Lisa Kleypas
heftigen Umarmung der
Kleinen. »Ich muss morgen wirklich nach Bellingham«, erklärte sie rasch.
»Tschüss, Holly, es war ein schöner Tag mit dir.« Sie beugte sich vor und
küsste die Kleine auf die Wange. Sie schmeckte leicht nach Zucker und Zimt.
Am nächsten Morgen glättete Maggie
wieder einmal ihr Haar, zog sich ein Paar Jeans, Stiefel und einen Sweater an
und trug die gewaltige, mit Alufolie abgedeckte Auflaufform mit den
Käse-Makkaroni zu ihrem Auto.
Gerade als
sie rückwärts aus der Einfahrt rangieren wollte, klingelte ihr Handy. Sie
stoppte den Wagen und wühlte in ihrer Tasche, bis sie das Telefon zwischen Kassenzetteln,
Lippenstiften und Kleingeld gefunden hatte. »Hallo?«
»Maggie?«
»Holly!«
Sorge griff nach ihrem Herzen. »Wie geht es dir?«
»Gut«,
gab die Kleine fröhlich zurück. »Frohes Thanksgiving!«
Maggie
lächelte erleichtert und entspannte sich wieder ein wenig. »Danke, dir auch
frohes Thanksgiving! Was treibst du so?«
»Ich habe
Renfield rausgelassen, damit er aufs Klo kann. Dann ist er wieder reingekommen,
und ich habe Futter in seine Schüssel getan und ihm ein bisschen Wasser gegeben.«
»Das klingt
so, als würdest du sehr gut für ihn sorgen.«
»Aber dann hat Onkel Mark uns
beide aus der Küche gescheucht,
damit er sich um den Qualm kümmern kann.«
»Qualm?« Maggies Lächeln
erstarb. »Warum habt ihr Qualm in
der Küche?«
»Onkel Sam
hat gekocht. Und dann haben sie Onkel Alex angerufen, und jetzt baut er die Tür
vom Backofen aus.«
Maggie
runzelte die Stirn. Warum um alles in der Welt sollte Alex die Backofentür
ausbauen? »Holly ... wo steckt Onkel Mark?«
»Er sucht
nach seiner Schutzbrille.«
»Wofür
braucht er seine Schutzbrille?«
»Er hilft
Onkel Sam dabei, den Truthahn zu backen.«
»Verstehe.«
Maggie schaute kurz auf ihre Armbanduhr. Wenn sie sich sehr beeilte, reichte
die Zeit noch, um auf Rainshadow Vineyard nach dem Rechten zu sehen und
trotzdem die letzte Vormittagsfähre nach Anacortes zu erwischen. »Holly, ich
glaube, ich schaue kurz bei euch vorbei, bevor ich zum Fährterminal
fahre.«
»Toll!«,
lautete die begeisterte Antwort. »Nur ... vielleicht verrätst du besser nicht,
dass ich dich angerufen habe. Ich könnte sonst Ärger kriegen.«
»Ich werde
nichts davon erwähnen«, beruhigte Maggie sie.
Bevor Holly
antworten konnte, fragte im Hintergrund eine Männerstimme: »Holly, mit wem
telefonierst du da?«
Maggie
schlug hastig vor: »Sag ihm, es sei eine Meinungsumfrage.«
»Mit einer
Frau, die eine Meinungsumfrage macht«, hörte sie Holly antworten. Es
folgte eine kurze, gedämpfte Unterhaltung, dann meldete Holly sich wieder und
verkündete in gewichtigem Tonfall: »Mein Onkel sagt, wir haben keine
Meinungen.« Sie schwieg kurz, wieder ein paar gedämpfte Worte. »Und«,
fügte Holly streng hinzu, »er sagt: Sie dürfen gar nicht anrufen, das ist
verboten!«
Maggie
grinste. »Okay, Holly, ich bin gleich bei euch.«
»Okay.
Bye!«
Es war kalt
und ein wenig stürmisch, das perfekte Wetter für Thanksgiving, weil es einen
an ein gemütliches Kaminfeuer, einen Truthahn im Ofen und einen entspannten
Fernsehnachmittag mit der Übertragung von Macy 's Thanksgiving
Day Parade aus
New York denken ließ.
In der
Einfahrt zu Rainshadow Vineyard parkte ein nobler und sehr gepflegter BMW. Z weifellos gehörte der Wagen Alex, dem jüngsten der drei Nolan-Brüder,
den Maggie noch nicht kennengelernt hatte. Ein bisschen kam sie sich wie ein
Eindringling vor, aber sie machte sich einfach Sorgen. Sie stellte ihr Auto ab
und erklomm die Vordertreppe.
Holly
öffnete ihr die Tür. Sie trug Cordhosen und ein langärmeliges Shirt mit einem
Comic-Truthahn darauf. »Maggie!«, rief die Kleine und hüpfte vor Freude
auf und ab. Sie nahmen einander in den Arm. Renfield gesellte sich zu ihnen. Er
hechelte und schnaufte glücklich.
»Wo stecken
deine Onkel?«, fragte Maggie.
»Onkel Alex
ist in der Küche. Renfield und ich helfen ihm. Wo die anderen sind, weiß ich
nicht.«
Der
unverkennbare Geruch von verbranntem Essen lag in der Luft. Er wurde stärker,
je näher sie der Küche kamen. Ein dunkelhaariger Mann war dabei, die
Vorderseite des Backofens abzumontieren. Er hielt eine Bohrmaschine in der
Hand, und neben ihm stand eine beeindruckende Werkzeugkiste.
Alex Nolan
war eine glattere, elegantere Ausgabe seiner älteren Brüder. Er hatte ein
hübsches Gesicht, wirkte aber abweisend. Seine Augen waren so blau wie
Gletschereis. Wie Sam war er
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