Lisa geht zum Teufel (German Edition)
er am Ende gar seinen Sohn vorgeschickt, um die Lage zu sondieren? Auf alle Fälle schien sich ein Krieg zwischen ihm und ihr anzubahnen. Er hatte damals, was das Haus betraf, den Kürzeren gezogen, und er würde es wieder tun, nahm sich Lisa tapfer vor.
»Kommen Sie mir nicht in die Quere. Das Erdgeschoss gehört mir, nur falls Felipe Ihnen das nicht gesagt hat«, stellte Lisa klar.
Rafael nickte nur. Seine Begleiterin hingegen musterte sie so scharf, als wollte sie sie mit den Augen jeden Moment erdolchen.
»Dann gehen wir mal«, sagte Rafael kleinlaut. Sofort schloss sich die Katze ihm an.
»Keine Haustiere!«
»Ihnen gehört das Erdgeschoss, uns das Stockwerk darüber. Verstehen wir uns?«, gab die Frau patzig zurück.
Auch noch frech werden! Lisa spürte, wie sie anfing, innerlich zu kochen. Felipe setzte ihr also irgendwelche Leute ins Haus. Aus reiner Bosheit. Ruhig bleiben! Ruhig bleiben!
»Der Garten gehört auch mir, solange ich hier bin«, fügte sie sicherheitshalber hinzu.
»Schon gut«, erwiderte die Frau und schnappte sich den Koffer.
Ihr Mann zuckte mit den Schultern. Ihm schien das Ganze etwas unangenehm zu sein, doch da konnte Lisa sich auch täuschen. Krieg! Felipe konnte es einfach nicht lassen! Krieg!
Rafael sah sich im spärlich eingerichteten größten Zimmer des ersten Stocks um. Es gab dort gerade mal ein Bett vor einem Holzschrank, eine zusammenklappbare, total verstaubte Pritsche, die wohl seit Jahren nicht mehr benutzt wurde, einen Tisch, zwei Stühle und eine kleine Kommode, an der sich Roberta sogleich das Fell rieb. Zwei weitere Räume waren bis auf wenige Umzugskisten leer. Das Badezimmer hatte eine Wanne und eine Dusche. Wie lange hatte er darauf verzichten müssen? Auch die kleine Küche, ebenfalls einfach möbliert, war der pure Luxus, wenn man seit Jahren nicht mehr gekocht hatte. Erst jetzt wurde Rafael bewusst, dass dieser Deal auch eine Art Urlaub vom Leben auf der Straße war. Es waren zwar wenige, aber schöne Möbel, noch dazu ganz nach seinem Geschmack: robustes dunkles Holz. Rafael strich mit einer Hand darüber, obwohl auch hier alles staubig war. So ein Haus könnte man wunderschön einrichten. Über solche Dinge hatte er lange nicht mehr nachgedacht. Sie erinnerten ihn daran, was er einmal gehabt hatte, ein Zuhause. Und auch wenn diese Lisa sie nicht gerade herzlich begrüßt hatte, gab ihnen das noch lange nicht das Recht, dieser Frau ihr Zuhause zu nehmen.
»Du hättest auch ein bisschen netter zu ihr sein können«, sagte er zu Delia, die sich gerade aus dem nassen Kleid schälte und es auf einem der Bettpfosten zum Trocknen aufhängte.
»Netter? Sei froh, dass sie nicht mit einer Schrotflinte auf uns geschossen hat. Die gleiche Aktion in Texas, und wir wären jetzt tot«, erwiderte sie trocken.
»Wir hätten doch lieber klingeln sollen«, nörgelte Rafael weiter.
»Bedank dich bei Roberta. Sie hat anscheinend das Klingelschild nicht gesehen«, sagte Delia, legte den Koffer aufs Bett und öffnete ihn, um darin nach einem frischen Kleid zu suchen. »Der Garten gehört auch mir«, äffte sie nun Lisa nach. »Der ist die Raffgier doch ins Gesicht geschrieben.«
»Sie kennt uns nicht. Wieso sollte sie freundlich zu Fremden sein?«, gab Rafael zu bedenken.
»Aber sie wird uns noch kennenlernen. Das schwör ich dir.« Delia, die so richtig in Fahrt geraten war, reichte ihm ein Handtuch.
Delias Kampfansage war verständlich. Bisher hatte Andreas’ Personenbeschreibung voll ins Schwarze getroffen.
»Auf alle Fälle ist es schon mal gut zu wissen, dass sie etwas gegen Katzen hat«, sagte Delia energisch.
»Lass Roberta aus dem Spiel. Sie hat schon genug gelitten.« Rafael nahm das Tier hoch. »Nicht wahr, meine Kleine?«
»Ich sagte ja auch nicht Katze, sondern Katzen«, betonte Delia.
Was meinte sie nur damit?
»Wir müssen uns etwas Baldrian besorgen, Milch und ein paar Schüsselchen …«, sagte Delia und grinste dabei so hinterhältig, wie Rafael es noch nie an ihr gesehen hatte.
Baldrian! Oder auch Katzenkraut, wie es im Volksmund hieß, weil die darin enthaltenen Alkaloide wie Sexuallockstoffe auf die meisten Katzen wirkten. Rafael schüttelte den Kopf. »Und wenn sie allergisch ist? Ich meine, ist doch gut möglich, so hysterisch, wie sie reagiert hat.«
»Umso besser«, schlussfolgerte Delia und sah sich im Raum um. Es schien ihr hier immer besser zu gefallen. »Wir haben bestimmt viel Spaß«, sagte sie und stampfte einmal testweise auf den
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