Lisa Kleypas
ein Gentleman, sah
aber so gut aus, dass es sie beinah umwarf. Die sanfte Schroffheit in seiner
Stimme jagte ihr eine Gänsehaut über den Körper. »Warum bist du nicht auf der
Fähre?«
»Ich habe
es mir anders überlegt.«
Er beugte
sich vor und drückte sanft seinen Mund auf ihre Lippen. Der weiche und heiße
Druck ließ ihr das Blut ins Gesicht schießen und die Knie zu Wackelpudding wer
den. Maggie blinzelte überrascht, als ihr klar wurde, dass Mark sie gerade vor
allen anderen geküsst hatte. Sie runzelte die Stirn und schaute ihm über die
Schulter, um zu sehen, ob sie beobachtet wurden. Sam schien ganz und gar auf
seine Kartoffeln konzentriert zu sein, und Alex war dabei, Salat in einer
großen Teakholzschüssel zu mischen. Holly hockte auf dem Boden vor Renfield und
ließ ihn den Deckel des Soßenbehälters ablecken.
»Holly«,
sagte Maggie, »den Deckel wirfst du in den Müll, wenn Renfield fertig ist. Leg
ihn nicht wieder auf die Soßenschüssel.«
»In
Ordnung. Aber mein Freund Christian sagt, ein Hundemaul ist sauberer als ein
Menschenmund.«
»Frag
deinen Onkel Mark«, warf Sam ein, »ob er lieber Maggie oder Renfield
küsst.«
»Sam«,
warnte Mark leise, aber sein jüngerer Bruder grinste ihn nur an.
Kichernd
nahm Holly Renfield den sauber abgeleckten Soßendeckel ab und versenkte ihn
feierlich im Mülleimer.
Unter
Maggies Anleitung gelang es der Gruppe, ein anständiges Thanksgiving-Essen auf
den Tisch zu bringen: mitsamt Käse-Makkaroni-Auflauf, geschmorten Süßkartoffeln,
grünen Bohnen, Truthahn, einem Salat und einem einfachen Dressing mit
gerösteten Weißbrotwürfeln, Walnüssen und Salbei.
Sam öffnete
eine Flasche Rotwein und schenkte jedem ein Glas ein. Holly bekam roten
Traubensaft in ihr Weinglas. »Lasst uns anstoßen«, sagte er. »Auf Maggie,
die unser Thanksgiving gerettet hat.« Alle stießen miteinander an.
Maggie
erhaschte zufällig einen Blick auf Holly, die ihren Traubensaft im Glas
schwenkte und beschnupperte. Sie tat es Sam nach, der auf Kennerart seinen Wein
kostete. Mark
hatte das ebenfalls gesehen und verkniff sich mit Mühe ein Grinsen. Selbst
Alex, der mit finsterer Miene am Tisch saß, musste lächeln.
»Wir können
aber nicht nur auf mich anstoßen«, protestierte Maggie. »Wir müssen auf
jeden anstoßen.«
Mark hob
sein Glas: »Auf den Triumph der Hoffnung über die Erfahrung«, sagte er,
und wieder klangen die Gläser.
Maggie
lächelte ihn an. Ein perfekter Trinkspruch passend zu einem perfekten Tag.
Nach dem
Essen sowie dem Kuchen und dem Kaffee wuschen sie gemeinsam das Geschirr ab,
räumten die Küche auf und verstauten die Reste in Plastikschüsseln mit Deckeln.
Sam schaltete den Fernseher an, suchte sich ein Footballspiel und machte es
sich auf einem Sessel bequem. Satt und zufrieden rollte Holly sich in einer
Ecke des Sofas zusammen und schlief prompt ein. Maggie breitete eine Decke
über sie und setzte sich neben Mark an das andere Ende des Sofas. Renfield
tapste zu seinem Hundekörbchen und ließ sich zufrieden grunzend darin nieder.
Obwohl
Maggie kein Interesse an Football hatte, schaute sie sich zu Thanksgiving aus
Tradition gern ein Spiel an. Es erinnerte sie an all die Familienfeste, die sie
mit ihrem Vater und ihren Brüdern verbracht hatte: die ganze Bande vorm
Fernseher, johlend, stöhnend und gegen Schiedsrichterentscheidungen wetternd.
Alex
erschien in der Wohnzimmertür. »Ich hau jetzt ab«, sagte er.
»Bleib noch
und schau dir das Spiel an«, forderte Sam ihn auf.
»Wir werden
Hilfe brauchen, um die Reste aufzuessen«, fügte Mark hinzu.
Alex
schüttelte den Kopf. »Danke, aber ich habe fürs Erste genug von Familie. War
nett, dich kennenzulernen, Maggie.«
»Danke,
Alex. War auch nett, dich kennenzulernen.«
Sam verdrehte die Augen, als
Alex aus der Tür war. »Wo er geht und
steht, verbreitet er Freude und Sonnenschein.«
»Seine Ehe ist gerade in
die Brüche gegangen«, warf Maggie ein.
»Da ist es normal, dass er Trübsal bläst.«
Die beiden
Brüder schienen das sehr erheiternd zu finden. »Liebes«, erläuterte Mark,
»Alex bläst Trübsal, seit er zwei Jahre alt ist.«
Er zog sie
in seine Arme, und sie kuschelte sich an ihn. Sein Körper fühlte sich fest und
warm an, ihr Kopf ruhte herrlich bequem an seiner Schulter. Von dem Spiel bekam
sie wenig mit. Dafür genoss sie das Gefühl von Nähe und Wärme in Marks Armen
viel zu sehr.
»Die
Käse-Makkaroni waren noch viel besser, als ich sie mir vorgestellt
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