Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
Wahnsinnige auf den vielen Ameisen herum, die ihre Füße belagerten.
„Nicht meinen Fisch, ihr widerlichen Kreaturen.“ Lisa trampelte unaufhörlich auf die Holzdielen in der Küche und schlug unermüdlich mit der Zeitung nach den Ameisen, die sich auf unerklärliche Weise zu vermehren schienen. Mit Ameisengift und Staubsauger versuchte sie dem Angriff Herr zu werden. Wenig später hatte sie es auch geschafft, erschöpft und siegreich hockte sie sich auf einen ihrer Stühle. Die Beine fest an ihren Körper gezogen, damit diese nicht zwischen den erschlagenen,zertrampelten und noch zahllos daliegenden toten Ameisen standen, und sortierte ihre wirren Gedanken.
Nein, das wäre nicht die richtige Beschreibung. Sie marterte förmlich ihr Gehirn nach Erinnerungen, die das, was gerade passierte, erklären könnten. Ich werde doch wohl nicht verrückt werden? Lisa suchte verzweifelt nach Antworten und vor allen Dingen nach Erklärungen. Was war die letzte Zeit alles geschehen? Das Magnetfeld an der Haustür mag ja noch physikalisch erklärbar sein. Bei dem Ameisenhaufen kam schon der Verdacht, dass es nicht mit rechten Dingen zuging. Aber wie ließen sich die unheimlichen gelben Augen in der alten knöchernen Eiche deuten, die über sich hinaus wuchsen und ihr sagten, dass sie sich vorsehen sollte? Lisa hatte kein gutes Gefühl. Denn dieses Gefühl teilte ihr unverfroren mit, dass es unmissverständlich mit der Vergangenheit, also ihrer Kindheit zu tun hat.
S inith und Brokk nahmen den Hexenstieg zu Fuß. Die Wildschweine Gunduar und Mimur liefen am Waldrand entlang und genossen die Bucheckern und Kastanien, die am Weg verstreut lagen. Sie plauderten über dies und das und sangen übermütig und froh gelaunt Zwergen-Wanderlieder. Obwohl sich die körperliche Erschöpfung bei den Zwergen immer mehr zeigte, hüteten sie ihre gute Laune!
Von Weitem sahen sie eine alte Frau, die merkwürdig lächelnd direkt auf sie zukam. Sie trug einen schweren Korb auf dem Rücken, der schon mit Feuerholz überfüllt war. Um die Last schleppen zu können, stützte sie sichauf einem großen dicken Gehstock ab. Schon aus der Ferne rief sie: „Ihr solltet nicht diesen Weg gehen, es wird bald dunkel und diesem Stieg sagt man nichts Erfreuliches und Schönes nach!“ Die Alte wies auf die Legenden des Weges überfreundlich hin und versteckte dabei unter einem wollenen Kopftuch ihr scheinheiliges bewusstes Grinsen. Denn insgeheim sagte sie zu sich: Geht nur, ihr Wichte, lauft in euer Verderben! Die Zwerge aber ahnten nichts Böses und sahen nur, dass die Alte schwer an dem Korb zu schleppen hatte. Behäbig kam sie immer näher. Sie schien sehr alt und gebrechlich zu sein. Und unter der schweren Bürde des Korbes schienen ihre Knochen zu krächzen. Tatsächlich hörten sie die entsetzlichen Schreie der überlasteten und betagten Knochen des alten Mütterchens, was sofort großes Mitleid bei den hilfsbereiten Zwergen auslöste.
Umso näher das Weib kam, desto unruhiger wurden aber die Wildschweine. Sinith und Brokk konnten sie kaum noch bändigen. Sie zerrten an den Zügeln, die die Zwerge schon vorsichtshalber in die Hände genommen hatten. Sie bockten und weigerten sich, auch nur einen Meter weiterzugehen. Gunduar stemmte seine Hufe in den Waldboden und schnaufte wie ein Stier. Mimur kniff mit seiner Schnauze in den Mantel von Sinith, der das Wildschwein sofort zur Ruhe aufforderte.
Aber die Zwerge wunderten sich trotzdem nicht darüber, warum ihre treuen Weggefährten so aufgeregt und störrisch waren. „Sssccchhh, ruhig!“, beruhigte Sinith den aufgeregten Mimur. „Es ist doch nur ein altes freundliches Mütterchen aus dem Wald.“
Die gelben Augen der Alten wanderten wohlwollend zu den gut genährten Wildschweinen. Abwechselnd starrte sie die unruhigen Tiere an und zischelte hinterlistig: „Euch werde ich mir bald schmecken lassen. Ihr werdet mir auf meinem Teller einen sehr netten Anblick bieten.“
Sinith und Brokk bekamen von dem Zwischenfall nichts mit. Sie versuchten weiterhin die Eber zu zügeln, die jetzt sprunghaft das Weite suchen wollten. „Der Pfad hier runter ist sehr schwierig. Sie tragen sehr viel Holz. Wir legen bei der Lichtung dort am Bergsprung eine Rast ein. Möchten Sie sich nicht zu uns ans Feuer setzen und sich etwas ausruhen?“ Die Alte tat Brokk unendlich leid. Es betrübte ihn, dass sie sich im hohen Alter noch mit sperrigem und unhandlichem Feuerholz abmühen musste. In Lähis war alles ganz anders. Da
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