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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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Schwächeren«, schlussfolgerte Lisa.
    »Würde ich so sehen«, stimmte Delia ihr zu, was wiederum die Frage aufwarf, warum Lisa ihren Ex nicht all die Jahre als den »Schwächeren« hatte bedauern können, anstatt ihn zu hassen.
    »Ich könnte Felipe trotzdem nicht verzeihen«, sagte sie mehr zu sich selbst.
    »Ziemlich harte Einstellung. Machst du denn alles richtig? Zumindest hatte ich von dir bis vor kurzem den Eindruck, dass du dein Leben voll unter Kontrolle hast. Fehlte nur noch der Heiligenschein«, stichelte Delia.
    »Nein, ich mache weiß Gott nicht alles richtig«, rechtfertigte Lisa sich, und schon hatte sie ihren Zimtangriff auf Rafael vor Augen. »Aber wenn ich danebenlange, dann bereue ich es. Das ist für mich die Voraussetzung, damit einem verziehen wird.«
    »So gesehen …« Nun war Delia diejenige, die beeindruckt nickte, bevor sich ein Schmunzeln in ihrem Gesicht breitmachte. »Verzeihst du mir denn mein Flamencogetrampel und die Knoblauchattacken?«
    Lisa musste unwillkürlich lachen, und da Delia es ihr gleichtat, wusste sie, dass sie sich gerade gegenseitig verziehen hatten.
    Lisa überlegte beim Aufstehen, ob sie öfter Flamenco tanzen sollte. Das machte in Verbindung mit Sangria nämlich angenehm bettschwer und sorgte garantiert für eine geruhsame Nacht. Erstaunlicherweise gefiel ihr an diesem Morgen sogar ihr Spiegelbild, was frisch aus dem Bett äußerst ungewöhnlich war. Zu Hause erschrak sie meistens über leicht verquollene Augen und Tränensäcke, die einen noch viel älter aussehen ließen, als man ohnehin schon war. Es war nicht so schlimm wie sonst … Oder bildete sie sich das nur ein? Ganz automatisch griff sie zu ihrer Tagescreme und stellte die Schminkutensilien aus ihrem Kulturbeutel bereit. Komplett schminken? Gestern hatte sie sich doch auch mit etwas Lippenstift begnügt. Lisa musterte kritisch ihr Gesicht, dann die Anti-Fatigue-Creme, die zur Glättung gedacht war. Verführung!, schoss es ihr durch den Kopf. Das Böse. Delias Worte. Obwohl Lisa über diesen Gedanken herzhaft lachen musste, drängte sich in diesem Zusammenhang dennoch eine ketzerische Frage auf: Hatte diese Creme sie auch nur für eine Sekunde glücklich gemacht oder gar gewirkt? Und warum Puder auflegen? Ein bisschen könnte doch nicht schaden. Lisa musste erneut schmunzeln. Was konnte an Puder schon böse sein? Gar nichts, aber wozu etwas verwenden, wenn man es überhaupt nicht brauchte? Allein schon, nicht mehr ständig überprüfen zu müssen, ob irgendeine Farbschicht verlaufen war, sprach eindeutig gegen die jahrelang praktizierte Morgenroutine. Die Haut konnte viel besser atmen. Ein völlig neues Lebensgefühl. Freiheit. Damit ging eine erfrischende Leichtigkeit einher. Lisa erinnerte sich an einige Momente im Leben, in denen sie sich von Dingen getrennt hatte, die sie nicht mehr brauchte. Wie befreit fühlte man sich, wenn man eine alte Schrankschublade ausgemistet hatte! Das gleiche Gefühl. Lisa beschloss daher, auf die sonst übliche Prozedur am Morgen zu verzichten. Wenn man sich wohl in seiner Haut fühlte, brauchte man sich keine zweite Haut zuzulegen. Am liebsten hätte Lisa diese wohlige Erkenntnis noch eine Weile in Ruhe genossen, als ein Anruf sie abrupt aus ihren Gedanken riss.
    »Und? Wie war’s gestern noch?«, fragte Claudia ohne Begrüßung und für Lisas Geschmack einen Tick zu lapidar. Unterschwellig war aus Claudias Tonfall herauszuhören, dass es sie sowieso nicht wirklich interessierte.
    »Wir sind auch nicht mehr lange geblieben«, erwiderte Lisa und schaltete en passant die Kaffeemaschine in der Küche ein. Sie wunderte sich darüber, dass sie nicht die geringste Lust hatte, Claudia neuen Gesprächsstoff zu liefern. Felipes uneleganter Abgang vom Pferd wäre eines der Dinge, die sie ihr normalerweise sofort erzählt hätte. Diesmal nicht.
    »Vroni und ich wollen heute zum Bummeln nach Málaga. Kommst du mit?«
    Wie hatte sie sich vor ihrem Urlaub auf just jene Aktivitäten mit ihren beiden Freundinnen gefreut. Weshalb nicht sofort ja sagen? Warum diese Trägheit bei dem Gedanken, sich nun doch schminken und in Schale werfen zu müssen?
    »Ich glaub, ich brauch heute einen Tag Ruhe«, log sie und fühlte sich noch nicht einmal schlecht dabei. Sie hatte nicht die geringste Lust.
    »Kann ich verstehen. Na, dann ruh dich ein bisschen aus. Wir melden uns. Ciao.«
    Auch das war ungewöhnlich. Unter normalen Umständen hätte Claudia versucht, sie zu überreden. Sie fand sich jedoch

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