Lisa geht zum Teufel (German Edition)
ohne dieses Wohnrecht. Es gehört uns …«, sagte Andreas und sah ihn dabei flehend an.
Ausgefuchstes Bürschchen. An sich sollte er ihm jetzt eine Tracht Prügel verpassen, überlegte Felipe. Zugleich konnte er aber nicht umhin, die Idee seines Sohnes zu würdigen. Das würde er sich natürlich nicht anmerken lassen …
»Du schlägst dir das ganz schnell aus dem Kopf, hörst du?«, forderte Felipe.
»Ich versteh dich nicht. Du hättest hören sollen, wie Lisa über dich hergezogen ist. Vor Mercedes. Wieso kämpfst du nicht um das, was dir gehört?«
Felipe hatte im Nu Lisas schadenfrohen Gesichtsausdruck nach dem Sturz vom Pferd vor Augen, ihr provokantes Lachen im Ohr. Dennoch wusste Felipe, dass Wut kein guter Ratgeber war, wenn es um geschäftliche Entscheidungen ging. Sie hatten eine klare Abmachung. Fertig!
»Meine Antwort ist nein«, versuchte er, seinem Sohn ein für alle Mal klarzumachen.
»Du bist so was von stur«, sagte Andreas trotzig.
»Kein Wort mehr!«, erwiderte Felipe, erreichte aber genau das Gegenteil.
Andreas baute sich vor ihm auf, geradezu respektlos, wie es sich für einen Sohn nicht gehörte. »Denkst du eigentlich immer nur an dich, Vater?«, brach es aus ihm heraus.
Felipe konnte in Andreas’ Augen lesen, dass dieser Vorwurf keiner taktischen Erwägung entsprang, sondern etwas war, was er ihm aus der Tiefe seiner Seele entgegenschleuderte. Die Wucht dieser Erkenntnis war so massiv, dass Felipe Andreas’ stechendem Blick nicht mehr standhalten konnte. Nun war er es, der sich abwandte – ein unverzeihliches Zeichen von Schwäche. Andreas würde es als solches erkennen und nachsetzen, doch genau das Gegenteil geschah. Seine Stimme wurde weich und hatte jene respektvolle Klangfarbe, die er von Andreas gewohnt war.
»Es geht um das Glück deines Sohnes und das von Mercedes. Ich dachte, du würdest dich freuen, wenn ich …«
»Junge. Wir finden etwas anderes«, unterbrach ihn Felipe, weil er genau wusste, in welche Richtung ihn sein Sohn zu drängen versuchte.
»Nein! Ich will dieses Haus!«
So wütend, wie Andreas jetzt aufbrauste, hatte er ihn noch nie erlebt. Spielte er mit ihm? Mal aggressiv, dann sanft wie ein Lamm, mal eingeschnappt, verletzt, dann wieder der kleine Junge, der wusste, auf welche von Papas Knöpfen er zu drücken hatte. Das Spiel hatte er ihm selbst beigebracht, doch war es überhaupt noch ein Spiel? Es klang ganz und gar nicht mehr danach.
»Ich möchte nur, dass du dieses eine Mal auf meiner Seite stehst, ohne Wenn und Aber!«, sagte Andreas in einem Tonfall, der nach bitterem Ernst klang, doch einem Spieler konnte man nicht trauen, auch wenn er ein gutes Blatt in der Hand hielt.
»Ich wiederhole mich nur ungern«, sagte Felipe und trotzte damit seiner inneren Stimme, die ihm dazu riet, auf Andreas zuzugehen. Soweit sich Felipe erinnern konnte, hatte er stets an der Seite seines Sohnes gestanden. Diesen Unsinn hörte er sich nicht mehr länger an. So wie es aussah, hatte er sogar viel zu lange an seiner Seite gestanden, ihn zu sehr verwöhnt, ihm zu viel durchgehen lassen. Andreas sah dies offenbar anders. Seine eingefrorene Mimik deutete darauf hin.
»Okay. Dann hör jetzt gut zu, Papaíto! Dir liegt wohl viel mehr an Lisa, die dich auch jetzt noch bespuckt, als an deinem eigenen Sohn. Wenn du mich nicht unterstützt, dann …«
»Was dann?«, unterbrach Felipe ihn schroff.
»Ich denke, unter diesen Umständen könnte ich deine Firma nicht mehr übernehmen«, erwiderte er ernst und mit einer Verachtung, die selbst Felipe frösteln ließ.
Wie konnte er es wagen, so mit ihm zu reden? Wie konnte es überhaupt so weit kommen?
»Geh mir aus den Augen«, sagte Felipe, auch wenn es ihm augenblicklich leidtat. Doch er musste einfach einen Schlussstrich unter dieses Gespräch ziehen.
Andreas wandte sich um und ging zügig in Richtung seines Wagens, der am Anlagesteg parkte.
Felipe blickte hinaus aufs Meer und begann zu überlegen, ob er nicht doch zu hart zu Andreas gewesen war. Ja, sein Sohn hatte eine Dummheit begangen … Aber was ging ihn Lisa an? Sie sorgte allzeit für Probleme, und jetzt trieb sie auch noch einen Keil zwischen ihn und seinen Sohn. Lisa hatte ihm doch gezeigt, was sie von ihm hielt. Die gleiche Verachtung wie damals. Damit durfte er sie nicht durchkommen lassen. Und es gab einen Weg, um sie zum Verkauf zu zwingen. Felipe hatte schon seit Jahren nicht mehr daran gedacht, um des lieben Friedens willen, doch dieser war bereits
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