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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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arbeitete. Nicht mehr denken. Nicht mehr bewusst auf die Bewegungen der Arme und Beine achten, sagte Lisa sich und scheiterte – jedenfalls so lange, bis sie Delia in die Augen sah. Sie erzählten eine Geschichte. Sie kommunizierten mit ihr ohne Worte. Lisa spürte den Drang, Delia zu antworten, mit ihren Bewegungen, die langsam anfingen zu fließen. Mal sah Delia finster drein, mal stolz, was ihre nach oben gestreckten Arme und ihre gerade Körperhaltung noch untermalten. Es war wie die Aufforderung zu einem Zweikampf, wenn auch nur spielerisch. Lisa duellierte sich mit ihr, sah sie ebenso ernst und stolz an. Da ließ Delia ihre Arme sinken, blickte nach unten auf ihre Füße, die immer schneller auf den Boden stampften, bevor sie abrupt mitten in der Bewegung innehielt und so viel Leid in ihre Augen legte, dass sie auch ohne Tutu dem sterbenden Schwan Konkurrenz machen konnte. Lisa versuchte, es ihr gleichzutun, scheiterte aber an der Grundschnelligkeit ihrer ungeübten Füße, die schon so höllisch schmerzten, dass ihr der leidende Gesichtsausdruck leichtfiel.
    »Bravo«, rief Yolanda. Luke und Rafael spendeten Applaus. Eine Zugabe kam trotzdem nicht in Frage. Wohl eher ein Fußbad. Lisa setzte sich und beschloss, ihr in Wallung geratenes Blut mit Sangria zu kühlen.
    »Yolanda, Luke. Setzt euch zu uns«, rief sie den beiden zu.
    »Luke muss morgen früh raus«, erwiderte Yolanda und griff nach Lukes Hand, um mit ihm nach Hause zu gehen. Rafael stellte sofort die Anlage leiser, was Delia jedoch nicht daran hinderte, weiterzutanzen. Eine tolle Frau, dachte Lisa und kam zu der erfreulichen Einsicht, dass Felipes Schuss nach hinten losgegangen war.
    Felipe konnte es gar nicht mehr erwarten, seinen Sohn endlich zwischen die Finger zu kriegen. Weder die sanfte Brandung des Meeres, die ihn unter normalen Umständen im Nu entspannte, noch die friedliche Stimmung am Leuchtturm konnten ihn auch nur ansatzweise beruhigen. An der Körperhaltung seines Sohnes, der mit hängenden Schultern und gesenktem Haupt auf ihn zukam, ließ sich ablesen, dass er genau wusste, was auf ihn zukommen würde. Kurz bevor er ihn erreichte, hob Andreas den Kopf und setzte die Leidensmiene auf, die Felipe aus der Schulzeit seines Sohnes kannte.
    »Erspar mir dein Papaíto«, fuhr Felipe ihn gleich darauf an, um die übliche Masche seines Sohnes damit bereits im Keim zu ersticken.
    Andreas sah augenblicklich schuldbewusst zu Boden. Wie ein armer Sünder mit gesenktem Haupt stand er vor ihm. Ein Grund mehr, gleich zur Sache zu kommen.
    »Was hast du mit Lisa besprochen?«, wollte er wissen.
    »Das ist alles nur ein Missverständnis«, stammelte Andreas.
    »Beantworte meine Frage!«, insistierte Felipe.
    »Es ging um das Haus. Wie ich dir sagte. Sie denkt darüber nach, es zu verkaufen.«
    »Lüg mich nicht an! Lisa verkauft ihr Wohnrecht nicht.«
    Andreas musterte ihn nur. Felipe kannte den Blick seines Sohnes, die Art, wie er ihn taxierte, um einzuschätzen, was sein Vater dachte. Sicher überlegte er gerade, wie viel sein Gegenüber bereits wusste. Daraus gedachte Felipe auch kein Geheimnis zu machen.
    »Wieso glaubt Lisa, dass ich ihr einen Penner und eine Prostituierte ins Haus gesetzt habe?«, fragte Felipe nun etwas präziser und wunderte sich darüber, wie schnell sein Sohn diesmal darauf reagierte.
    »Hat sie das behauptet? Die spinnt doch. Du kennst sie. Sie lügt wie gedruckt«, empörte Andreas sich.
    Der Einzige, der hier log, war sein Sohn, der zwar andere, aber nicht seinen Vater belügen konnte. Das Beste war, gar nicht darauf einzugehen.
    »Was hast du dir nur dabei gedacht? Und erspar mir irgendwelche Ausreden.«
    Andreas nickte schließlich. Ihm blieb auch gar nichts anderes übrig. »Sie hat sich stur gestellt, und du weißt doch, wie sehr Mercedes an dem Haus hängt. Sie ist doch von hier und …«
    »Komm zum Punkt!« Felipes Geduldsfaden drohte zu reißen.
    »Ich hab die beiden zufällig in einer Bar kennengelernt und … Es war so eine spontane Idee, weiter nichts.«
    »Was?«, hakte Felipe nach.
    »Ich hab ihnen etwas Geld gegeben, und dafür sollten sie bei Lisa wohnen.«
    »Bist du wahnsinnig? Du weißt genau, dass das nicht geht. Ich habe mit ihr eine klare Vereinbarung und …«
    »Papaíto«, fiel Andreas ihm ins Wort. »Ich hab das doch auch für dich gemacht. Glaubst du, ich hab nicht mitbekommen, wie sehr du darunter gelitten hast, dass Lisa vor Gericht doch noch recht bekam? Wir hätten das Haus wiederbekommen,

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