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Lisa Kleypas

Lisa Kleypas

Titel: Lisa Kleypas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Winterwunder von Friday Harbor
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der Hund
schaute ihn treuherzig an. Mit seiner hängenden Zunge sah er wie einer der
grinsenden Wasserspeier an mittelalterlichen Kirchen aus.
    »Ja, aber
bisher hatten wir kein Glück«, antwortete Maggie. »Er hat einfach zu viele
Probleme. Wahrscheinlich muss irgendwann seine Hüfte operiert werden, und dann
ist da noch der Unterbiss. Und seine Ekzeme. Ein krankes Tier, das niedlich
ist, findet trotzdem jemanden. Aber ein krankes Tier, das aussieht wie Renfield
... hat keine Chance.«
    »Tja, es
ist nämlich so: Wenn es euch recht ist«, begann Mark langsam, »dann würden
wir ihn gern bei uns aufnehmen.«
    Maggie war
völlig perplex. »Du meinst: endgültig?«
    »Ja. Warum
guckst du so überrascht?«
    »Er ist
nicht dein Typ von Hund.«
    »Was wäre
denn mein Typ von Hund?«
    »Na ja, ein
normaler eben. Ein Labrador vielleicht oder ein Spaniel. Ein Hund, der mit dir
mithalten kann, wenn du deine Laufrunden drehst.«
    »Ich setze
Renfield einfach auf ein Rollbrett. Sam und Holly haben bei seinem letzten
Besuch hier einen ganzen Nachmittag damit verbracht, ihm beizubringen, Skateboard
zu fahren.«
    »Du kannst
ihn nicht zum Angeln mitnehmen, Bulldoggen können nicht schwimmen.«
    »Tatsächlich?
Dann kriegt er eben eine Schwimmweste.« Mark musterte sie fragend. »Was
stört dich daran, dass ich ihn haben will?«
    Renfield
schaute zwischen Mark und Maggie hin und her.
    »Nichts
stört mich daran. Ich verstehe nur nicht, warum du ihn nehmen
willst.«
    »Er ist ein
guter Gesellschafter. Er ist ruhig und freundlich. Sam sagt, er hält das
Ungeziefer im Weingarten kurz. Und das beste Argument: Holly liebt ihn.«
    »Er braucht
aber so viel Pflege. Er hat Hautprobleme, braucht Diätfutter und spezielle
Pflegeprodukte, und auf dich kommen Tierarztrechnungen ohne Ende zu. Ich bin
mir nicht sicher, ob du begreifst, was du dir mit ihm einhandelst.«
    »Was auch
immer – ich werde schon damit fertig.«
    Maggie
verstand sich selbst nicht, begriff den Sturm der Gefühle nicht, die sie
überfielen. Sie ging in die Hocke und begann den Hund zu streicheln, das
Gesicht abgewandt. »Renfield, es sieht ganz so aus, als hättest du jetzt ein Zuhause«,
flüsterte sie mit erstickter Stimme.
    Mark kniete
sich neben sie, legte eine Hand an ihre Wange und zwang sie, ihn anzuschauen.
Seine blaugrünen Augen leuchteten warm. Fragend blickte er ihr in die Augen.
»Hey«, sagte er leise, »was hast du? Fällt es dir so schwer, ihn
herzugeben?«
    »Nein. Du hast mich einfach nur
überrumpelt. Das ist alles.«
    »Du hast
nicht geglaubt, dass ich eine solche Verpflichtung eingehen würde, wenn sie
offensichtlich jede Menge Probleme mit sich bringt?« Er strich ihr mit dem
Daumen über die Wange. »Ich lerne gerade, das Leben zu nehmen, wie es kommt.
Ein Hund wie Renfield wird unbequem, schwierig und teuer. Aber er ist es sehr
wahrscheinlich wert. Du hast übrigens recht – er hat etwas Edles an sich. Rein
äußerlich hässlich wie die Nacht, aber mit einem sehr gesunden
Selbstwertgefühl. Er ist ein guter Hund.«
    Maggie
hätte gern gelächelt, aber ihr Kinn zitterte, und ihre Gefühle drohten sie
erneut zu überwältigen. »Du bist ein guter Mann«, stieß sie mühsam hervor.
»Ich hoffe, du findest eines Tages jemanden, der dich zu schätzen weiß.«
    »Das hoffe
ich auch.« Ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Können wir jetzt wieder
aufstehen?«
    Als Mark nach Maggies Plänen für
Thanksgiving fragte, erzählte sie ihm, dass sie jedes Jahr zu ihren Eltern zum
Essen nach Bellingham fuhr. Bis auf den Truthahn, den ihre Mutter zubereitete,
bestand das Essen aus einem einzigen riesigen Potluck: Jeder brachte ein
Gericht mit.
    »Wenn du
dieses Jahr auf der Insel bleiben möchtest«, schlug Mark vor, »kannst du
Thanksgiving mit uns feiern.«
    Maggie
wurde von einem Gefühl erfasst, das sie kannte. Einem Gefühl, das sie immer
dann befiel, wenn sie sich dabei ertappte, nach etwas zu greifen, was sie sich
bereits verboten hatte: den letzten Keks auf dem Teller, das eine Glas Wein zu
viel ... Den Feiertag mit Mark und Holly zu verbringen, das bedeutete mehr
Nähe, mehr Bindung, als sie sich gestatten wollte.
    »Danke,
aber ich halte mich lieber an die Tradition«, sagte sie gezwungen
lächelnd. »Meine Familie zählt auf mich und meine Käse-Makkaroni.«
    »Die Käse-Makkaroni?« Mark klang
zutiefst enttäuscht. »Das Rezept deiner Großmutter mit vier Sorten Käse und
Brotkrumen?«
    »Das weißt
du noch?«
    »Wie könnte
ich das vergessen?«

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