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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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dozierte ich, »anschließend erstellen die Dialogbuchautoren nach diesen Vorlagen die Bücher.«
    »Und was machst du?«
    »Ich schreibe Dialoge.«
    »Oh, das hört sich interessant an!«
    »Na ja«, sagte ich, und dann stand plötzlich Jan neben uns, was mir entgegen all meinen Vorsätzen ganz seifenopernmäßig das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es wäre wirklich ein guter Cliff gewesen, aber da wir nicht im Fernsehen waren, schaute ich aufseinen Teller, wo allerlei fischiger Kram herumzappelte, und kam Gott sei Dank auf die glorreiche Idee, mich mit einem »Mmm, wie lecker!« Richtung Büfett aus dem Staub zu machen.
    Ich hätte heulen mögen. Liebeskummer ja, Liebeskummer nein – natürlich hatte ich Liebeskummer, und mir mit Sekt den Verstand wegzutrinken war mit Sicherheit auch keine Lösung.
    Hans tauchte wie aus dem Nichts auf und legte mir den Arm um die Taille.
    »Wo warst du denn die ganze Zeit?«
    »Kind zu Bett bringen.«
    »So lange?«
    »Hast du schon mal ein Kind zu Bett gebracht?« fuhr ich ihn an und wandte mich dem Meeresfrüchtesalat zu. Armer Kerl. Konnte ja nichts dafür, daß ich noch vor ein paar Minuten in Anwesenheit eines Babys Sex gehabt hatte. Da jedoch im selben Moment die Musik auf volle Lautstärke gestellt wurde, verstand ich nicht, was er noch sagte.
    »Tanzen?« brüllte er mir dann ins Ohr und kraulte kurz meinen Nacken, was ich besonders gern mochte.
    »Ja, gleich. Laß mich nur erst essen.«
    Ich hatte auf einmal das dringende Bedürfnis, meinen Magen mit wer weiß was zu füllen, andererseits fand ich die Tanzidee gar nicht schlecht. Tanzen machte mich immer glücklich. Es war die beste Therapie, um einen Mann zu vergessen und sich einen anderen einzureden.
    Paul kam jetzt ebenfalls anmarschiert. Mit schon alkoholschwerer Zunge wollte er ein ernsthaftes Gespräch über eines dieser Killerviren in Afrika führen, was ich sofort abblockte, ein Shrimpchen für die Mami, eins in Gedanken an den Ex-Jan, aber Paul plapperte in mein Ohr, daß es eine Freude war. Wie das eigentlich mit den BH-Körbchengrößen funktioniere, wechselte er abrupt das Thema. »Was hast du denn für eine Größe – nur mal zum Beispiel? 75 C? 90 D?«
    »Bist du jetzt völlig durchgedreht?« fragte ich kauend.
    »Nö.«
    »Er ist verliebt.« Hans beugte sich über seine Schulter und verschlangmit krachenden Geräuschen eine Handvoll Salzstangen.
    »Jetzt mal im Ernst. Wofür steht die Zahl?«
    »Brustkorbumfang«, gab ich lahm zurück.
    »Und die Buchstaben?«
    »Körbchengröße. Je weiter vorn der Buchstaben im Alphabet, desto kleiner der Busen.«
    »Also ist Z der größte?«
    »Schon möglich.«
    »Trägst du manchmal Wonderbra?« nervte Paul kleinkindmäßig weiter.
    »Brabrabra!« machte Hans dazu und grinste derart einfältig, daß ich es schwer haben würde, überhaupt irgendwelche Verliebtheitsgefühle neu aufzubauen.
    Annette stolzierte vorüber; sie grinste affektiert, drehte uns dann ihren Rücken und Po zu, die beide in einem silbrigen Fummel steckten. Wo war eigentlich Greta? Micha?
    Paul stieß mich in die Seite, kicherte albern, während er weiterhin BH-Größen rezitierte.
    »Du hast zuviel getrunken«, sagte ich.
    »Trägst du nun so ein Wunderding oder nicht?«
    »Ich stehe nicht auf Kunsttitten.«
    Mittlerweile war mir klar, daß Paul einfach nur einen Vorwand suchte, um von seiner neuen Flamme anzufangen, und das ging mir ziemlich auf die Nerven.
    »Also!« Er griff nach der Sektflasche und schenkte uns allen nach.
    »Wenn du eine Frau wärst …« Er gluckste vor Vergnügen. Ich guckte derweil zu Jan rüber, der am anderen Ende des Zimmers stand und sich mit einer gutaussehenden Dunkelhaarigen, die vermutlich aus der Micha-Fraktion kam, unterhielt. »… he, Katja!« Paul wiederholte seinen unsanften Rippenstoß. »Würdest du dich über einen Wonderbra freuen, wenn du eine Frau wärst?«
    »Ja. Klar«, sagte ich, bloß damit sein Gelaber endlich ein Ende hatte.
    »Sie ist eine Frau«, klärte jetzt Hans seinen Freund auf, aber dieser schien sich nicht weiter dafür zu interessieren.
    »Und würdest du mal mit ins Geschäft kommen? Zwecks Beratung?«
    Ich knallte meinen Teller hin und ließ Paul einfach stehen – Körbchengröße hin, Körbchengröße her. Ich hätte ihm raten sollen, sich bei Jan zu erkundigen, der hatte meine Größenverhältnisse sicherlich noch von vorhin bestens im Kopf.
    Ein paar Leute tanzten schon im Wohnzimmer. Ich gesellte mich zu ihnen und schloß

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