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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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rundum zufrieden in einen massiven Ledersessel, dessen Armlehnen mit furchteinflößenden Totenköpfen verziert waren – ein echtes Schmuckstück, auch wenn es allem Anschein nach ein ausgemustertes Teil aus ihrem Vorleben war, in dem man es sich aber auch ungefesselt bequem machen konnte. Rafael befand, dass er in den neuen Sachen, die sie neben Unterwäsche, T-Shirts und Socken gekauft hatten, wie ein neuer Mensch aussah. Die Jeans und das Hemd passten wie angegossen. Seine bisherige Auswahl an Kleidung hatte sich ja auf das beschränkt, was die »goldene Meile« an getragenen Sachen hergab. Dementsprechend ungewohnt war der neue, moderne Look, aber auch das lange in Vergessenheit geratene gute Gefühl, sich typgerecht zu kleiden.
    »Wenn du dich jetzt noch rasierst und zum Friseur gehst, siehst du wieder aus wie ein Mensch«, sagte Delia sichtlich zufrieden. Sie kannte ihn und wusste, was ihm am besten stand. Hundertzwanzig Euro hatte alles zusammen gekostet. Also blieben noch viertausendachthundertachtzig Euro neben weiteren in Aussicht gestellten fünftausend für Carmens Herzenswunsch. Das müsste reichen.
    »Hilfst du mir mal, den Koffer da oben runterzuheben?«, bat Delia ihn.
    Schon wieder ein so schwerer Lederkoffer. Hoffentlich musste er den nicht auch noch den Berg hinauf zu Lisas Haus schleppen. Ein Taxi war nicht drin. Rafael traute seinen Augen nicht, als Delia den Koffer öffnete, nachdem er ihn auf ihr Bett gelegt hatte. Ein wandelnder Sexshop. Negligés, jede Menge Lack und Leder, plüschbesetzte Handschellen, Dildos, mit denen man locker jemanden erschlagen könnte, Klatschen und Peitschen.
    »Jetzt schau nicht so entsetzt. Damit hab ich mal gutes Geld verdient«, sagte sie trocken und zog einen der Totschläger aus Gummi heraus. Rafael mochte sich noch nicht einmal ansatzweise vorstellen, was sie bei ihren Kunden damit alles angestellt hatte. Delia schien jedenfalls gerade daran zu denken: Sie musterte den Wonnespender made in China eine Zeitlang, fast eine Spur melancholisch, bevor sie ihn achtlos zur Seite legte.
    »Du hast mir nie erzählt, warum du damit aufgehört hast«, sagte Rafael. »Es gibt hier doch bestimmt genug Kundschaft, die auf so was steht.«
    Delia kommentierte seine Frage mit einem kurzen, etwas genervten Seitenblick und wühlte weiter in ihrem Koffer. Sie hielt wieder kurz inne, betrachtete eines der Teile näher, bevor sie auch das zur Seite legte.
    »Weil es mich gelangweilt hat. Verstehst du? Ich hatte keine Lust mehr darauf, Therapeutin zu sein«, brach es dann doch aus ihr heraus.
    »Das nennst du Therapie?« Rafael nahm eine schwarze Reitgerte an sich und beäugte sie misstrauisch.
    »Ja, was denn sonst? Die meisten Kindheitsprobleme kriegst du mit Labern auf der Couch oder mit Tabletten sowieso nicht weg.«
    Rafael deutete auf die Dildos, Handschellen und Peitschen auf dem Bett. »Aber etwa damit?«, fragte er fassungslos.
    »Stell dir vor: Ja! Zumindest symptomatisch. Schmerz und Lust reinigen die Psyche. Man kann sich inneren Druck regelrecht wegsexen«, führte Delia so überzeugend aus, dass Rafael für einen Moment darüber nachdachte, ob ihm das auch etwas geben würde. So ein Lederpaddel als Problemlöser? Möglich. Ein Schmerz überlagerte den anderen. Hatte man früher, als es noch keine Anästhesie gab, Menschen bei Eingriffen am Körper nicht einen Bisskeil in den Mund geschoben? Dieser Zusammenhang leuchtete Rafael unmittelbar ein. Aber körperlicher Schmerz als Bisskeil für die Seele? Ob man dadurch tatsächlich psychische Probleme los wurde?
    »Wegsexen?« Rafael musste gleich noch einmal nachfragen.
    »Bei Spielen dieser Art erreichst du die hintersten Winkel der Seele«, erklärte sie und nickte bedeutungsschwanger.
    »Hatten alle deine speziellen Kunden einen an der Klatsche?«
    »Natürlich nicht. Stressabbau, Kontrollaufgabe als Ausgleich für die Macht, die man im Job hat und eigentlich gar nicht will, die Sucht nach Endorphinen … Es gibt viele Gründe«, fuhr sie fort und zog dabei eine Peitsche heraus, die mit einem geschnitzten Griff versehen war.
    Rafael zuckte regelrecht zusammen, als sie sie ihm hinhielt.
    »Schön, nicht wahr? Handgefertigt«, schwärmte sie, bevor sie die Peitsche in eine riesige Tüte warf, die bereits mit allerlei »Kampfutensilien« gefüllt war.
    »Was willst du damit?«, fragte Rafael.
    »Die knallt wenigstens ordentlich.«
    Rafael verstand nicht, was Delia damit meinte.
    »Wolltest du nicht schon immer mal mit einer

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