Lisa geht zum Teufel (German Edition)
Boden. »Gutes Holz. Schöne Resonanz«, sagte Delia mit Zuversicht und Vorfreude.
Rafael verdrehte die Augen. Bei dem Gedanken an ihre bevorstehenden Aufgaben wurde ihm ganz schwummrig. Hatte Delia ihm nicht einmal erzählt, dass sie eine Zeitlang auch als Domina gearbeitet hatte? Dann musste Lisa sich jetzt wohl warm anziehen.
Wie Lisa schon von weitem erkennen konnte, warteten Claudia, Alex, Vroni und Stefan bereits an Bord von Stefans neuer Yacht auf sie. Lisa war jetzt aber beim besten Willen nicht nach einem Ausflug hinaus aufs Meer zumute. Mit frischen Wunden, auch wenn sie seelischer Natur waren, würden ihr weder der Fahrtwind noch das kühle Salzwasser, falls sie wie üblich in einer Bucht ankern und baden gehen würden, guttun. Felipe war also in Spiellaune, genau wie früher. Schikanen und Druck an allen Ecken und Enden. Allein schon die Erinnerung daran regte sie auf, und der wurde schicksalhaft nun auch noch nachgeholfen: Ausgerechnet jetzt musste die »Comunidad« vor ihren Augen einen Wagen am Bootssteg, der zu Stefans Yacht führte, abschleppen lassen. Ein Déjà-vu. Ihren ersten Scheidungstermin vor Gericht hatte Lisa verpasst, weil er ihr Auto hatte abschleppen lassen. Einen schlechteren Eindruck, als beim ersten Gerichtstermin gar nicht erst zu erscheinen, konnte man bei einem Richter wohl kaum machen. Hauptsache, er konnte sie ärgern. Und diesen Ärger sah man ihr offenkundig an.
»Hast du schlecht geschlafen?«, fragte Claudia unverblümt gleich zur Begrüßung und so besorgt, dass Vroni, Alex und Stefan sie ebenfalls neugierig musterten.
Warum lange um den heißen Brei herumreden, dachte Lisa sich. »Felipe!« Das brachte alles auf den Punkt.
»Ist er etwa hier?« Vronis Augen weiteten sich sensationslüstern. Das Journalistinnen-Gen. Wer gelegentlich für das Feuilleton einer lokalen Zeitung schrieb, blühte förmlich auf, wenn es nach Skandal und Leid roch, auch wenn es das der besten Freundin war.
»Er hat zwei schräge Typen bei mir einquartiert«, erklärte Lisa.
»Du meinst diesen Andreas und Mercedes«, mutmaßte Claudia.
»Nein! Einen zotteligen Alten und eine abgetakelte Holländerin, die angeblich seine Frau ist.«
»Öfter mal was Neues«, kommentierte Vroni und schüttelte den Kopf.
»Jetzt trink erst mal was.« Alex reichte Lisa ein Glas Champagner, den sie für gewöhnlich tranken, bevor sie das erste Mal im gemeinsamen Urlaub in See stachen.
»Mein Gott, du zitterst ja«, stellte Claudia besorgt fest. Bei einer Arzttochter, die als OP-Schwester in der Berliner Charité arbeitete, war man auch immer gleich Patient. »Ich hab Rescue-Tropfen dabei«, schlug sie vor. Als ob Bachblüten gegen Felipes Teufeleien helfen würden.
»Und wenn du dir einen Anwalt nimmst?«, meinte Stefan, wahrscheinlich in Unkenntnis ihrer bisherigen juristischen Kriegszüge gegen Felipe. »Ich kenne einen guten.«
»Ha!« Lisa musste sich zusammenreißen, um nicht gleich loszulachen. Anwälte auf Felipe zu hetzen, auch wenn Stefan angesichts seiner Millionen im Rücken bestimmt exzellente Kontakte hatte, würde absolut nichts bringen.
»Vergiss es!«, wies Vroni ihn zurecht. Sie hatte das Debakel damals ja mitbekommen.
»Irgendetwas stimmt da nicht«, überlegte Claudia laut. »Was will er? Warum macht er das erst jetzt?«
Lisa hatte keine Ahnung und zuckte hilflos mit den Schultern. »Auf alle Fälle sind die beiden nie und nimmer Freunde von ihm. Er hat sie bestimmt gekauft. Er kauft sich doch sowieso jeden.«
»Und wenn du offen mit ihnen redest?«, fragte Alex, zog aber seine Frage unter Claudias genervtem Blick augenblicklich zurück. »Blöde Idee, ich weiß!«
»Spionieren wir ihnen nach. Sie kennen uns nicht. Vielleicht finden wir so heraus, was sie vorhaben«, schlug Vroni spontan vor.
»Und der Segelausflug?«, mokierte sich Stefan.
»Der fällt dann heute eben ins Wasser. Wir haben ja noch vier Wochen, Schatzi.«
So wie es aussah, hatte Vroni trotz Leggings bei Stefan wohl die Hosen an.
»Ich komm mit.« Claudia übte sich in Solidarität.
»Ich auch«, schloss sich Alex an.
»Stefans Jeep hat getönte Scheiben«, sagte Vroni und blickte zu ihrem Schatz, der brav nickte.
»Na, dann mal los!«, blies Claudia zum Angriff.
Angesichts ihrer Gewalttour durch verschiedene Klamottenläden jenseits der teuren Einkaufsmeilen verstand Rafael nur allzu gut, warum Delia so geschafft war. Kaum hatte sie die Tür zu ihrer Wohnung aufgeschlossen, sank sie erschöpft, aber offenbar
Weitere Kostenlose Bücher