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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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Das wäre ja noch schöner, sich ausgerechnet Gedanken über ihn zu machen. Da hielt sie sich lieber an den Blumenstrauß und inhalierte den Duft der apricotfarbenen Rosen. So große Blüten hatte sie zuletzt im Generalife, den berühmten Gartenanlagen der Alhambra in Granada, gesehen. Dummer Gedanke, denn dort war sie ausgerechnet mit Felipe gewesen, an einem wunderschönen Frühjahrstag am Anfang ihrer Ehe. Damals hatte er gesagt, dass sie viel schöner sei als die schönste Rose dieses Gartens. Sofort legte Lisa den Blumenstrauß zur Seite und nahm sich vor, von nun an Urlaubsroutine einkehren zu lassen, in ihrem Haus, das sie für nichts in der Welt eintauschen würde.

Kapitel 4
    Der Weg zu Lisas Haus fühlte sich an wie der Gang nach Canossa. Rafael hatte trotz relativ angenehmer Temperaturen das Gefühl, dass seine Beine immer schwerer wurden und sich seine Schritte zusehends verlangsamten, was nicht zuletzt an Delias Leihgabe, einem unförmigen, altertümlichen Koffer aus Leder lag, den er bergauf schleppte. Er kannte die Gegend. Wie oft hatte er sich hier schon demütigen lassen müssen. Hier wohnten die Gewinner, die nur die Sonnenseite des Lebens sahen und sehen wollten. Dennoch fühlte er sich schlecht bei dem Gedanken, jemanden aus seinem Haus zu vertreiben. Roberta hingegen hüpfte vergnügt auf Mauervorsprünge, steckte neugierig ihren Kopf durch Zäune, an denen sie vorbeiliefen, und maunzte in freudiger Erwartung darauf, dass er ihr etwas Leckeres herbeizaubern würde. Auch Delia schien mittlerweile zu überlegen, ob es richtig war, was sie da vorhatten. Wäre sie sonst die ganze Zeit so schweigsam neben ihm hergelaufen? Die Anzahlung hatten sie nun in der Tasche. Ganz diskret war es in der Tapas-Bar, in der sie sich gestern kennengelernt hatten, zur Geldübergabe in zwei Umschlägen gekommen. Der Deal war also perfekt. Sie sollten ordentlich Lärm machen, hatte Andreas ihnen vorgeschlagen: laut Musik hören, die Treppen auf und ab laufen oder Essensreste vergammeln lassen. Allein bei dem Gedanken daran wurde ihm schlecht. Es war eine Sache, gelegentlich die Nase in eine Mülltonne zu stecken, aber eine andere, in einer zu leben. Nur noch wenige Meter bis zum Haus.
    »Und wie wollen wir uns vorstellen?«, fragte er Delia.
    »Wie Andreas gesagt hat. Ich bin deine Frau. Wir sind aus Madrid. Erst machen wir Urlaub, und dann kommen wir darauf, dass es uns hier gut gefällt und wir das Haus kaufen wollen.«
    »Das glaubt sie uns doch nie im Leben«, protestierte Rafael mit Inbrunst.
    »So wie du rumläufst … Wir hätten noch ein paar Sachen für dich einkaufen sollen, aber nein, das wolltest du ja nicht.«
    »Du weißt genau, wofür ich das Geld brauche«, unterbrach er sie und erinnerte sich zugleich daran, warum er sich zu dieser Unternehmung hatte breitschlagen lassen. Er tat es für Carmen. Neue Kleidung konnte warten.
    »Sollen wir klingeln?«, fragte er.
    »Wozu haben wir denn den Schlüssel? Der passt auch besser zu unserer Geschichte.«
    »Ist das nicht etwas unhöflich?«, gab Rafael zu bedenken.
    Nun überlegte Delia doch. Roberta hingegen brauchte weder Schlüssel noch Klingel. Sie duckte sich und schlüpfte unter dem Gartentor hindurch. Rafael lugte durch den Zaun und entdeckte Lisa in einem Liegestuhl unter schattenspendenden Bäumen. Anhänglich, wie Roberta nun mal war, wollte sie wohl sofort Freundschaft mit Lisa schließen und lief auf sie zu.
    »Hoffentlich mag sie Katzen«, sagte er.
    Delia zuckte nur mit den Schultern. »Jetzt schließ schon auf«, verlangte sie.
    In dem Moment ertönte ein markerschütternder spitzer Aufschrei vom Grundstück her. Schon war Rafaels Kopf an der Lücke im Zaun, durch die man in den Garten der Villa sehen konnte. Lisa stand neben der Liege und gestikulierte wild.
    »Geh weg! Geh weg!«, herrschte sie Roberta an, die das natürlich nicht verstand und solche Situationen auch nicht kannte. Bisher hatte sie noch nie jemand weggeschickt. Wie konnte man nur so hysterisch sein. Nun flog der erste Apfel in Richtung seiner Katze. Um ein Haar hätte Lisa sie auch noch getroffen. Roberta sah darin wohl eine Aufforderung zum Spiel, jedenfalls fing sie an, der Frau nachzulaufen. Eines stand jedenfalls fest. Lisa konnte gar kein guter Mensch sein. Sie mochte keine Katzen.
    Der Angriff des Miniaturtigers mit dämonisch funkelnden gelben Augen erfolgte wie aus dem Nichts und riss Lisa abrupt aus ihrer Urlaubslektüre, ausgerechnet, als es spannend wurde: Mario Vargas

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