Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lisa Kleypas

Lisa Kleypas

Titel: Lisa Kleypas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Winterwunder von Friday Harbor
Vom Netzwerk:
nicht
...« Sie stockte, schüttelte verzweifelt den Kopf. »Oh Gott.«
    Mark gab
sich Mühe, normal zu klingen. »Kommen Sie morgen früh wieder?«
    »Ich weiß
nicht. Ja. Vielleicht.«
    »Maggie
...«
    »Nein.
Nicht jetzt. Ich kann nicht ...« Sie klang angespannt, als kämpfe sie mit
den Tränen. Hastig stieg sie in ihr Auto und ließ den Motor an.
    Mark blieb
in der Einfahrt stehen, während Maggie ihren Wagen auf die Straße steuerte und
davonfuhr, ohne einen Blick zurückzuwerfen.

Kapitel 10
    Der Wecker riss Maggie mit ungehaltenem
Piepen aus dem
Schlaf. Er begann langsam und mit moderater
Lautstärke, steigerte sich aber rasch zu einem Stakkato immer schnellerer und
schrillerer Piepstöne, die sie aus dem Bett scheuchten. Stöhnend stolperte sie
zu ihrer Kommode hinüber und schaltete das Gerät ab. Dass der Wecker so weit
vom Bett entfernt stand, war Absicht. Im Laufe der Zeit hatte sie gelernt: War
er in Griffweite auf dem Nachttisch, konnte sie ohne Weiteres immer wieder im
Halbschlaf auf die Schlummertaste drücken, ohne auch nur ein einziges Mal
richtig aufzuwachen.
    Ungelenke
Pfoten tapsten auf Holz. Dann schwang die Schlafzimmertür auf und gab den Blick
frei auf Renfields massigen Kopf mit dem flachen Gesicht und dem ausgeprägten
Unterbiss. Ta-Da! Triumphierend strahlte er sie an, als wäre der Anblick
einer beinahe haarlosen, röchelnden Bulldogge mit massiven Zahn- und
Kieferproblemen das Schönste, was man erblicken konnte, wenn man gerade
aufgewacht war. Die kahlen Stellen in seinem Fell waren die Folgen eines Ekzems,
das Maggie mit Antibiotika und einer besonderen Diät in den Griff bekommen
hatte. Aber bisher war das Fell noch nicht nachgewachsen. Zuchtbedingte
Missbildungen ließen den Hund extrem tollpatschig wirken, wenn er lief oder
rannte: Er bewegte sich schlurfend halb seitwärts.
    »Guten
Morgen, du komischer Vogel«, sagte Maggie und beugte sich zu ihm hinab, um
ihn zu streicheln. »Was für eine Nacht!« Sie hatte schlecht geschlafen,
sich herumgewälzt und wild geträumt. Und dann fiel ihr wieder ein, warum. Sie
stöhnte auf, und ihre Hand blieb reglos auf Renfields Kopf liegen.
    Wie Mark
sie geküsst hatte ... Wie sie darauf reagiert hatte ...
    Und ob sie
wollte oder nicht, sie würde ihn heute sehen. Wenn sie ihm aus dem Weg ging,
zog er womöglich die falschen Schlüsse. Also hatte sie keine Wahl: Sie musste
nach Rainshadow Vineyard fahren und sich so fröhlich und locker geben,
als wäre nichts gewesen.
    Maggie
schleppte sich in das Badezimmer ihres kleinen Bungalows, wusch sich das
Gesicht, griff nach dem Handtuch, um sich abzutrocknen – und drückte es dann
auf ihre Augen, weil ihr völlig überraschend die Tränen kamen. Nur ganz kurz
hatte sie sich gestattet, jenen Kuss in Gedanken noch einmal zu durchleben. Es
war schon so lange her, dass ein Mann sie voller Verlangen im Arm gehalten und
an sich gedrückt hatte. Marks Umarmung war so stark und so warm gewesen.
    Kein
Wunder, dass sie der Versuchung nachgegeben hatte! Das wäre jeder Frau so
gegangen.
    Einige
ihrer Empfindungen waren ihr vertraut gewesen, andere völlig neu. Sie konnte
sich nicht entsinnen, jemals so absolut durchdringende Sehnsucht empfunden zu
haben, solch eine erstaunliche, alles durchflutende Hitzewelle. Sie fühlte
sich vom eigenen Körper verraten. Die Sache drohte gefährlich zu werden. Für
eine Frau, die mehr als genug Dramatik in ihrem Leben gehabt hatte, war das
nicht nur ein bisschen beunruhigend. Sie brauchte keine wilde, verrückte,
herzzerreißende Affäre, keinen neuen Schmerz, keinen weiteren Verlust. Nein,
was sie brauchte, waren Ruhe und Frieden.
    Aber im
Grunde spielte das alles sowieso keine Rolle. Maggie hatte allen Grund zu
glauben, dass Mark sich wieder mit Shelby aussöhnen würde. Sie selbst hatte
ihm nur zeitweilig zur Ablenkung gedient. Ein kurzer Flirt. Un ter keinen
Umständen würde Mark sich mit den Altlasten abgeben wollen, die sie mit sich
herumschleppte. Nicht einmal sie selbst hatte Lust, diese aufzuarbeiten. Was am
Abend zuvor geschehen war, bedeutete ihm nichts. Und sie musste sich irgendwie
einreden, dass es auch ihr nichts bedeutete.
    Sie legte
das Handtuch weg und schaute zu Renfield hinunter, der hechelnd und schnaufend
neben ihr hockte.
    »Ich bin
eine Frau von Welt«, erklärte sie dem Hund. »Ich komme mit dieser
Situation zurecht. Wir fahren zu den Nolans, ich setze dich dort ab, und du
versuchst bitte, dich heute so normal zu benehmen wie nur irgend

Weitere Kostenlose Bücher