte Lippel. »Darf ich morgen bei einem Schulfreund Mittag essen? Ich bin eingeladen.«
    Lippel sah Frau Jakob an, dass sie ablehnen wollte, und machte sich schon auf ein neues Streitgespräch gefasst. Aber sie entschied sich anders. Vielleicht hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen des Hundes und war deshalb nachgiebiger als sonst.
    Sie sagte: »Meinetwegen. Dann muss ich morgen also alleine essen. Na gut. Aber komm nicht zu spät nach Hause! Sonst reicht die Zeit nicht mehr für deine Hausaufgaben. – Hast du sie heute eigentlich schon gemacht?«
    Und weil Lippel noch nicht einmal damit angefangen hatte, ging er nach oben und machte für den Rest des Nachmittags Hausaufgaben.
    Danach wartete er ungeduldig auf das Abendessen. Er hatte einen Löwenhunger, schließlich hatte er seit dem Schoko-Cracky in der Pause nichts mehr gegessen.
    Als es dann Abendbrot gab, aß er so viel wie selten zuvor. Frau Jakob sagte stolz: »Na, dir schmeckt es, wie man sieht! Wenn du längere Zeit bei mir essen dürftest, wärst du bald nicht mehr so mager.«
    Als Lippel schließlich im Bett lag, war es schon dunkel. Trotzdem konnte er nicht einschlafen. Es kam wahrscheinlich daher, dass ihn das viele Essen drückte.
    Er drehte sich mal auf die eine, mal auf die andere Seite, wälzte sich herum, setzte sich auf, deckte sich abwechselnd bis ans Kinn zu oder schob die Bettdecke bis zu den Knien herunter. Mal legte er den Kopf aufs Kopfkissen, mal das Kopfkissen auf den Kopf. Aber all das nützte wenig und es war bestimmt schon elf Uhr, als er endlich einschlafen und weiterträumen konnte.

Der vierte Traum
    nzwischen war es Morgen geworden.
    Zuerst, noch in der Dämmerung, hatte Lippel die Vögel auf dem Dach der Herberge gehört.
    Später, als es heller wurde, kamen immer mehr Geräusche dazu. Ein Hirte zog mit einer Herde Ziegen am Haus vorbei. Zuerst hörte Lippel die Ziegen meckern, dann die Stimme des Hirten, der die Tiere antrieb.
    Ein Reiter auf einem Esel ritt durch die Gasse. Er musste hier gut bekannt sein. Er wurde von allen Seiten laut und fröhlich gegrüßt und grüßte genauso laut zurück.
    Im Nachbarhaus hämmerte jemand.
    Eine Männerstimme schimpfte und verfluchte einen gewissen Ali und dessen sämtliche Kinder und Kindeskinder.
    Schließlich hörte Lippel, wie die dicke Wirtin singend im Innenhof herumging und mit Metallgefäßen schepperte. Wahrscheinlich bereitete sie das Frühstück für die Herbergsgäste. Lippel spürte, dass Hamide zu ihm herüberschaute.
    Er wandte sich ihr zu und versuchte zu lächeln. »Asslam kommt bestimmt wieder!«, sagte er tröstend.
    Es fiel ihm immer schwerer, Hamide Mut zuzusprechen, denn er wurde selbst immer unruhiger.
    Jetzt saßen sie schon seit Stunden in diesem Zimmer und warteten. Was war nur geschehen? Wo blieben Asslam und Muck? Was sollten sie tun, wenn Asslam nicht wiederkam?
    »Ob wir ihn suchen sollten?«, fragte Hamide.
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, antwortete Lippel. »Aber vielleicht kommt er gerade dann zurück, wenn wir weggegangen sind.«
    »Ich kann ja gehen und du bleibst hier und wartest auf ihn«, schlug Hamide vor. »Ich kenne mich in der Stadt besser aus.«
    »Nein, ich gehe« sagte Lippel. »Wir wissen ja nicht, wo wir suchen sollen. Es ist gar nicht wichtig, dass man sich hier auskennt.«
    »Du hast Recht«, antwortete Hamide. »Allah möge dich beschützen. Sei vorsichtig! Nimm dich vor den Wächtern in Acht!«
    Als Lippel in den Innenhof hinaustrat, war die Wirtin gerade damit beschäftigt, Feigen einzukochen. Sie hatte einen riesigen schwarzen Kessel über ein offenes Feuer gehängt und rührte eifrig mit einem großen Holzlöffel.
    »Ah, die Kinder sind aufgewacht!«, rief sie, als sie Lippel sah. »Sind die beiden anderen auch schon auf? Soll ich euch das Morgenmahl zubereiten?«
    Lippel gab keine Antwort darauf und fragte nur: »Haben Sie Asslam gesehen?«
    »Den Stummen? Ist er denn nicht bei euch?«
    »Nein. Er ist mit dem Hund weggegangen. Wir wissen nicht, wohin.«
    »So etwas! Warum hat er denn nicht

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