Lisa Kleypas
ihr einfach nachgeben«, erwiderte er sanft.
Er spürte,
dass sie vor unterdrücktem Lachen bebte. Aber als sie zu ihm aufschaute, sah
er, dass ihre Augen dabei verdächtig glitzerten. Sie stand kurz davor, in Tränen
auszubrechen.
»Oh, bitte
nicht«, flüsterte er. »Bitte weine nicht!«
Eine
einzelne Träne rann ihr über die Wange, und er wischte sie mit dem Daumen fort.
»Wenn du damit nicht aufhörst, Maggie, werde ich dich gleich hier auf den Holzdielen
dieser eiskalten Veranda lieben.«
Maggie barg
ihr Gesicht an seiner Brust und atmete ein paarmal tief durch, bevor sie den
Blick wieder hob. »Du hältst mich wahrscheinlich für einen Feigling«,
sagte sie, »aber ich kenne meine Grenzen. Du weißt nicht, was ich durchgemacht
habe, als ich über ein Jahr mit ansehen musste, wie mein Mann langsam starb.
Das kann ich nicht noch einmal. Nie und nimmer. Das war meine einzige Chance
auf Glück in diesem Leben.«
»Deine
Chance auf Glück war fast schon vorbei, als sie begann«, sagte Mark.
Ungeduldige Sehnsucht beherrschte ihn, und er gab sich ganz dem Gefühl hin, sie
in den Armen zu halten. »Deine Ehe hatte nie die Möglichkeit, überhaupt eine
zu werden. Ihr musstet nie eine Hypothek für ein Haus aufnehmen, hattet nie den
Hund, die Kinder und den Streit darüber, wer dran ist, sich um die Schmutzwäsche
zu kümmern.«
Ein Blick
auf ihre zitternde Unterlippe, und er verlor die Beherrschung. Er küsste sie,
jedoch zu kurz, um es zu genießen. »Lassen wir das. Jetzt ist nicht der
richtige Augenblick dafür. Komm. Ich begleite dich zu deinem Wagen.«
Schweigend
gingen sie beide zu ihrem Auto hinüber. Maggie drehte sich zu Mark um, er nahm
ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie noch einmal. Langsam und genießerisch
diesmal, bis sie tief aufstöhnte und seinen Kuss erwiderte.
Mark löste
sich von ihren Lippen und strich ihr über die wilden Locken. Seine Stimme
verriet, wie aufgewühlt er war. »Allein zu sein bedeutet nicht, dass man sicher
ist, Maggie. Es bedeutet nur, dass man allein ist.«
Sie stieg
in ihren Wagen, und er schloss vorsichtig die Tür hinter ihr. Dann sah er
Maggie nach, als sie davonfuhr.
Kapitel 13
Zu Maggies großer Erleichterung normalisierte
sich ihr Verhältnis zu Mark nach Thanksgiving wieder. Er brachte ihr Kaffee in
den Laden und gab sich so entspannt und charmant, dass sie beinah versucht war
zu glauben, die Szene auf seiner Veranda geträumt zu haben.
Am Montag,
Maggies freiem Tag, bat Mark sie, ihm bei den Einkäufen für die
Weihnachtsdekoration zu helfen. Er und Sam hatten nämlich absolut keinen Weihnachtsschmuck
im Haus. Sie begleitete ihn in mehrere Geschäfte in Friday Harbor und half ihm,
diverse Teile auszusuchen: Girlanden für den Kaminsims und die Türen, einen
Kranz für die Eingangstür, einen Satz schwerer Säulenkerzen mit silbernen
Glasständern und ein altmodisches gerahmtes Poster mit dem Weihnachtsmann. Der
einzige Vorschlag, den Mark von vorneherein ablehnte, war eine kunstvolle
Pyramide aus künstlichen Früchten für den Esstisch.
»Ich mag
keine künstlichen Früchte«, erklärte er.
»Warum? Das
sieht doch wunderschön aus. In der viktorianischen Epoche wurden die Tische an
Feiertagen damit geschmückt.«
»Ich kann
das nicht leiden: Dinge, die so aussehen, als ob man sie essen sollte, dabei
kann man sie aber gar nicht essen. Lieber hätte ich eine Pyramide aus echtem
Obst.«
Maggie
musterte ihn halb amüsiert, halb verzweifelt. »Echtes Obst würde sich nicht lange
genug halten. Außerdem: Was willst du machen, wenn du die echten Früchte
aufgegessen hast?«
»Dann kaufe
ich einfach frisches Obst nach.«
Nachdem sie
die letzten Einkäufe im Wagen verstaut hatten, gelang es Mark, Maggie dazu zu
überreden, mit ihm zu Abend zu essen. Sie versuchte die Einladung abzulehnen,
weil eine solche Verabredung einem Rendezvous zu nahe käme, aber er bettelte
einfach weiter: »Das ist doch nichts anderes als ein gemeinsames Mittagessen.
Nur später am Tag.« Schließlich gab sie nach.
Sie gingen
in ein kleines Restaurant außerhalb von Friday Harbor und wählten einen Tisch
in der Nähe des aus Feldsteinen errichteten Kamins. Bei Kerzenschein saßen sie
zusammen und aßen als Vorspeise saftige Jakobsmuscheln aus Alaska mit
Entenconfit und Ziegenkäse, dann ein Filet Mignon mit einer
Dattel-Espresso-Glasur.
»Wenn das
ein Rendezvous gewesen wäre«, erklärte Mark hinterher, »dann wäre es das
schönste, was ich je erlebt hätte.«
»Es
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