Lisa geht zum Teufel (German Edition)
sich doch mal Ihren Wohnzimmertisch an. Alles, was darauf steht, ist rechtwinklig zueinander angeordnet. Sternzeichen Jungfrau mit Aszendent Fisch?«
Lisa erstarrte. Hatte Felipe sie so gut gebrieft? Dann müsste sie wirklich eine gute Freundin von ihm sein.
»Das muss ich mir von einer abgetakelten alten Hafen…« Lisa riss sich zusammen, um das andere Wort für Prostituierte nicht auszusprechen, doch Delia kam ihr zuvor.
»… Nutte! Und ich wüsste nicht, was Sie und Ihr Leben wertvoller macht.« Delia ließ den Stecker des Staubsaugers einfach fallen und machte auf dem Absatz kehrt, drehte sich aber noch einmal um.
»Ach ja, könnte sein, dass es heute etwas lauter wird. Wir laden ein paar Gäste ein«, sagte sie und verschwand nach oben.
»Den Aufwand können Sie sich sparen. Ich bin heute Abend nicht da«, rief Lisa ihr nach und bereute es sogleich. Die beiden hätten sich viel mehr geärgert, wenn sie ihre »Gäste«, wahrscheinlich eine Horde Penner und den halben Straßenstrich Marbellas, umsonst eingeladen hätten. Andererseits würde dann wenigstens niemand ihr Haus verwüsten, und Yolanda hätte ihre Ruhe. Weitersaugen! Lisa bückte sich nach dem Stecker. Dabei streifte ihr Blick den Wohnzimmertisch. Nach Delias psychoanalytischen Auslassungen musste Lisa ihn einfach näher betrachten. Die Obstschale, die Fernbedienungen der Stereoanlage und des Fernsehers, die Skulptur aus Stein, die Untersetzer für Weingläser und selbst ihr Buch lagen tatsächlich im rechten Winkel zueinander. Ihr war das bisher noch gar nicht aufgefallen.
Bis Lisa ihm das Wasser abgedreht hatte, staunte Rafael darüber, wie schnell man sich an ein »normales Leben« gewöhnen konnte. Jeden Tag zu duschen gehörte definitiv mit dazu. »Normal« war dabei aber relativ, denn viel lieber hätte er jetzt den Staub und Sand von seinen Streifzügen durch Marbellas Touristenmeile im Haar als klebrigen Schaum. Lisa hatte zurückgeschlagen, was er ihr nicht einmal verübeln konnte. Zwar hatten sich die Reste des Duschgels auf seiner Haut relativ einfach mit dem Handtuch beseitigen lassen, aber aus den Haaren bekam er den Schaum nicht heraus. Rafael erinnerte sich beim Verlassen der Dusche daran, im Garten beim Wasseranschluss von Lisas »Wasserwerfer« auch eine Gießkanne neben einer Regentonne gesehen zu haben. Er hatte offiziell zwar kein Recht dazu, den Garten zu betreten, doch in Notfällen wie diesen sollte sie nicht einmal daran denken, sich ihm noch einmal in den Weg zu stellen. Rafael beschloss, in den Garten zu gehen, um sich dort abzuduschen. Als er im Erdgeschoss, ihrem »Reich«, angekommen war, hielt er kurz inne und überlegte, ob er nicht doch vorher mit ihr vernünftig reden sollte. Aber wenn Delia es nicht schaffte, Lisa zum Einlenken zu bewegen, konnte er sich die Mühe sparen. So blieb nur noch der Weg zur Gießkanne, die Gott sei Dank randvoll gefüllt war. Dementsprechend schwer war sie. Sei’s drum! Hauptsache, er bekam den Schaum aus den Haaren.
»Was machen Sie in meinem Garten?«, kam es prompt aus einem der Fenster im Erdgeschoss.
Rafael ließ sich davon nicht beirren. Sollte Lisa doch meckern.
»Das dürfen Sie nicht! Die Blumen gehen kaputt«, rief sie ihm zu.
Rafael hatte nicht die geringste Lust, sich auf eine Diskussion mit ihr einzulassen. Um nonverbal und unmissverständlich seinen Unmut auszudrücken, hatte der Mensch vom lieben Gott den Mittelfinger bekommen, und diesen streckte Rafael nun unübersehbar in ihre Richtung. Diese Sprache schien sie zu verstehen. Das Fenster schlug gegen den Rahmen. Selbst schuld. Lisa hätte ihm ja nicht während des Duschens das Wasser abdrehen müssen.
»Ergib dich im Namen der Rebellion!«, ertönte auf einmal eine ihm unbekannte Kinderstimme von hinten.
Rafael erschrak so sehr, dass er sich den Rücken verrenkte. Vor ihm stand ein kleines, weiß uniformiertes Männchen im Outfit eines imperialen Stormtroopers. In einer Hand hielt es ein Laserschwert aus Plastik, das auf ihn gerichtet war. Das war schon nicht mehr real. Ja, vielleicht hatte er alles nur geträumt. Das wäre eine Erklärung für den Irrsinn, den er bisher in diesem Haus erlebt hatte.
»Ich spüre die Präsenz der dunklen Seite der Macht«, fuhr das Männchen bedeutungsschwanger fort.
Meinte er jetzt damit ihn oder Lisa, die an ihrem Fenster stand und sie beobachtete? In letzterem Fall hätte er wohl recht.
»Ich ergebe mich«, sagte Rafael und hob seine Hände. Schade, dass er sich rasiert
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