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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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nahm mir dabei vor, wie die Ruhe selbst zu wirken.
    »Es tat mir vorhin so leid.«
    »Ach was! Du, ich bin gerade ziemlich im Streß. Vielleicht können wir später …«
    Blödsinnigerweise klopfte mein Herz viel zu laut, es donnerte geradezu gegen meinen Brustkorb, und ich hoffte inständig, daß Jan nichts davon mitbekam.
    »Ja. Nur später bin ich … Also, es geht nicht, daß du dann anrufst,ich könnte dich höchstens in einer Stunde noch mal …«
    Noch nie hatte ich Jan derart stammeln hören. Was für eine Genugtuung!
    »Versuch es. Wenn ich da bin, bin ich da, ansonsten – du kennst ja meine Nummer.«
    Es fiel mir nicht leicht, einfach aufzulegen, aber ich tat es. Früh übt sich, und überhaupt: Es war an der Zeit, daß hier mal ein anderer Wind wehte!
    Ohne lange zu fackeln, setzte ich mich an den Schreibtisch und stürzte mich voller Elan auf die Überarbeitung meiner Folge »Irrungen und Wirrungen«. Es lief großartig. Die Dialoge waren seifenoperntechnisch genial (A: »Meine Liebe, wenn ich Sie so. hingegossen auf dem Sofa sehe, könnte ich gleich wieder schwach werden!« B: »Ach, A., nun lassen Sie doch dieses Gebalze. Wir sind weiß Gott zu alt für solche Spielchen!« A: »Aber B.!« B: »Ich bin lange genug auf dieser Erde, um den miesesten aller miesen Männertricks zu kennen.« Mit forscher Handbewegung: »Nun öffnen Sie schon den Champagner!«), und ich brauchte nicht mal die üblichen Drogen (Kaffee, Schokolade, Chips), um eine Viertelstunde am Stück auf meinem Hosenboden hocken zu bleiben. Ich fühlte mich prima. Nicht mal der Anflug einer Depression, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Die Sonne arbeitete sich durch die Herbstwolken und warf einen kreisrunden Lichtfleck auf meinen Schreibtisch. Natürlich würde mich der Schäfer in den Kreis seiner paar erlauchten Schafe aufnehmen. Oder etwa doch nicht? Mir war es so überraschend leichtgefallen, die Sprache der schon seit etlichen Jahren auf dem Bildschirm herumschwafelnden Serienhelden zu imitieren, daß ich argwöhnte, irgend etwas müsse faul daran sein. Ich war doch sonst nie ein Genie gewesen, jedenfalls nicht, daß ich mich daran erinnern konnte.
    Aber egal. Ich erledigte meinen Job, so gut es eben ging, und hoffte darüber hinaus, daß ich nicht wieder so schnell sentimental werden würde. Bloß nicht an Sachen wie Liebe oder Sex denken! Sich ja nicht vorstellen, was man sonst noch gern mit Männern wie Jan anstellen würde! Statt dessen alle Kraft darauf verwenden, sich abzulenken.
    Gut. Punkt zwei meiner Überlebensliste: Hans anrufen. Ich wählte die Nummer, hoffentlich ist er da, hoffentlich ist er nicht da, hoffentlich ist er da, hoffentlich ist er in Italien …
    »Hofmeister?«
    »Katja.«
    » Du ?«
    Er klang beinahe überwältigt. Ich wunderte mich, wie manche Menschen es schafften, so wenig nachtragend zu sein.
    Wir plauderten ein bißchen über dies und das, und schließlich hatte ich mich so weit, daß ich ihm vorschlug, wir sollten heute abend zusammen essen gehen.
    »Japanisch. Was hältst du davon?«
    »Lieber italienisch.« Hans lachte heiser. »Ich glaube, dir ist immer noch nicht klar, daß man in dieser Stadt zumindest ein paar gute Italiener findet.«
    »Angeber.«
    »Das Leben ist zu kurz, um schlechte Weine zu trinken. Gerade du solltest dir das hinter deine Löffel schreiben.«
    »In Ordnung«, erwiderte ich nur und verabredete mit ihm, daß er mich gegen acht bei mir zu Hause abholen solle. Hans sagte ja und amen, er würde sich ein Restaurant ausgucken und einen Tisch reservieren.
    In Ordnung. Vielleicht war das die beste Therapie, um sich selbst ein bißchen auszutricksen.
    Ich sah mindestens so scharf aus wie Penne all’ arrabbiata in meinem großen, langen Schwarzen. Keine Ahnung, welcher Teufel mich vorhin vorm Kleiderschrank geritten hatte – wir gingen doch nur mehr oder weniger popelig essen.
    Tom hatte nicht schlecht gestaunt, als ich in vollem Vamp-Aufzug vor ihm stand. Ein bißchen die Welt aus der Fassung bringen und vor allem die kleinen Kerlchen um mich herum, die sich Männer schimpften. Eifersüchtig grinsend dackelte Tom zur Tür, als es kurz vor acht klingelte.
    Da ich noch einmal ins Bad gerast war, um eine Notration Tampons in meine Tasche zu werfen, bekam ich nur sehr gedämpft denWortlaut der Zwangsunterhaltung mit, die in etwa so vonstatten ging:
    »Guten Abend.« (Das war Hans’ Stimme.)
    »Hi.« (Tom, ganz locker, jaja.)
    »Ich bin Hans.«
    »Tom.«
    Kleine

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