Lisa Kleypas
möglich.«
Als Outfit
für den Tag wählte sie einen Jeansrock, eine locker sitzende Jacke und flache
Stiefeletten. Dann legte sie Make-up auf: etwas Rouge, Mascara, getönten Lippenbalsam
und ein wenig Concealer, um die Spuren der schlaflosen Nacht zu verdecken.
Oder war das zu viel? Würde Mark daraus schließen, dass sie versuchte, sich für
ihn interessant zu machen? Sie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf
über ihre dummen Gedanken.
Renfield,
der unheimlich gern Auto fuhr, war überglücklich, als Maggie ihn in den Wagen
setzte. Am liebsten hätte er den Kopf aus dem Fenster gesteckt, aber Maggie
hatte zu viel Angst, dass er aus Versehen herausfallen könnte, um ihm das zu
erlauben.
Der Tag war
klar und kalt, den leuchtend blauen Himmel zierten ein paar Schäfchenwolken.
Da sie immer nervöser wurde, je mehr sie sich dem Weingut näherte, versuchte
Maggie sich durch bewusste, tiefe Atemzüge zu beruhigen – im Endeffekt führte
das aber nur dazu, dass sie fast genauso keuchte und schnaufte wie Renfield.
Sam und
seine Arbeiter waren auf den Feldern zu sehen: Sie jäteten Unkraut zwischen den
Weinstöcken, beschnitten die Reben und bereiteten alles für den Winter vor.
Maggie fuhr die Einfahrt zum Haus hinauf, parkte den Wagen und sah Renfield
an. »Wir beide sind jetzt ganz locker und selbstbewusst«, erklärte sie
ihm. »Kein Problem.«
Die
Bulldogge stupste sie freundlich mit dem Kopf an und bettelte um
Streicheleinheiten. Maggie strich ihr sanft übers Fell und seufzte. »Auf
geht's!«
Sie nahm
den Hund an die Leine, führte ihn zur Vordertür und wartete geduldig, während
er sich die Stufen hinaufquälte. Bevor sie anklopfen konnte, wurde die Tür
schon geöffnet. Mark stand vor ihr, in Jeans und Flanellhemd. Er war so
unglaublich attraktiv in seinem zerknitterten Hemd und mit den verstrubbelten
Haaren, dass Maggie sofort Schmetterlinge in ihrem Bauch spürte.
»Kommen Sie
rein.« Seine raue Stimme zeugte davon, dass er noch nicht ganz wach war,
aber in ihren Ohren klang sie wie Musik. Sie führte den Hund ins Haus. Marks
blaugrüne Augen leuchteten auf. »Hey, Renfield!«, begrüßte er das Tier
und ging vor ihm in die Hocke.
Maggie ließ
den Hund von der Leine. Der tappte begeistert zu Mark hinüber und wurde von
ihm heftiger geknuddelt, als Maggie das normalerweise tat. Mark walkte das
Fell des Hundes ordentlich durch, kraulte ihm den Kopf und kratzte ihn hinter
den Ohren.
Renfield
war entzückt. Um seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen, wedelte er mangels
Schwanz mit dem ganzen Hinterteil.
»Weißt du,
wie du aussiehst?«, fragte Mark den Hund beiläufig. »Wie ein Gemälde von
Picasso. Aus der kubistischen Periode.«
Ekstatisch
hechelnd leckte Renfield ihm die Hand, ließ sich langsam auf den Bauch sinken
und streckte alle viere von sich.
Trotz ihrer
Beklemmung musste Maggie über diesen Zusammenbruch in Zeitlupe lachen. »Sind
Sie sicher, dass Sie es sich nicht anders überlegt haben?«, fragte sie.
Mark
schaute sie leicht amüsiert an. »Ganz sicher.« Er stand auf, trat an sie
heran und nahm ihr die Leine aus der Hand. Als ihre Finger sich berührten,
spürte sie, wie ihr Puls zu rasen begann. Die Knie wurden ihr weich. Ihr schoss
durch den Kopf, wie angenehm es jetzt wäre, so zu Boden zu sinken, wie Renfield
das gerade getan hatte.
»Wie geht
es Holly?«, fragte sie.
»Großartig.
Sie ernährt sich von Wackelpudding und schaut sich Zeichentrickfilme an. Das
Fieber ist letzte Nacht noch einmal heftig gestiegen, und dann war es weg. Sie
ist nur ein bisschen geschwächt.«
Mark
musterte Maggie intensiv, als forsche er nach etwas Bestimmtem oder versuche,
jedes Detail in sich aufnehmen. »Maggie, ich wollte Ihnen gestern Abend keine
Angst machen.«
Ihr
Herzschlag beschleunigte sich noch mehr. »Ich hatte keine Angst. Ich weiß
nicht, warum das passiert ist. Es lag wohl am Wein.«
»Wir haben
keinen Wein getrunken. Nur Sam hatte welchen.«
Das Blut
schoss ihr ins Gesicht. »Ach ja ... Nun, Tatsache ist, wir konnten uns nicht
bremsen. Dann lag es wohl am Mondlicht.«
»Es war
dunkel.«
»Und es war
spät. Beinahe Mitternacht ...«
»Es war
gerade mal zehn Uhr.«
»... und
Sie waren dankbar, weil ich Ihnen mit Holly geholfen habe, und ...«
»Ich war
nicht dankbar. Nein, falsch, natürlich war ich dankbar, aber ich habe Sie nicht
deshalb geküsst.«
Sie klang
zunehmend verzweifelt: »Jedenfalls empfinde ich nicht so für Sie.«
Mark
musterte sie skeptisch. »Sie
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