Lippels Traum (German Edition)
Haustür. »Geh raus hier! Du bist zu nass und zu schmutzig!«
Muck kam ein paar Schritte hinter Lippel her. Aber als er die geöffnete Haustür und den Regen draußen sah, drehte er sich doch lieber wieder um, ging zurück und sprang zum zweiten Mal in den Sessel.
Jetzt zierten schon zwei schmutzige Hundefährten den hellen Teppich.
»Ich kann ihn rauslocken, wenn ich ihm was zu fressen gebe«, sagte Lippel. »Ich brauche ein Stück Wurst oder so was!«
Frau Jakob öffnete in der Küche den Kühlschrank und wühlte mit zitternden Fingern in Papiertüten.
»Ein Hund im Haus! Und der Schmutz, der viele Schmutz!«, schimpfte sie. »Wie kannst du nur so etwas tun!«
Lippel versicherte ihr noch einmal, dass er ihn wirklich nicht mitgebracht habe.
Endlich hatte sie ein Stück Gelbwurst gefunden. Zuerst wollte sie es Lippel geben, aber dann überlegte sie es sich anders. Sie ging mit der Wurst ins Wohnzimmer.
»Wie nennst du den Hund? Wie heißt er?«, fragte sie.
»Muck«, sagte Lippel.
Frau Jakob wedelte mit der Wurst vor Mucks Nase herum. »Komm, Muck!«, rief sie.
Muck sprang sofort aus dem Sessel und schnappte nach der Wurst.
»Nein, nicht!«, rief Frau Jakob ängstlich und streckte ihren Arm mit der Wurst nach oben. »Philipp, nimm den Hund weg!«
Lippel hielt ihn fest.
Frau Jakob rannte in den Flur, öffnete aber nicht die Haustür, sondern die Tür, die in den Keller führte.
»Lass ihn jetzt los!«, rief sie Lippel zu.
Muck kam sofort in den Flur gestürzt. Frau Jakob zeigte ihm die Wurst und warf sie auf die Kellerstufen.
Muck rannte hinterher, die Treppe hinab.
Frau Jakob schlug die Tür zu und drehte den Schlüssel um. »Warum haben Sie die Wurst nicht auf die Straße geworfen?«, fragte Lippel. »Jetzt ist er im Keller!«
»Genau da gehört er hin. In den Keller!«, sagte Frau Jakob zufrieden. »Da wird er bleiben.«
»Wieso denn? Was soll denn der Hund im Keller?«, fragte Lippel.
»Seine Besitzer sollen ihn hier abholen. Sie bekommen ihn erst, wenn sie die Reinigung vom Teppich bezahlt haben. Und vom Sessel. Und vom Kissen auch«, sagte Frau Jakob grimmig.
»Aber es gibt gar keinen Besitzer. Der Hund streunt schon seit ein paar Tagen hier herum«, erklärte Lippel ihr.
»Woher weißt du dann seinen Namen?«
»Ich weiß ihn ja gar nicht richtig. Ich habe ihn einfach Muck genannt«, gestand Lippel.
»Ist das wahr?«, fragte Frau Jakob.
»Ganz bestimmt!«, versicherte er.
Sie überlegte kurz und sagte: »Dann rufe ich die Polizei an. Die soll ihn abholen.«
»Warum denn die Polizei? Dann ist er doch weg und ich kann ihn nie mehr sehn!«, rief Lippel. »Was soll denn die Polizei mit dem Hund?!«
»Die bringen ihn in ein Tierheim. In einen Hundezwinger. Da geht es ihm gut.« Damit ging sie auch schon zum Telefon und wählte.
Lippel stand aufgeregt daneben und sagte: »Lassen Sie ihn doch einfach laufen, Frau Jakob!«
»Nein, das kommt nicht in Frage. Bitte, sei leise! Du siehst doch, dass ich telefonieren will«, sagte Frau Jakob.
Lippel schlich in den Flur. Er wollte die Kellertür leise öffnen und Muck einfach freilassen.
Aber Frau Jakob musste schon so etwas vorausgesehen haben. Sie hatte den Kellerschlüssel abgezogen und mitgenommen. Traurig ging Lippel in sein Zimmer, legte sich auf sein Bett und starrte zur Decke.
Ein Anruf
Nach einer Weile kam Frau Jakob nach oben und wollte ihn zum Mittagessen holen.
Aber Lippel weigerte sich und drehte sich zur Wand. »Wenn du nicht essen willst, kann ich dir auch nicht helfen«, sagte Frau Jakob mürrisch und ging wieder nach unten.
Später am Nachmittag klingelte jemand unten an der Haustür.
Lippel setzte sich auf und lauschte. Zuerst hörte er eine Männerstimme, dann die Stimme von Frau Jakob. Kurz danach wurde die Kellertüre geöffnet. Er erkannte es am Knarren. Dann hörte er wieder die Männerstimme und schließlich fiel die Haustür ins Schloss.
Lippel hielt es in seinem Bett nicht mehr länger aus. Leise schlich er die Treppe hinunter. Frau Jakob telefonierte wieder mal im Wohnzimmer. Diesmal ging die Kellertür auf, sie war nicht mehr abgeschlossen.
»Muck?«, rief Lippel leise. Dann noch einmal: »Muck!«
Aber kein Hund kam schwanzwedelnd auf ihn zu. Da war nur die leere, düstere Kellertreppe. Muck war nicht mehr da.
Lippel schlich wieder nach oben, legte sich ins Bett und deckte das Kopfkissen über sein Gesicht, sodass er niemanden sah und von niemandem gesehen werden konnte.
»So bleibe ich jetzt liegen und
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