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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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klappen.«
    Tom erzählte ich nichts. Er würde erst davon erfahren, wenn ich mit Sack und Pack auf das Taxi wartete.
    Was dann allerdings schon vier Tage später der Fall war.
    Ich hatte mich für die kleine schwarze Reisetasche entschieden, in die maximal drei Outfits paßten. Zwei Kleider, eine Hose, ein Pullover, Unterwäsche für drei Tage, Schminksachen auf ein Minimum reduziert.
    »Wo willst du denn hin?« fragte Tom mit dem für ihn typisch vorwurfsvollen Ton.
    Tatsächlich stand ich mit bereits gepackter Tasche im Flur und zog mir ohne Zuhilfenahme eines Spiegels die Lippen nach. Blutrot. Tom haßte es, wenn ich meine Lippen so auffällig schminkte.
    »Och … Nur ein kleiner Trip. Recherche.« Merkwürdig. Die Lüge kam mir ganz spontan über die Lippen, ohne daß ich vorher groß darüber nachgedacht hätte, was ich ihm eigentlich sagen würde. Tom glaubte mir ja sowieso nicht – das merkte ich an seinem verkrampften Grinsen –, dann wollte er noch wissen, wohin die Reise denn gehe.
    Ich hatte keinen Grund, ihn diesbezüglich anzulügen, also sagte ich: »Lissabon«, und da klingelte auch schon der Taxifahrer.
    »Komm nicht unter die Räder, Kleines.«
    »Paß gut auf dich auf, Großes.«
    In Momenten des Abschieds flammte manchmal wieder unsere alte Zärtlichkeit füreinander auf. Wir küßten uns flüchtig auf den Mund, und dann war ich draußen.
    Als der Flieger am frühen Vormittag in Lissabon landete, hatte ich so viel Adrenalin ausgeschüttet und damit einhergehend Schweiß produziert, daß ich mich nach nichts anderem sehnte als nach einer gut funktionierenden Dusche. Ich versuchte, in der Pension anzurufen. Es war ständig besetzt, und als ich endlich durchkam, sprach keiner der Herrschaften Englisch, geschweige denn Deutsch, Französisch oder Italienisch. Also warf ich mich ins nächste Taxi, um direkt vor Ort nach einem Zimmer zu fragen. Die ganze Reise war ohnehin so absurd und zudem irgendwie irreal, daß ich gerade einen mir völlig fremden Optimismus entwickelte.
    Tatsächlich war die Pension wunderschön gelegen. Nachdem das Taxi durch eine stinkende und hupende City geschlichen war, sich dann einen Hügel hinaufgeschlängelt und die Kirche »Menino de Deus« passiert hatte, dachte ich schon beim Aussteigen und während ich auf Lissabon hinabschaute, das in der Spätsommersonne zu dösen schien: Das ist ein gutes Zeichen. Das kann nur ein gutes Zeichen sein!
    Ich hievte meine Tasche die vielen Stufen nach oben in die Pension und stand plötzlich auf einer begrünten Terrasse. Zwitschernde Vögel in Käfigen, dazu ein atemberaubender Blick über Dächer und nochmals Dächer, in weiter Ferne lag der Hafen. Eswar richtig, daß ich hergekommen war – keine Frage. Jetzt hoffte und betete ich nur, daß noch was frei war.
    Von Angesicht zu Angesicht schaffte ich es schon besser, mich mit der blumenbekittelten Dame an der Rezeption zu verständigen. Die ganze Verhandlung war zwar recht kompliziert und dauerte etwa eine halbe Stunde, dann aber schaute sie ein letztes Mal auf ihren zugekritzelten Zettel und organisierte mir ein letztes Zimmer, allerdings – so deutete sie mit Händen und Füßen an – sei es im Souterrain gelegen. Mir doch egal. Was spielte das für eine Rolle angesichts einer Stadt, die mehr war als ein Ort, an dem ich möglicherweise einen verrückten Mann treffen würde!
    Als ich wenig später unter der Dusche stand, hatte ich dann auch beinahe schon vergessen, in welcher Mission ich eigentlich unterwegs war. Ach ja – Jan. Der Name fiel mir ein, als sei er ein Standardbegriff in einem Kreuzworträtsel. Jan. Nur drei Buchstaben, die ebenso leicht auszumerzen waren. Mensch! Wie wäre es eigentlich, wenn ich gar nicht erst zu der Verabredung gehen würde? Ein paar Tage Lissabon, ein wohlverdienter Kurzurlaub – Männerbekanntschaften ausgeschlossen!
    Gut, ich war frei. Tatsächlich frei! Ich würde den Nachmittag und Abend in der Stadt herumlaufen und könnte morgen immer noch entscheiden, ob mir etwas daran lag, einen Jan Behrent mit »t« in der »A Brasileira« zu treffen.
    Es war heiß.
    Die Sonne stand im Zenit, als ich mich auf den Weg machte, die vielen Treppen und verwinkelten Gassen hinab ins Zentrum zu stiefeln.
    Der gestrige Tag war erlebnisreicher als ein Besuch in Disneyland gewesen. Menschen, Staub und Autolärm im Zentrum der Stadt, dann als Kontrastprogramm das enge Gassengewirr der Alfama. Alte, verfallene Häuser, die der Stadt den Charme eines alternden

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