Lisa geht zum Teufel (German Edition)
das Gegenteil.
»Maximal ein bis zwei Tage«, fuhr Delia fort.
»Das hört man gern. Ausgezeichnet. Aber wie haben Sie das gemacht?«, fragte Andreas nach.
»Kleines Betriebsgeheimnis«, erwiderte Delia.
»Im Leben zählen nur Ergebnisse. Behalten Sie es ruhig für sich, Respekt. Bravo. Machen Sie weiter so.«
Etwas gefiel Rafael an Andreas’ Stimme nicht mehr. Sie klang zu kalt, zu gefühllos. Er hatte sie sicher nicht beauftragt, um seiner großen Liebe einen Traum zu erfüllen. Wie Schuppen fiel es ihm nun von den Augen. Er kannte diesen eiskalten Tonfall. Gier lag in Andreas’ Stimme, unverblümt und fordernd, Schadenfreude und Berechnung. Er hatte sie belogen … Oder belog er sich am Ende selbst? Rafael beschloss in diesem Moment, das Spiel nicht ausarten zu lassen. Lisa war auch nur ein Mensch, und was sie ihr bisher angetan hatten, ging weit über das hinaus, was er als moralisch richtig ansah. Aber auch ihn lockte das Geld, die zweite Rate, die Andreas ihnen in Aussicht gestellt hatte, nur leuchteten seine Augen beim Gedanken daran bestimmt nicht so intensiv wie die von Delia … Oder bildete er sich das nur ein?
Andreas blickte immer wieder in Richtung Badezimmer. Mercedes war noch unter der Dusche. Sie wusste nichts von seinem Deal mit Delia und Rafael, und wie er sie einschätzte, würde sie diese Aktion nicht gutheißen.
»Ich danke Ihnen von Herzen«, rang er sich am Ende des Telefonats mit Delia ab und bemühte sich dabei, jenes Gefühl in seine Stimme zu legen, mit dem er sich das Vertrauen der beiden hatte erschleichen können. Wie man mit Menschen spielt, sie manipuliert, hatte er von seinem Vater gelernt. Sein Vater war der Meister, doch sein Schüler würde ihn noch weit übertreffen. Falls er Lisa tatsächlich das Haus abluchsen könnte, würde er seinem Vater jenen Triumph bescheren, nach dem der tief in seinem Innersten immer noch lechzte: den finalen Schlag gegen Lisa. Letztlich würde sein Vater stolz auf ihn sein, wenn ihm etwas gelang, woran er sich vor Jahren die Zähne ausgebissen hatte. Außerdem könnte er Mercedes dieses Haus zum Geschenk machen. Andreas lauschte in Richtung Badezimmer. Mercedes duschte noch immer. Das gab ihm noch einige Minuten, die er für ein Telefonat mit seinem Vater nutzen konnte. Andreas hatte Glück. Sein Vater war in seinem Büro in Madrid. Für ihn war er meistens sofort zu sprechen.
»Hola, Papaíto. Es gibt gute Neuigkeiten.«
»Andreas … Jetzt sag mir nicht …« Sein Vater wusste anscheinend sofort, um was es ging.
»Doch!«, log er in Vertrauen auf seinen Masterplan.
»Bist du sicher?«, fragte sein Vater verblüfft.
»Menschen ändern sich nun mal«, erwiderte er und wunderte sich über das Schweigen am anderen Ende der Leitung, das er von seinem Vater so gar nicht kannte.
»Hat sie nach mir gefragt?«, brach es schließlich völlig überraschend aus Felipe heraus.
Nun war es Andreas, der einen Moment brauchte, um sich zu fangen. Wieso zeigte sein Vater plötzlich Interesse an seiner Exfrau, deren Namen er in den letzten Jahren nicht einmal mehr aussprechen wollte? »Nur so allgemein«, log er. Jetzt nur kein falsches Wort.
»Wie, allgemein?«, hakte sein Vater nach.
»Ob du noch deine Hazienda hast und so …«, sagte Andreas so beiläufig wie möglich.
»Verstehe«, erwiderte sein Vater, klang dabei aber so, als ob er die ganze Welt nicht mehr verstehen könne. »Vielleicht sollte ich mal runterkommen«, fuhr er fort, was bei Andreas sofort Angstschweiß auslöste. Alles, bloß das nicht.
»Warum? Ich hab alles im Griff.«
»Ich könnte mit unserem Notar sprechen. Die Abwicklung vorbereiten«, sagte sein Vater, und Andreas wusste genau, dass er dies nur vorschob. Offenbar plagte ihn die Neugier auf seine Exfrau.
»Ich melde mich, wenn es so weit ist.«
»Verstehe.« Wieder folgte ein für seinen Vater eher ungewöhnlicher Moment des Schweigens. »Ich hab zu tun. Dann mal viel Glück!«, fuhr er schließlich in gewohnter Weise fort und beendete das Gespräch.
Hoffentlich würde sein Vater hier nicht auftauchen. Dieser Gedanke war ein Stoßgebet wert.
Lisa konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Claudia gar nichts dagegen hatte, mitten in die Urlaubsturbulenzen ihrer besten Freundin hineingezogen zu werden. Natürlich war Claudia, nachdem sie von Lisas allergischer Reaktion erfahren hatte, sofort zur Stelle gewesen, aber die Penetranz ihres unentwegten Nachhakens konnte einen auf den Gedanken bringen, dass sie
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