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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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Händchen und berichtete verwirrt und mit einigen Ausfällen von den Vorkommnissen der letzten vierundzwanzig Stunden, obwohl das eigentlich niemanden hier etwas anging. Vom Brief des Schäfers und daß das Daily-Soap-Schreiben wirklich ein hartes Geschäft sei, was ich früher nie für möglich gehalten hätte, und was man sich alles gefallen lassen müsse, fast wäre ich noch zu spät gekommen, der Ärger wegen des Briefes …
    Ich verstummte. Was tat ich hier eigentlich? Erzählte einer völlig fremden Frau langweilige Dinge, die sie auch noch mit interessiertem Nicken kommentierte, während mein Exgeliebter hölzern danebenstand und einen ungewöhnlich tumben Eindruck machte.
    Ich beherrschte die Kunst des Parlierens nicht besonders gut. Ich wußte nicht, was man sagte, wenn Pausen einzutreten drohten, kannte außer dem obligatorischen Was machen Sie denn so? und Woher kennen Sie den Gastgeber? keine Themen, die ebenso unterhaltsam wie unverfänglich waren, und vor allem hatte ich keine Ahnung, wie man sich am besten aus dem Staub machte, wenn man eigentlich keinen Sinn mehr darin sah, noch länger mit denselben Leuten smallzutalken.
    Ich riskierte einen Blick auf Jan. Der stand wie versteinert da, doch dann küßte mich die Muse, ein wahrer Genieblitz durchzuckte mich, als ich laut und deutlich sagte: »Ich hole mir dann mal was zu trinken« – und leichtfüßig zur improvisierten Bar hüpfte.
    Mein Herz pumpte in einem Affentempo Unmengen von Blut durch meinen Körper. Ich griff mir die nächstbeste Sektflasche und schenkte mir ein Glas ein. Greta, dachte ich, du mußt doch mit Greta anstoßen! Ich irrte durchs Haus, fand das Geburtstagskindschließlich oben beim Baby, das es sich zur Maxime gemacht hatte, zu besonderen Anlässen partout nicht einschlafen zu wollen.
    »Anstoßen!« Es war das einzige Wort, das ich hervorbrachte, da legte Greta auch schon ihren Arm um mich.
    »Wir sind zwei armselige Gestalten, was?« Sie drückte mich leicht von sich weg und sah mich an. »Die Sache mit dem Gutschein ist übrigens großartig!«
    »Ja? Du machst es?«
    »Ich wüßte nicht, worauf ich mich in nächster Zeit mehr freue.«
    Es war erstaunlich: Aber seit ich im Raum war, lag Mäxchen mucksmäuschenstill in seinem Bettchen, was ich als positives Zeichen für unseren gemeinsamen Neuanfang wertete. Ich reichte Greta mein Glas, sie nahm einen Schluck, dann trank ich, so ging es hin und her, bis das Glas leer war.
    »Ich könnte Jan umbringen«, sagte ich schließlich und meinte es auch so.
    »Kein Mann ist es wert, daß man sich die Mühe macht. Stell dir vor – die ganze Sauerei mit dem Blut.«
    Ich lachte, obwohl mir eher nach Weinen zumute war.
    »Ich darf mich mit Katharina absabbeln, während er wie ein Hampelmann danebensteht und den Mund nicht aufkriegt.«
    »Geh ihm doch einfach aus dem Weg. Sind schließlich genügend Leute da.«
    »Ja. Annette zum Beispiel. Kannst du mir mal sagen, warum ihr die dumme Kuh jedesmal einladet?« Ich angelte mir Mäxchens kleinen Finger, der aus dem Gitterbett hervorlugte und streichelte ihn sanft.
    »Sie gehört irgendwie dazu«, sagte Greta entschuldigend. »Bestimmt würde sie krepieren, wenn man sie einfach ausschließen würde.«
    »Na und? Ich krepiere auch! Weißt du, der Typ macht mich wahnsinnig. Ich hab nur Sex im Kopf, wenn ich ihn sehe.«
    »Ein Phänomen«, murmelte Greta, und ich wußte nicht genau, wie sie es meinte. Ob es ein Phänomen war, nur an Sex zu denken, oder ob dieser Lulatsch speziell das Phänomen war.
    Es klingelte unten an der Tür. Greta sprang sofort auf.
    »Kommst du …?« fragte sie.
    »Ich bleibe noch ein wenig bei Mäxchen. Seine Babyhaut genießen. Stell dir vor – in wenigen Jahren werden hier überall diese Pubertätspickel sprießen!«
    »Ja. Natürlich.« Greta grinste mich an und ging aus dem Zimmer.
    Da saß ich nun – allein mit dem süßlich-sauren Geruch eines Babys – und starrte das Mobile an, das von der Decke baumelte. Hellblaue Dreiecke, dazwischen rote und gelbe Kreise, sanft schwangen sie hin und her, als könne sie niemals irgend etwas erschüttern. Ich leckte den letzten Tropfen Sekt aus dem Glas und dachte, wenn du den ganzen Abend hier hockenbleibst, ersparst du dir viele unangenehme Situationen. Mäxchens Augen fielen jetzt zu, und schon fing er selig an zu röcheln.
    Ich hörte Schritte auf der Treppe, vermutete Greta, vielleicht war es auch Micha, Greta ging doch nicht so forsch, und dann stand Jan vor mir. Wie

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