Lisa findet ihren Herrn (German Edition)
antworten“, sagt Frank. „Vielleicht übertreibe ich ja, wenn ich das so sehe und auf unsere erste Begegnung sehr euphorisch reagiere.“ Er steht auf, kommt auf sie zu und küsst sie sanft hinter das Ohr. Dann setzt er sich wieder.
„Hast du damit zu tun?“
„Was meinst du?“, fragt er. „Mit was soll ich zu tun haben?“ Fast klingt seine Frage leicht provokativ.
„Na ja, mit Dominanz und so ... Also ich meine, bist du dominant?“
Frank lacht.
„Du meinst, ob ich auf SM stehe … und dies auch betreibe?“
Lisa sieht ihn an, nickt.
„Klar, sonst würde ich das nicht ansprechen. Meine letzte Freundin hat sich auch als meine Sub bezeichnet. Wir hatten allerhand zusammen ausprobiert und viel Spaß miteinander.“
„Und – wieso ist sie nicht mehr deine Freundin?“
„Wie das Leben so ist. Wir haben uns getrennt. Das ist alles.“
„Ich hoffe, du erzählst mir mal mehr davon … ich meine, von dir. Ich weiß ja gar nichts von dir. Du bist mein neuer Nachbar, sprichst mich auf der Straße an, trägst mir die Tasche nach Hause und gehst mit mir ins Bett. Das ist unglaublich! Ich muss verrückt sein!“
„Und bindet dir die Hände zusammen und fragt dich, ob du auf Sado-Maso stehst …!“ setzt Frank Lisas Rede lachend fort. „Es ist unglaublich!“
Beide lachen. Frank hebt sein Glas, Lisa stößt mit ihm an, trinkt, schüttelt den Kopf.
„Ich hoffe, das macht dich nicht übermütig. Ich muss ja zugeben, dass deine Überraschung eine schöne Wendung war; ist ja nicht mein bester Tag heute.“
„Wenn man ganz unten ist, kann es nur noch bergauf gehen …“, stellt Frank sachlich fest. „Und nun komm, ich möchte dich nochmal richtig in den Arm nehmen!“
***
Dem Sturz vom Fahrrad folgt der Sprung ins kalte Wasser, in eine neue Beziehung besonderer Art. Lisa wundert sich, dass sie nun schon seit geraumer Zeit eine neue Gewohnheit genießt und sich sogar glücklich damit fühlt. Wenn sie abends nach Hause kommt, findet sie meist einen Zettel auf dem Küchentisch, der eine Anweisung für sie enthält. Frank ist also schon da, weiß sie, wenngleich er sich in seiner Wohnung aufhält, die sich eine Etage darüber und auf der gegenüberliegenden Seite des Treppenhauses befindet.
Ich erwarte dich um 19.30h. Du trägst den Catsuit und Deinen Kettengürtel. Bis dann. Kuss Frank.
Lisa spürt ein kribbelndes Gefühl in der Magengegend. Die Müdigkeit, die sie aus dem Büro hinaus getragen hat, ist wie weggeblasen. Sie blickt zur Uhr, die 18.58h zeigt.
Oh, mein Gott. Das ist ja gar nicht zu schaffen.
Aber schon baumelt der Mantel am Kleiderbügel an der Garderobenstange, ist sie aus den Schuhen geschlüpft und strammen Schritts auf dem Weg zum Bad.
Sie wartet nicht, bis das Wasser die ansonsten geforderte Temperatur hat, mit dem Aufdrehen des Wasserhahns steht sie bereits unter der Brause, aus der das Wasser anfangs recht kühl auf sie herunter rauscht. Egal , denkt sie, das musst du aushalten . Und schon spürt sie die Konzentration, die ihre Gedanken auf Frank fokussieren, den sie in wenigen Minuten sehr formal als „Mein Herr“ ansprechen wird.
Du bist ja total bekloppt , meldet sich ihr anderes Ich, die Vernunft, die doch grundsätzlich ihr Leben bestimmt. Das ganze Getue nur darum, dass es ein bisschen prickelt, als ob guter Sex solche Spielchen nötig hätte . Lisa ist vollkommen eingeseift und sieht den Schaumstrudeln nach, die im Wasserfluss kreisförmig ihrer Bahn in den Abfluss folgen. Nicht so nüchtern, nicht so abgeklärt und lustfeindlich , drängen sich andere Gedanken ins Bewusstsein, das möchtest du doch, klare Strukturen, auch in der Liebe, auch beim Sex, einen Rahmen, in dem du dich vollkommen fallen lassen kannst, vollkommen aufgehen, weil da jemand ist, der führt, fordert und hält. Das ist es doch: Hingabe als ein Geschenk und nicht als freier Fall. Ein Geschenk, zu dem ich mich entscheide, auf das ich mich vorbereite, als Geschenk, als das ich mich selbst sehe und empfinde, ein Ritual, das mich erhebt, indem ich meinem Herrn zur Verfügung stehe und ihm diene …
Ein Schmarrn ist das , trompetet lautstark die erste Stimme wieder, meinem Herrn dienen und zur Verfügung stehen ... zu was überhaupt?
Während Lisa sich mit raschen Bewegungen eincremt, schießen ihr immer noch die widersprüchlichsten Gedanken durch den Kopf. Es ist sehr erfüllend für mich, wenn ich nichts verlange und dafür die absolute Befriedigung bekomme. Eine andere
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