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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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liebte, und trotzdem schaffte sie nicht den entscheidenden Schritt. Wenigstens hatte ich in meiner jüngsten Vergangenheit ab und zu ein nettes Erlebnis gehabt.
    »Was ist eigentlich mit deinem Geburtstag?« fragte ich sie.
    Greta hob die Achseln und steckte Mäxchen, der gerade ernsthaft zu nerven anfing, einen Schnuller in den Mund, schaute mich dann schräg von unten an. »Das mit der Fete ist vielleicht doch nicht so eine gute Idee.«
    »Warum denn nicht? Oder hat Micha etwa was dagegen?«
    Greta reagierte nicht, was ich ja wohl als Zeichen ihrer Zustimmung verstehen durfte.
    »Laß dir das nicht gefallen. Du wirst nur einmal dreißig.«
    »Es ist ein Horror, dreißig zu werden!« Greta sah so jung und süß aus, daß ich einfach lachen mußte.
    »Stell dir vor: Irgendwann wirst du vierzig und dann fünfzig, und dann fängst du an zu schwitzen, trocknest aus und mußt auch damit klarkommen.«
    »Und wie kommst du damit klar?«
    »Ich weiß nicht …«, sagte ich. »Ich vögele mich mit Idioten durch die Gegend, während sich mein Mitbewohner und Exfreund die Socken von einer anderen waschen läßt, beruflich stehe ich am Anfang und habe noch nicht mal ein Mäxchen.« Ich blickte auf den kleinen Kerl runter, der jetzt zufrieden vor sich hinnuckelte, guckte dann Greta an. »Ist das etwa beneidenswert?«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was beneidenswert ist.«
    Also hörten wir einfach auf, uns weiter den Kopf zu zerbrechen, klapperten lieber noch ein paar Geschäfte ab. In einem kleinen Laden erstand ich schließlich einen wunderschönen ovalen Tisch aus Buche zu einem akzeptablen Preis, und dann sagte ich Greta mit aller mir zur Verfügung stehenden Ernsthaftigkeit, daß ich am liebsten ganz mit ihr zusammenziehen würde.
    »Auch mit diesem Monster hier?«
    »Mit allen Konsequenzen!«
    Sie wollte es sich überlegen.
    Die Party fand an einem Freitag statt.
    Zunächst wurde in aller Herrgottsfrühe mein neuer Tisch angeliefert, dann flatterte der erste Rüffel-Brief des Schäfers ins Haus: So ginge das ja nun nicht! Zwar habe bisher kein Fremdling derart treffend die Sprache der Figuren imitiert, aber, um nur ein Beispiel zu nennen, Herr Hufknecht würde nie und nimmer sein Mittagessen im »Chez Salvatore« einnehmen, weil er doch mit dem Chef des Franco-Italieners bis aufs Blut verfeindet sei, das hätte ich ja nun wirklich wissen müssen, außerdem würde er niemals zur Begrüßung »Bonjour« und zum Abschied »Arrivederci« sagen, seine nicht vorhandene Bildung lasse das gar nicht zu, und überhaupt:Überarbeitung bis zum zehnten. Anbei eine fünfseitige Liste mit tausendundeiner Anmerkung zu fast jeder Szene.
    Mich interessierte das alles nicht besonders. Ich dachte sowieso nur an die bevorstehende Party. An Katharina und Jan, das traute Paar … Na gut, ich hatte in der Zwischenzeit ein paarmal mit dem Göttergatten telefoniert, aber ich war einfach nur cool gewesen, weil ich die Situation anders nicht ertragen konnte. Ansonsten redete ich mir unter Aufbietung all meiner Kräfte eine Hans-Verliebtheit ein. Seit unserer Orgie auf italienisch trafen wir uns regelmäßig, wir unterhielten uns meist ziemlich angeregt und wenig erregt (jedenfalls war das bei mir der Fall), und ich brauchte jedesmal eine Ewigkeit, bis ich mit ihm ins Bett steigen konnte. Trotzdem lenkte er mich in gewisser Weise von meinem Jan-Liebeskummer ab, und eigentlich konnte ich heilfroh sein, daß Hans und Paul sich im Doppelpack erbarmten, mich zur Fete zu begleiten.
    Schon seit einer Ewigkeit hatte ich darüber nachgegrübelt, was ich Greta zu ihrem dreißigsten schenken sollte. Parfum, einen Picknickkorb, vielleicht ein Schmuckstück, dann entschied ich mich für einen Gutschein über drei Wochen Wohnrecht bei mir – das war der Zeitraum, in dem Tom in diesem Jahr mit seiner Juristenclique nach Kanada fuhr.
    Um Jan und mich und die ganze Geburtstagsbagage nicht in Verlegenheit zu bringen, zog ich ein schlichtes, aber elegantes Kleid an, unter das Jan noch nicht seinen Kopf gesteckt hatte; Hans spielte wieder Kapuze.
    »Hättest deinen Pulli wenigstens mal in die Waschmaschine tun können«, sagte ich und zog ihn neckend an seiner Kapuze.
    Während Hans’ Miene augenblicklich zu Stein wurde, bekam Paul hinten im Auto einen Lachkrampf.
    »Der ist sauber.«
    »Irrtum. Hier hinten klebt ein angetrockneter Milchfleck«, behauptete ich und fand mich kein bißchen gemein.
    Hans machte sich nicht die Mühe nachzusehen, ob ich die Wahrheit gesagt

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