Lisa geht zum Teufel (German Edition)
regelrecht danach gierte, alles bis ins kleinste Detail zu erfahren, um sich daran zu ergötzen. Das Debakel mit Delia und Rafael würzte den ansonsten ziemlich eintönig verlaufenden Urlaub.
»Die wollen dich umbringen«, dramatisierte Claudia, als sie die Apotheke verließen, wo sie ein Mittel gegen Lisas verquollene Augen besorgt hatten.
»Blödsinn. Die wollen mich nur aus dem Haus ekeln. Aber da haben sie sich geschnitten.« Allmählich ging Lisa die Sensationslust ihrer Freundin, die sie bisher nur von Vroni kannte, auf die Nerven.
»Ich versteh das nicht. Was hätten die denn davon?«, fragte Claudia.
»Sie nichts, aber Felipe. Andreas muss ihn darauf gebracht haben. Der hat mich ja danach gefragt, ob ich daran denke zu verkaufen. Er sucht ein Nest für seine Mercedes. Für seinen Vater ein gefundenes Fressen.«
»Und was wirst du jetzt tun?«, fragte Claudia.
»Mit den gleichen Mitteln zurückschlagen natürlich.«
Lisa ertappte sich dabei, auf die Auslage mit Rattengift im Schaufenster eines Gartenladens zu starren.
»Jetzt sag mir bitte nicht …« Claudia stellte sich gerade vor, wie ihre Freundin Mordpläne schmiedete.
»Es soll ja ziemlich schnell wirken«, sagte Lisa, wobei Claudia der ironische Unterton in der Stimme ihrer Freundin entging.
»Du willst sie vergiften?«, entrüstete sich Lisas Freundin auch schon.
»Das könnte man so sagen – ihn zumindest.«
»Lisa! Was um Himmels willen hast du vor? Komm lieber zu uns heut Abend. So ein richtig schöner Grillabend. Das magst du doch …«
Lisa ging gar nicht darauf ein. Für ihre Sensationslust musste ihre Freundin jetzt büßen. »Der Laden da vorn. Führt der nicht ätherische Öle?« Lisa hatte nun sogar etwas Spaß daran, Claudia zappeln zu sehen. Was würde sie sich jetzt alles ausmalen. Und wennschon, wenigstens hatte sie dann an diesem Abend etwas zu erzählen.
Rafael machte es überhaupt nichts aus, einfach nur auf der Pritsche zu liegen und Roberta, die sich auf seinem Bauch lag, zu streicheln. Er musste einige Stunden geschlafen haben, was in Anbetracht der anstrengenden Nacht in diesem Haus kein Wunder war. Lisa war erst einmal weg. Was sie jetzt wohl machte? Diese Frage schien sich Delia jedenfalls nicht zu stellen. Sie saß am Tisch und durchsuchte ihr Adressbuch.
»Ricarda kommt bestimmt. Aber nur, wenn es vernünftigen Wein gibt«, überlegte sie laut.
»Wie viele Leute kriegst du zusammen?«, fragte Rafael.
»Vielleicht sechs oder sieben«, erwiderte sie.
»Muss das wirklich sein? Die ganzen Einkäufe? Das wird teuer. Die Leute wollen ja auch was essen und trinken. Wenn wir so weitermachen, ist unser Geld bald weg.«
Rafael war überrascht, dass Delia ihm einen genervten Blick zuwarf.
»Meinst du, ich hab Lust, jeden Abend Flamenco zu tanzen? Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.«
Da hatte sie zugegebenermaßen recht. Natürlich konnten sie jede Nacht laut Musik hören und bestialisch stinkende Gerichte zubereiten, aber das wäre auf die Dauer verdammt anstrengend. Vielleicht reichte es ja auch, einfach nur da zu sein. Letzteres wäre für ihn kein Problem. Dafür aber ein viel größeres für Delia, der die Decke schon jetzt auf den Kopf zu fallen schien.
»Angenommen, deine Freunde hätten heute Abend Zeit. Was machen wir dann morgen?«
Delia legte das Adressbuch zur Seite und zuckte etwas ratlos mit den Schultern. »Ich kann jedenfalls nicht Tag und Nacht hier drin sitzen. Abgesehen davon: Ein paar Kunden habe ich noch, und ich kann es mir nicht leisten, sie zu verlieren«, sagte sie.
»Beruhig dich. Es läuft doch alles wunderbar. Nur noch ein paar Tage, dann bekunden wir unser Kaufinteresse. Felipe verkauft uns das Haus, und wir übernehmen ihr Wohnrecht, jedenfalls muss es für Lisa so aussehen.«
»Du hast recht. Hier rumzusitzen ist nur so furchtbar langweilig.« Delias Worte in Gottes Ohr. Und sie fand Gehör. Zumindest deutete das Geräusch spritzenden Wassers darauf hin. Rafael sprang auf und blickte aus dem Fenster. Lisa der Katzenschreck war in voller Aktion. Gleich zwei von Robertas Artgenossinnen schossen aus der geöffneten Terrassentür. Raffiniert. Lisa hatte Milchschälchen auf der Terrasse verteilt. Damit hatte sie die Katzen herausgelockt, bevor sie sie mit Wasser malträtierte. Die restlichen Schälchen standen bereits aufeinandergestapelt auf dem Mauervorsprung, und so intensiv, wie Lisa jetzt den Zaun selbst unter Beschuss nahm, musste sie den Baldrian daran bemerkt
Weitere Kostenlose Bücher