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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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du?«
    Keine Antwort. Dann kam Greta mit einer Flasche Mineralwasser und zwei Gläsern zurück.
    »Es wäre wieder die gleiche Mannschaft.«
    »Etwa auch Katharina und Jan?« fragte ich, obwohl das ja wohl klar war.
    Greta nickte.
    »Na, klasse.«
    »Würdest du unter diesen Umständen kommen?«
    »Du weißt, wie sehr ich Experimente liebe«, sagte ich. »Und Katharina war mir vom ersten Moment an sympathisch.«
    »Hat Jan ihr von euch erzählt?«
    »Nicht, daß ich wüßte.« Ich zuckte die Achseln und setzte die Wasserflasche an meinen Mund. Der Durst war so plötzlich gekommen, daß ich nicht eine Sekunde länger warten konnte.
    »Wie? Du hast ihn nie danach gefragt?«
    »Warum sollte ich?«
    »Ich dachte, das gehört zum Einmaleins einer Affäre.«
    Ich antwortete nicht. Weil Greta natürlich recht hatte. Andererseits war ich mir sicher, daß Jan Katharina nichts von uns gesagt hatte, warum sollten wir also darüber reden, kostbare Zeit verplempern?
    »Liebst du ihn?«
    »Ja. Denke schon.«
    »Und was ist an seinen tausend Frauengeschichten dran?«
    »Nichts.«
    »Sicher?«
    »Greta! Ich hab mit meinem Lover was Besseres zu tun, als ihn permanent auszuquetschen.«
    Ich merkte, wie ich zu stocken anfing, als ich noch hinzufügte, es sei alles so selbstverständlich zwischen uns. Greta sah mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen an, als wolle sie sagen, bist du aber naiv. Naiv und verliebt. Geblendet. Ausgeblendet …
    Vielleicht würde ich mir vor meinem nächsten Date mit Jan ein paar Notizen machen: Greta will wissen, ob Katharina etwas weiß, und außerdem glaubt sie mir nicht, daß du nur mit mir was hast. Ich würde ihn an einen dieser Lügendetektoren aus den Fernsehshows festschnallen, und wenn er nicht die Wahrheit sagte, käme alles ans Tageslicht. Jawoll!
    »Mach doch lieber eine Fete«, schlug ich Greta vor. »Und ich bringe mir ein paar Ersatzmänner mit.«
    »Warum nicht? Fete hört sich gut an.« Greta lachte. »Und danach ziehe ich zu dir.«
    Zwei Tage später bekam ich einen Anruf von Jan. Ich merkte gleich an seinem Tonfall, daß irgend etwas nicht in Ordnung war.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht kommt es dir merkwürdig vor, aber …«, stotterte er neben lauter anderen nichtssagenden Halbsätzen ins Telefon.
    »Was, aber?« In meinem Magen hopsten plötzlich Wackersteine durcheinander.
    »Vielleicht sollten wir vorerst auf Sex verzichten.«
    Na gut – endlich war es raus. Ich sagte nichts, hielt nur den Hörer ein paar Zentimeter vom Ohr ab, weil ich befürchtete, mein Trommelfell könne platzen.
    Warum? Wieso? Ich hätte es gern rausgeschrien, verzweifelt und verletzt, aber ich hatte keine Stimme mehr zum Schreien.
    »Hallo? Bist du noch dran?« Jan kiekste wie im Stimmbruch.
    Ich riß mich zusammen. »Allerdings«, sagte ich. Und: »Sonst noch was?«
    »Bitte! Laß es mich erklären.«
    »Was gibt es da zu erklären?«
    »Ich liebe dich.«
    »Schöne Worte.« Meine Stimme wackelte.
    »Katja! Bitte versteh, die Kinder …«
    »Jaja. Und Katharina.«
    »Nein, es ist vor allem wegen der Kinder, natürlich auch wegen Katharina …, aber … Timmi …«
    Großartig! Was hatte der unschuldige kleine Timmi mit unserem Sex zu tun?
    »Vielleicht sollten wir das besprechen, wenn wir uns sehen.« Ich bekam den Satz noch halbwegs heil raus, erst dann quollen Tränen hervor und liefen über meine Nase und die Telefonmuschel auf meine Hand, von wo aus sie auf den Schreibtisch tropften.
    »Ja, du hast recht, ich wollte dir nur sagen … Vielleicht ist es so weniger schmerzhaft für uns beide, denk nur, die Perspektive, die wir hätten …« Jan lachte schrill, wozu er nun wirklich keinen Grund hatte. Dann verstummte er mit einemmal. »Am liebsten würde ich mit dir leben, der Gedanke ist Tag und Nacht in meinem Kopf, aber ich weiß, daß es … vorerst nicht gehen wird.« Wieder ein kleiner Lacher. »Vielleicht später mal, wer weiß.«
    Ich stand einfach mit dem Hörer in der Hand da, und die Tränen flossen jetzt in richtigen Bächen runter, ob ich wollte oder nicht. Wuttränen, Verzweiflungstränen, Eifersuchtstränen, vielleicht steckte ja auch einfach eine andere Frau dahinter und deshalb das ganze Theater.
    »He? Bist du noch dran?«
    »Ja. Große Scheiße!«
    »Du kannst mir glauben – ich würde einiges drum geben, jetzt mit dir …«
    Den Rest seines Gesülzes hörte ich mir einfach nicht mehr an. War doch möglich, daß Greta mit ihrer Jan-Version recht hatte. Er bumste sich durchs Leben, Telefonsex

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