Lisa geht zum Teufel (German Edition)
Llosas »böses Mädchen« kam völlig am Boden zerstört zu dem Mann zurück, der sie über Jahrzehnte obsessiv liebte und einfach nicht von ihr loskam, obwohl sie ihn schlecht behandelte. Danke, Katze, mich beim Lesen zu stören! Das allein war schon unverzeihlich, aber noch viel schlimmer war die ihrer Katzenallergie geschuldete Panik, die allmählich in Lisa hochstieg. Allein schon die Vorstellung, mit Katzenhaaren in Berührung zu kommen, reichte, um Juckreiz am ganzen Körper auszulösen. Sofort hatte Lisa die Warnungen ihrer Großmutter im Ohr. Angeblich hatten Katzenhaare Widerhaken und würden sich tief in die Magenwand und die Gedärme bohren, wenn man sie aus Versehen verschluckte. Und dieses Exemplar hatte es auf sie abgesehen: Es lief zielstrebig auf sie zu. Noch einen Apfel, den sie nach dem Vieh hätte werfen können, hatte sie nicht mehr griffbereit. Da fiel Lisa ein, dass Katzen Wasser verabscheuten. Der Schlauch! Die Rettung war nur einen Katzensprung weit entfernt – im wahrsten Sinne des Wortes, doch das Tier schien ihr den Weg dorthin abschneiden zu wollen. Lisa war aber schneller. Aufdrehen und Gegenangriff! Damit hatte die Mieze nicht gerechnet. Ein ordentlicher Spritzer auf ihre Beine genügte, um sie zu stoppen. Warum nur war diese Katze nicht wasserscheu? Stattdessen setzte sie sich in aller Gemütsruhe ins Gras und leckte sich die Pfoten. Es tat Lisa zwar leid, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als das Wasser erneut aufzudrehen. Der Strahl musste nur härter werden. Diesmal erzielte ihr Wasserwerfer die gewünschte Wirkung. Die Katze rannte zurück zum Tor, von dem sie gekommen war. Geschafft … Moment! Wieso stand die Tür offen? Sie hatte sie doch abgeschlossen. Nun bewegte sich die Tür auch noch. Gut, dass sie den Gartenschlauch, der mittlerweile so kräftig eingestellt war, dass er damit locker als Wasserwerfer bei einer Großdemo eingesetzt werden könnte, noch griffbereit hatte. Allem Anschein nach wollte diese nervige Katze wieder hereinkommen. Ein Präventivschlag konnte nicht schaden. Einfach mal volle Kanne draufhalten. Was sie erwischte, war allerdings ein besonders großes Exemplar einer Katze. Fell hatte das Etwas, das nun mit Sicherheit pudelnass war, jedenfalls auch, zumindest am Kopf und fast schulterlang. Ein Penner! Erst eine Katze und nun auch noch das! Wenn sie den Schlauch schon mal in der Hand hatte, konnte sie ihn auch benutzen. Jemanden nasszuspritzen war ja nicht strafbar.
»Hören Sie auf«, schrie es ihr entgegen.
»Einbrecher! Yolanda! Einbrecher. Hol die Polizei«, rief Lisa so laut sie konnte, in der Hoffnung, dass Yolanda noch da war. »¡Ayuda! Yolanda. Ladrónes!«
»Wir sind keine Einbrecher«, rief eine zweite Stimme, die zu einer Frau gehörte, die neben dem Yeti auf der Bildfläche erschien.
Deutsch – mit holländischem Akzent? Deutsche Einbrecher? Kaum vorstellbar. Lisa drehte das Wasser ab.
»Wir haben einen Schlüssel«, fuhr der inzwischen bis auf die Haut durchnässte Mann fort.
Woher hatte er einen Schlüssel zu ihrem Grundstück? Und warum hatte er einen Koffer dabei? Eine Frage konnte sie sich nun sparen. So zutraulich, wie sich die Katze neben ihn setzte, musste er ihr »Herrchen« sein. Vielleicht träumte sie das alles ja auch nur.
»Dürfen wir näher kommen, ohne dass Sie mit dem Ding da auf uns losgehen?«, fragte die vermeintliche Holländerin.
Erst jetzt bemerkte Lisa, dass sie den Schlauch noch immer angriffsbereit in der Hand hielt. Nun schoss Yolanda durch die Gartentür, das Mobiltelefon in der Hand.
»Alles okay, schätze ich. Falscher Alarm.«
Auch Yolanda musterte die beiden und warf ihr einen fragenden Blick zu.
»Wir sind Freunde von Felipe«, erklärte der Mann und stellte sich als Rafael und seine Begleiterin als seine Frau Delia vor.
Ein Spanier, der mit einer deutschsprachigen Frau mit holländischem Akzent verheiratet war? Ziemlich ungewöhnlich, aber an sich kein Grund zur Aufregung. Lisa regte sich trotzdem auf, weil der Name »Felipe« gefallen war. Von ihm hatten sie also den Schlüssel. »Was wollen Sie hier?«, herrschte sie die beiden an.
»Ein paar Tage hierbleiben. Felipe meinte, das sei okay«, erwiderte der Zottelige.
Schlagartig fiel es Lisa wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Andreas war so naiv gewesen, seinem Vater zu vertrauen. Er hatte ihm erzählt, dass sie hier war. Von wegen gefreut . Am Ende hatte er Felipes Eifer, seiner Ex das Haus abzuluchsen, wieder zum Leben erweckt. Hatte
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