Lisa geht zum Teufel (German Edition)
Domina unter einem Dach leben?«
»Das ist nicht dein Ernst.«
Delia lächelte nur verwegen, bevor sie auf die Tüte sah, ihren Blick zurück zum Schrank schweifen ließ und für einen Moment überlegte. »Ah, die Flamencoschuhe und die Kastagnetten. Hätt ich um ein Haar vergessen.«
Eine grandiose Idee. Damit konnte man einen Höllenlärm machen.
»Wir sollten noch ein paar Lebensmittel kaufen«, schlug sie vor.
»Zum Essen? Oder denkst du schon wieder an unsere Mission?«, fragte Rafael etwas verunsichert.
»An was denn sonst?« Delia schien auch jenseits der Bettkante recht kreativ zu sein. Und diese Kreativität war irgendwie ansteckend.
»Magst du Knoblauch?«, fragte er und ertappte sich nun selbst bei einem fiesen Grinsen.
»So gefällst du mir, mein Lieber«, erwiderte sie und freute sich womöglich darüber, dass er soeben seine sadistische Ader entdeckt hatte.
»Einsatz in Marbella.« Den Lolly hatte ihr Fahrer, Claudias Mann, ja bereits im Mund – wie Kojak, nur dass er noch keine Vollglatze hatte. Alex erweckte bei Lisa den Eindruck, als wäre er voll in seinem Element. Wer Chef eines Schlüssel- und Wachdienstes war und sich daheim in Deutschland bei täglicher Büroroutine langweilte, sehnte sich bestimmt nach Abenteuern dieser Art, mutmaßte Lisa, während Vroni, die neben ihr auf der Rückbank saß, hektisch mit einem Flamencofächer wedelte, um für etwas Abkühlung im Wagen zu sorgen. Die Hitze in Stefans Jeep war trotz getönter Scheiben kaum noch auszuhalten, und dank Vronis Blasenschwäche blieb die Klimaanlage aus.
»Endlich ist mal was los!« Schon zweimal hatte Alex das ziemlich euphorisiert herausposaunt.
Schön für ihn! Wenigstens einer kam im Urlaub auf seine Kosten. Claudias Idee, Rafael und Delia nachzuspionieren, hatte sich trotzdem ausgezahlt. Nach einer Stunde in brütender Hitze und sicherer Distanz zum Eingang ihres Hauses waren die beiden endlich herausgekommen und zur nächsten Bushaltestelle gelaufen, von wo aus sie ins Zentrum fuhren. Gott sei Dank nur wenige Haltestellen. Der Busfahrer musste sich bestimmt verfolgt gefühlt haben. Ein Jeep, der synchron mit dem Bus an jeder »Parada« hielt, war mehr als merkwürdig. An der fünften Haltestelle waren Rafael und Delia ausgestiegen und in Richtung enger Gässchen entfleucht, was eine Verfolgung mit dem Wagen nicht gerade leichter machte. Nun warteten sie bereits seit einer weiteren Stunde vor einem rosafarbenen Haus älteren Baujahrs in der Calle Escuelas. Dort musste Delia wohnen, zumindest schloss Alex das daraus, dass sie es war, die die Haustür aufgeschlossen hatte. Endlich tat sich etwas.
»Sie kommen«, bellte Claudia hysterisch.
Alex ließ sofort den Motor an.
Was um Himmels willen schleppten sie nur alles aus dieser Wohnung? Zwei prall gefüllte IKEA-Tüten hingen an den starken Schultern eines kräftigen Mannes. Wo kam der denn auf einmal her? Lisa musste gleich zweimal hinsehen. Rafael! Und kaum wiederzuerkennen. Vom Zottelbär zum zivilisierten Menschen in knapp einer Stunde. Das war Evolution im Zeitraffer, und der Zopf, der sein langes Haar nach hinten bändigte, stand ihm auch noch ausgesprochen gut.
»Die wollen sich bei dir für länger einnisten. Wetten?«
Vroni hatte eben ihre schlimmsten Befürchtungen ausgesprochen, und die Wut auf Felipe wuchs im Sekundentakt.
»Wir könnten sie ja fragen, ob wir sie ein Stück mitnehmen sollen. Das schleppt der doch niemals die zehn Kilometer zurück«, überlegte Alex, täuschte sich aber hinsichtlich der Entfernungsangabe. Bis zur Calle Serenata, sprich zum nächsten Mercadona – der hierzulande bekanntesten Supermarktkette –, auf den die beiden zusteuerten, waren es nämlich nicht einmal hundert Meter.
»Die decken sich jetzt bestimmt noch fett mit Proviant ein«, mutmaßte Claudia, doch damit lag sie falsch. Delia und Rafael verschwanden in einem kleinen Laden schräg gegenüber, in dem es, dem Schild nach zu urteilen, Tiernahrung zu kaufen gab. Mittlerweile wurde die Hitze im Wagen, der an der Hauptstraße vor dem Supermarkt parkte, unerträglich. Außerdem regte Lisa Vronis hektisches Wedeln tierisch auf. Warme Luft und zugleich ihr viel zu intensives Parfüm im Auto zu verteilen sorgte für süße Schwüle und kam einem Saunaaufguss mit ätherischen Ölen gleich. Und kein Ende in Sicht. Wer wusste schon, wo die beiden noch überall einkaufen würden. Das letzte Wasser aus Claudias Zweiliterflasche sprudelte in Alex’ Rachen. Der Arme musste ja
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