Lisa Kleypas
so viele Sorgen.«
»Kinder
sind ganz schön hart im Nehmen«, fügte Bill hinzu.
Mark
wusste, dass die beiden ihn nur beruhigen wollten, und das machte die Sache
kein bisschen besser.
»Er wird
eines Tages ein sehr guter Vater sein«, flüsterte Shelby ihrer Freundin
leise zu.
Das Lob,
das Mark eigentlich hätte schmeicheln sollen, ärgerte ihn stattdessen. Eines
Tages? Er war jetzt ein Vater. Zur Elternschaft gehörte mehr als nur der
biologische Beitrag. Genau genommen war der das Unwichtigste daran.
»Ihr
entschuldigt mich bitte einen Moment. Ich werde jetzt Sam anrufen«, wandte
er sich an Shelby. »Ich muss wissen, ob das Fieber weg ist.«
»Na schön,
wenn du dann endlich aufhörst, dir Sorgen zu machen. Dann können wir
vielleicht den Rest des Abends genießen.« Sie schaute ihn bedeutungsvoll
an. »Okay?«
»Okay.«
Mark beugte sich zu ihr rüber und küsste sie auf die Wange. »Bin gleich wieder
da.«
Er stand
auf, ging in die Lobby des Restaurants hinaus und zog sein Handy hervor. Ihm
war klar, dass Shelby und ihre Freunde der Meinung waren, er übertreibe. Aber
es war ihm egal, er musste erfahren, wie es Holly ging.
Am anderen
Ende der Leitung wurde abgenommen, und sein Bruder fragte: »Mark?«
»Ja. Wie
geht es ihr?«
Kurzes
Schweigen, das ihm die Nerven zerriss. »Um ehrlich zu sein: gar nicht
gut.«
Mark gefror
das Blut in den Adern. »Wie meinst du das?«
»Kurz
nachdem du weggefahren bist, fing sie an, sich zu übergeben. Sie kotzt sich die
Seele aus dem Leib. Ich hätte nie gedacht, dass ein so kleiner Körper so viel
von sich geben kann.«
»Was hast
du unternommen? Hast du den Arzt angerufen?«
»Ja,
natürlich.«
»Was hat er
gesagt?«
»Er denkt,
dass sie einen grippalen Infekt hat. Ich soll ihr einen medizinischen Saft
geben, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Und er meint, das Ibuprofen
könne ihr auf den Magen geschlagen sein. Also kriegt sie jetzt
Paracetamol.«
»Hat sie
immer noch Fieber?«
»Als ich
das letzte Mal gemessen habe, hatte sie 38,9. Leider behält sie die Medizin
nicht lange genug drin, dass sie wirken könnte.«
Mark
umklammerte sein Handy so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Er
wollte auf der Stelle zurück auf die Insel, damit er sich um Holly kümmern
konnte. Nie zuvor hatte er sich etwas so sehnlich gewünscht. »Hast du alles,
was du brauchst?«
»Nein,
leider nicht. Ich muss zum Lebensmittelladen. Wir brauchen Wackelpudding und
klare Brühe. Ich muss also jemanden finden, der eine Weile auf Holly
aufpasst.«
»Ich komme
nach Hause.«
»Nein, lass
das. Ich kenne eine ganze Reihe von Leuten, die ich anrufen kann, und ... Oh
Gott, sie übergibt sich schon wieder. Ich muss Schluss machen.«
Die
Verbindung wurde unterbrochen. Mark kämpfte gegen die aufsteigende Panik an und
versuchte klar zu denken. Er rief die Fluggesellschaft an, um einen Platz im
nächsten Flieger nach Friday Harbor zu reservieren, und bestellte sich ein
Taxi, bevor er zu den anderen an den Tisch zurückkehrte.
»Na
endlich«, stieß Shelby gezwungen lächelnd hervor. »Ich habe mich schon
gefragt, wo du so lange bleibst.«
»Es tut mir
leid, aber Holly ist ernstlich krank. Ich muss zurück.«
»Heute
Abend?« Shelby runzelte die Stirn. »Jetzt gleich?«
Mark nickte
und schilderte die Lage daheim. Allison und Bill verstanden gut, was in ihm
vorging, und fühlten mit ihm, während Shelbys Gesichtsausdruck zunehmend
verzweifelter wirkte. Mark betrachtete das als Zeichen dafür, dass sie sich
Sorgen um Holly machte. Das ließ ihn ihre Beziehung mit anderen Augen sehen,
und er fühlte sich ihr stärker verbunden. Er fragte sich, ob sie wohl mit ihm
nach Friday Harbor zurückfliegen würde. Darum bitten wollte er sie nicht, aber
wenn sie es von sich aus vorschlüge ...
Shelby
stand vom Tisch auf und berührte ihn sanft am Arm. »Lass uns bitte unter vier
Augen darüber reden.« Sie warf Allison ein erschöpftes Lächeln zu. »Wir
sind gleich wieder da.«
»Kein
Problem.« Die beiden Frauen wechselten einen dieser so unergründlichen
typisch weiblichen Blicke, der ahnen ließ, dass sich Unerfreuliches
zusammenbraute.
Shelby zog
Mark in den Eingangsbereich des Restaurants, wo sie in einer Ecke ungestört
miteinander reden konnten.
»Shelby
...«, setzte Mark an.
»Hör zu«,
unterbrach sie ihn sanft. »Ich will dich jetzt wirklich nicht vor die Wahl
stellen: Holly oder ich, aber ... Holly ist gut versorgt. Sie braucht dich
jetzt nicht. Ich dagegen brauche
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