Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
Isis sah nicht zum ersten Mal den ihr gegenüber lodernden Hass aus Fedoras Augen springen. Zu gern würde Fedora-Astarte sie hinrichten und Isis den Platz in der Teufelsmauer zuweisen, den sie für sie mit Sicherheit schon lange auserkoren hatte. Doch noch brauchte sie Isis. Mit einem brutalen Tritt gegen Isis’ zarte Hüfte zeigte sie der treuen Isis ihre nichtssagende Stellung neben Fedora auf.
Abschätzend beäugte sie ihren flachen Leib, gegen den sie gerade beherzt mit ihrem Fuß trat. Schlagartig fiel ihr auf, dass Isis keinen Bauch vor sich her trug wie die anderen Hexen. „Wieso bist du nicht schwanger, Isis?“ Fast tonlos krächzte die Oberhexe die Worte und betrachtete nun mit größerem Interesse Isis’ schlanken Körper. Sie legte ihre spindeldürren Hände auf Isis’ flachen Bauch und fühlte nach der Gebärmutter. „Du solltest dir ein Mittelchen gegen deine Unfruchtbarkeit brauen.“ Fedora verzog schmerzhaft das Gesicht, als Isis ihr die Salbe kräftig auf die offene Wunde drückte, umFedora von ihrem Bauch abzulenken. „Es wäre äußerst schade, wenn deine Talente nicht weiter vererbbar wären!“, stöhnte sie vor Pein auf und kniff gefährlich ihre Augen zusammen, um mit fester Stimme nachzuhaken: „Oder warst du gar nicht erst beim Ritualtanz dabei? Sollte ich das herausbekommen, Isis, werde ich nicht mehr damit warten, dich zu verbrennen!“ Obwohl die Verletzung Fedora körperlich einschränkte, tat es der Schärfe ihrer Zunge keinen Abbruch.
Mit einem Zauber bohrte sich Fedora in Isis’ Mund, um ihre Zunge zu lösen, damit endlich die Worte des Verrats ausgesprochen wurden. Sie wusste, dass die Hexe etwas verbarg, sie wollte es nur noch von Isis selbst hören!
„Los Hexe, sag es, was ich schon lange ahne.“ Doch Isis hatte die Tricks von Fedora tausendmal beobachtet und konnte ihre Redseligkeit im Zaum halten. Der Oberhexe war es nicht möglich, die Wahrheit aus Isis herauszulocken, und ließ von Isis ab. Mit eiskaltem Lächeln sagte sie: „Du bist schlau, Hexe. Aber nicht schlau genug. Fürchte den Tag, an dem wir beide im Kampf gegenüberstehen. Du wirst mit ansehen müssen, wie ich an diesem Tag dein blutendes pochendes Herz mit Füßen treten werde. Denn das, Hexe, wird auch das Letzte sein, was du in deinem verräterischen Ende erleben wirst.“
Isis drängte nach dieser Ansage noch mehr die Zeit im Nacken. Sie hoffte nun sehr, dass die Zwerge bei der Klobenberg-Herrscherin ein Wort für sie eingelegt haben. Wenn nicht? Dann bleibt nur mit Stolz der ewige Tod in der Teufelsmauer …
L isa brauchte einige Zeit, um das, was eigentlich vergessen schien, wieder aufzuarbeiten. All das, was sie ihr ganzes Leben lang glaubte, nämlich alles nur in gruseligen Träumen gesehen zu haben, wurde lebendig und bekam Namen. Während Lisa sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen musste, um nun das wahre Gestern mit dem Heute zu mischen, beobachtete Maxima gespannt, wie sich ihr Zimmer in eine Halle verwandelte, in der Ida, Frowin und die dicke alte Berta mit Flüchen nur so um sich warfen.
Die Zauberstöcke gaben mit jedem Fluch einen anderen Lichtstrahl ab. Maxima konnte Frowins Zauber schon sehr schnell einschätzen. Sein Licht aus dem Stab war unterschwellig leicht rosa. Und bei Ida und Berta erschienen die Farben, wie sie sein sollten, kräftig und zackig.
Sie grinste, als ihr ein Grund dazu einfiel, den sie auch direkt Frowin aufs Butterbrot schmierte. „Du bist in Ida verliebt!“, kicherte Maxima vorlaut und ertappte Frowin beim Rotwerden. „Versuch erst gar nicht, das abzustreiten. Ich habe schon ganz genau beobachtet, dass du die Ida manchmal mit Absicht gewinnen lässt.“ Verschwörerisch blinzelte sie dem schüchternen Frowin von unten her zu.
„Du bist ganz schön keck, mein Fräulein Lindner!“, antwortete er, überrascht von der direkten frechen Art zu diesem Thema. Maxima verschränkte ihre Arme über der Brust und nickte Frowin wie ein Wackeldackel zu. „Ich weiß genau, was hier läuft!“ Der Zauberer nahm einenSchluck Wasser und beäugte aus dem Augenwinkel die Tante Schlaumeier. „Schön für dich. Dann kannst du ja hinterherrennen.“ Mit einem munteren Grübchen in der Wange ließ er die verdutzte und besserwisserische Maxima einfach stehen.
Nympfjet und Lisa saßen in der Zwischenzeit und wärmten die Geschichten auf, die fortwährend in Lisas Gedächtnis zurückkehrten. Sie bekamen das Gespräch zwischen Maxima und Frowin mit und belächelten
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