Lisa und das magische Schwert: Malum Saga non habet misericordiam (German Edition)
Oberhexe hatte Nympfjet mit Haut und Haaren gefressen. Das, was sie für diese Blutlinie empfand, war nicht in Worte zu fassen. Kaum körperlich auszuhalten, so fest verankert und verknotet saß der Hass in ihrer schwarzen Seele. Wenn sie ihren Ekel zum Himmel schreien würde, zerfielen selbst die Sterne zu Ruß. Langsam holte sie mit einem Würgen den Namen der Hexe aus ihrem von Lügen verseuchten Schlund: „Nympfjet vom Klobenberg!“
„Wolfshelms Tochter. Sie ist bei mir schon zweimal des Hexenverrates angezeigt worden!“ Er überlegte knapp. „Ich dachte, die Hexe ist schon lange in der Teufelsmauer?“
Fast weinerlich und vor seinen Füßen niederkniend jammerte sie. „Sie besaß immer hinterlistige Helfer und fand aus jeder Situation einen Ausweg. Ich habe mich nie getraut, dir das zu sagen, weil ich wusste, dass es dich aufregen würde, mein geliebter Meister.“
Der Teufel lächelte Fedora mit seinen scharfkantigen Zähnen an und strich über ihren Kopf. „Mach dir über meinen Zorn keine Sorgen, Fedora. Die soll sich jetzt, ab dieser Sekunde, eine andere machen.“ Brodelnd, wild und aufgebracht entlud sich sein Unmut gegen Nympfjet aus seiner tiefsten dunkelsten Seele. Fedora beobachtete genussvoll jede aufglimmende Geste von Luzifer.
Umgehend bildeten sich Schwefelquellen in Fedoras Hütte und ließen den Wurmberg aussehen, als würde er brennen. Mit tiefer inbrünstiger Stimme und im Duett mit innerlich verwachsenen Dämonen gab er das Todesurteil der Klobenberg-Herrscherin frei.
Überall im Harz wurde es von Teufelshand selbst an alle Hexen verteilt und mit Feuer an die Holztüren genagelt, ohne dass es der Meister selbst tat.
Die Hexe Beijanna wohnte gerade selbst in ihrer Mooshütte am Moorwald, als die Handschrift des Teufels an ihre Tür diesen Erlass schrieb. Nachdem sich die Feuerzungen in Wohlgefallen auflösten, stellte sie sich an ihre Holztür und las das Urteil.
Beijanna lächelte böse, Fedora schien den Teufel um den Finger gewickelt zu haben. Es wurde Zeit, dass sie endlich den Platz neben Fedora einnehmen konnte. Ihren Willen würde sie Fedora schon ins Ohr flüstern. Denn genau so einen Brief möchte sie an die Türen angeschlagen sehen, nur mit dem Namen von Isis der Schattenhaften.
Humpelnd ging sie wieder in ihr Haus zurück, um ihr zerschmettertes Bein zu schonen, das von dem Aufprall auf dem harten Boden zersplitterte, als Isis ihren Besen in Flammen setzte. Die Schattenhafte hatte nicht nur ihren Besen verflucht, sondern auch ihre Knochen mit einem Zauber belegt. Beijannas Brüche sollten nicht so schnell heilen. Isis braucht für irgendetwas Zeit. Beijanna übte sich in Geduld. Sie wusste, dass die Schattenhafte bei Fedora bald in Ungnade fällt. Es war nur eine kurze Zeit, die sie sich dadurch verschaffte. Und die hatte Beijanna auch. Was ist bei einer Hexe schon erwähnte Zeit? Krötenscheiße, mehr nicht.
Sie stellte sich Isis’ verhasstes Gesicht vor und fluchte sie an.
„Du wirst mir alles bezahlen. Dein Blut auf dem dreckigen Boden, auf dem du stehst, und dein Antlitz in der Teufelsmauer werden für mich Befriedigung genug sein! Vielleicht schlage ich ja mit einer Klappe gleich zwei Fliegen. Wer weiß, wer weiß …“ Die Hexe konnte zudiesem Zeitpunkt noch nicht wirklich ahnen, wie nah sie mit ihrer Aussage der Wahrheit lag.
Fedora ahnte von den Gedanken der Hexe keinen Schimmer, sie genoss jetzt in vollen Zügen die Vermählung mit ihrem Meister … Sie musste ihn milde stimmen, damit er keinen Verdacht hegte, dass sie ihn mit List und Tücke auf das Todesurteil gebracht hatte. Der aber vermutete überhaupt nicht, dass man ihn hintergangen haben könnte. Für ihn war das Urteil ausgesprochen, er schürte brodelnd vor Wut schon sein Feuer in der Untererde …
a m Eingang von der Menschenwelt zur Zwergenstadt, also am Mammutbaum, verharrten die Zwerge der vier Eingänge zu Mitteltor in starrem Entsetzen. Sie verstanden zuerst nicht, was um sie herum geschah, bis sie in einer zähflüssigen Masse versackten. Sie blickten nach oben und sahen, dass es aus allen Baumrillen tropfte und glitzernde Rinnsale am Mammutbaum runter liefen. Aber damit nicht genug. Als sie die anderen Bäume betrachteten, sahen sie, dass jeder einzelne Baum schmerzhaft ausblutete, ob groß oder noch sehr klein und fein. Es bluteten die ganzen friedlichen Wälder des Harzes vor sich hin!
Unverzüglich und sehr hektisch bestiegen die Wächter der Tore ihre Wildschweine und machten
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