Lisa geht zum Teufel (German Edition)
haben.
»Ich geh mal duschen«, sagte Rafael zu Delia. Vielleicht würde ihn heißes Wasser wiederbeleben, denn der Gedanke, dass ihm heute eine lange Nacht bevorstand, war äußerst ermüdend.
Das Haus war von Katzen gesäubert. Die Liege und der Zaun vom Baldriangeruch weitestgehend befreit. Jetzt musste Lisa nur noch einmal durchsaugen. »Nur« war gut, denn allein bei der Vorstellung, sich auf die Suche nach Katzenhaaren begeben zu müssen, begann die Nase trotz der Medikamente schon wieder zu jucken. Lisa öffnete die Tür zum Beistellschrank, in dem sich der Staubsauger befand. Täuschte sie sich, oder benutzte einer von ihnen gerade die Dusche? Das Geräusch von oben aus dem Badezimmer war unverkennbar. Saugen konnte warten. Die Gelegenheit musste genutzt werden. Mal sehen, wer am längeren Hebel saß, und dieser »Hebel« war nur ein paar Kellerstufen weit entfernt. Lisa eilte hinab zum Wasserzähler, neben dem sich auch die Anschlüsse für die zentrale Wasserversorgung befanden. Genüsslich drehte sie die Hähne zu. Der Fluch aus Rafaels Kehle ließ nicht lange auf sich warten. Hoffentlich hatte sie den richtigen Zeitpunkt erwischt. Die Vorstellung, dass er gerade voll eingeseift unter der Dusche stand, erheiterte ihr Gemüt.
»Delia. Irgendwas ist mit dem Wasser«, hörte sie ihn von oben grölen und schloss sogleich die Tür zum Keller ab. Den Schlüssel legte sie gut versteckt hinter die Vase, die auf der Kommode unter den Kleiderhaken stand.
»Was soll denn damit sein?«, war nun Delia zu vernehmen.
»Es kommt nichts mehr. Schau mal nach …«
Lisa nahm den Staubsauger aus dem Schrank. Unbeirrt weitermachen, sagte sie sich. Gar nicht beachten und die kalte Schulter zeigen. Cool bleiben! Obwohl der Staubsauger ordentlich röhrte, hörte Lisa alsbald Schritte nach unten poltern und ein verdächtiges Rütteln an der Kellertür. Ignorieren und weitersaugen!
»Was haben Sie mit dem Wasser gemacht?«, keifte Delia wenig später von der Tür zum Wohnzimmer.
Lisa tat so, als hätte sie sie gar nicht bemerkt. Der Lärmpegel des Staubsaugers rechtfertigte dies. Nun verabschiedete sich das gute Teil aber mit einem letzten Seufzer. Lisa drehte sich um und sah Delia mit dem Stecker in der Hand.
»Stellen Sie das Wasser an!«, fauchte Delia angriffslustig.
»Haben Sie das nicht in den Nachrichten gehört? Wir haben Wasserknappheit. In diesem Haus wird nur morgens und abends geduscht«, erwiderte Lisa.
»Ach, und für den Garten hat’s noch gereicht«, wetterte ihr Gegenüber.
»Eine Ausnahmesituation. Das Wasser muss ich jetzt einsparen«, gab Lisa mit einer Dreistigkeit zurück, die ihr zunehmend Spaß machte.
Delia stand nur da und musterte sie abfällig.
»Ich würde jetzt gerne weitersaugen, und Sie wissen, warum«, sagte Lisa mit fester Stimme.
Hoffentlich musste sie sich jetzt nicht mit dieser Domina-Hexe um den Stecker des Staubsaugers prügeln.
»Wenn Sie das Wasser anstellen, können wir darüber reden.« Delia legte es also tatsächlich darauf an.
»Wenn Sie heute Abend Ruhe geben, überlege ich es mir«, erwiderte Lisa. Wer weiß, vielleicht konnte sie sich ja irgendwie mit diesen Kreaturen arrangieren.
»Ich könnte Felipe anrufen. Wollen Sie das?«, konterte Delia.
»Tun Sie sich keinen Zwang an. Wenn Sie mit ihm so gut befreundet sind, dann wissen Sie ja, wie sehr er es liebt, mit Kleinigkeiten belästigt zu werden. Haben Sie ihn auch in Ihrem Studio behandelt? SM wäre eine völlig neue Facette an ihm. Wobei, wenn ich es mir genau überlege … Er hatte schon immer einen gewissen Hang zur Perversion.« Dies konnte Lisa guten Gewissens sagen, auch wenn Felipes Auswüchse eher psychischer Natur gewesen waren.
Nun gab Delia einen verächtlichen Laut von sich und konterte: »So, wie Sie aussehen, hatten Sie zeit Ihres Lebens wohl nur Blümchensex.«
»Wie seh ich denn aus?«, fragte Lisa, die es jetzt genau wissen wollte.
»Wie jemand, der in seinem ganzen Leben nicht über die Missionarsstellung hinausgekommen ist. Lassen Sie mich raten. Sie arbeiten irgendwo in leitender Position und müssen repräsentieren. Ihr Äußeres ist Ihnen wichtig. Sie möchten gerne jung und dynamisch bleiben. Vor nichts haben Sie mehr Angst, als alt zu werden. Darauf deutet die Auswahl an Falten- und Verjüngungscremes in Ihrem Bad hin. Wenn ich mir noch die Einrichtung Ihrer Etage anschaue … So was nennt man überzogenen Ordnungssinn. Sie glauben doch glatt, Ihr Leben im Griff zu haben. Schauen Sie
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