Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
den Ruf, grausam zu sein, aber diese Hexe wollte man nicht einmal als Feindin benennen wollen!
Fürsorglich ging die kleine Hexe in Lisas altem Kinderzimmer auf und ab. Maxima schlief seelenruhig inihrem Bett und bekam dank des Schlafzaubers „Somnia“ auch nicht das Entfernteste mit.
Nympfjet verwandelte mit einer Handbewegung das Zimmer umgehend in eine wohlige Stube mit einem wärmenden Kamin in der Ecke, vor dem drei bezogene Stühle standen, auf denen sie in der Nacht gerne saßen und alles beredeten. Bis heute erzählten sie sich gute Dinge. Lustiges aus der Zauberküche von Ida oder eingebildete Krankheiten aus Frowins Praxis. Nette Erzählungen, die den Abend der Freunde unbekümmert und entspannt ausklingen ließen. Sie waren in den Hunderten von Jahren mehr als Freunde geworden und wie Geschwister zusammengewachsen.
„Was will die hier?“, fragte Ida, während sie es sich in einem der großen Sessel bequem machte. Nympfjets smaragdgrüne Augen blickten zaghaft über Ida hinweg und ruhten sanft auf dem Schwert ihrer Mutter. Ida folgte dem Blick. „Nein“, schrie sie fassungslos, „nicht das Schwert der Weisheit!“
Die kleine Hexe schritt auf die Glasvitrine zu, in der auf kobaltblauem Samt das Schwert ihrer geliebten Mutter lag. Der Ruf des Schwertes ist glorreich, wer es benutzt, hat alle Weisheit der Welt sowie ewiges Leben. Der Hüter kann Schaden begrenzen, Zerstörtes wieder herrichten. Nur verlorene Seelen, die vermag auch das magische Schwert nicht wieder zurückzuholen! Kein Feind kann sich ihm in den Weg stellen, ohne sein Leben zu verlieren. Der Besitzer hat alle Macht der Welt. Ob zum Guten oder zum Bösen. Und seit man die Geschichte des Klobenberges zurückverfolgen kann, ist das Schwert immer in Form eines Besens der neuen Herrscherin vomKlobenberg übergeben worden. Damit aber auch eine große Verantwortung gegenüber dem ganzen Reich – dem Harz! Sie musste, ob vom Norden in den Süden, über den Osten bis hin zum Westen, alles liebevoll verwalten. Sie schlichtete Unruhe und Streit unter den Harzwesen. Und ließ reichlich Nahrung unter der Sonne und dem Regen wachsen und ernten. Nympfjet verwaltete ihr Erbe und ihre Berufung mit Leib und Seele. Aber sie ist nicht nur Herrscherin. Nein, sie ist auch eine liebevolle Hexe. Und in diesem Sinne lebt sie mit Frowin und der Mutter Natur. Mit dem Zauberer heilte sie fürsorglich und gewissenhaft kranke Menschen, wenn er mit seinem Latein am Ende war und nicht mehr allein weiter wusste.
Zusammen bereiteten sie die Heilkräuter aus seinem großen Anbau auf dem Klobenberg zu und stellten Salben, Tinkturen, Säfte und vieles mehr aus heimischen Kräutern her. Sie genoss die Arbeit als Heilerin.
Vor einem Monat erst, bevor der Mond voll und klar am Himmel stand, kam Herr Polterfuß, ein alter ansässiger Bauer, mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Frowin in die Praxis. Sein rechter Fuß war angeschwollen und schon leicht verformt. Von Weitem sah Nympfjet schon, dass ihm das Gehen sehr schwer fiel. Die kleine Hexe half ihm dann die Stufen ins Haus hoch.
„Ach, Herr Polterfuß, Sie haben Ihrem Namen wieder alle Ehre gemacht, was?“ Sie lächelte den wohlgenährten Mann an und drohte mit ihrem Zeigefinger.
„Ach Kindchen, es war Schlachtfest, die vielen Leckereien auf dem Tisch, was hat ein alter Mann, wie iches bin, denn noch außer dem Genießen von fettem Fleisch?“
Nympfjet seufzte. „Gicht hat er. Der Gute!“ Kopfschüttelnd darüber, wie leichtsinnig er mit seiner Krankheit umging, schob sie ihn ins Behandlungszimmer.
„Ich habe solche Schmerzen, mein Mädchen!“, stöhnte und jammerte er.
„Die Schmerzen sind nicht das Schlimmste. Und wohl auch noch nicht genug! Die Nieren, Herr Polterfuß. Wie oft habe ich Ihnen gesagt, dass die Schädigung der Nieren weitaus gefährlicher ist. Die Vergiftung passiert schmerzlos und schleichend!“ Nicht ganz mitleidig sah sie auf den wimmernden alten Mann. „Ihr Körper ist so was von sauer, wie Ihre Frau, wenn Sie einen Becher Bier zu viel haben.“
„Ach, die kriegt sich wieder ein“, winkte er verharmlosend ab und grinste verschämt.
„Ja, das ist wohl wahr. Und das von ganz allein. Aber Ihr Körper nicht. Der muss jetzt entsäuert werden. Die Nieren müssen wir unterstützen. Sonst sehe ich für Sie schwarz!“
Sie füllte ihm später zu gleichen Teilen Mädesüß (auch bekannt unter Wiesenkönigin) und Geißbart in ein Tütchen. Und gab ihm außerdem noch dasselbe, mit Alkohol
Weitere Kostenlose Bücher