Lisa
der die Leute ohrfeigenkönnte, weil sie den Dingen nicht auf den Grund gehen wollen und sich selbst nicht hinterfragen.
…
Wunderbar, Nasenbluten geht auch wieder los. Weil ich ja nichts mehr in der Nase spüre, merke ich es erst daran, dass es mir auf den Tisch tropft. Obwohl, ich könnte die Uhr danach stellen, es beginnt immer drei Minuten nach dem Ziehen zu sprudeln.
…
Die zwei Serben, die hat man schließlich gefunden, so geht die Geschichte weiter. Das erzähle ich euch gleich, nur stelle ich mich erst noch einmal unter die Dusche, und damit ich klarer denken kann, mache ich mir hinterher Kaffee. Bin in zehn Minuten zurück. Gebt mir eine Viertelstunde. Sagen wir zwanzig Minuten, die Espressomaschine hat eine kaputte Dichtung.
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Wieder hier. Ich hoffe, ihr … Mist.
…
Serben, wir waren bei den Serben. Hilgert ruft mich an, die Männer mit der Vorliebe für freischaffende Hautmedizin sitzen in Rotterdam ein, und er fährt hin, um bei den Verhören dabeizusein. Zuständigkeit hatte er keine, sie haben ihn freundlicherweise dazugenommen. Er dürfte sich dann jedoch mit dem Kollegen dort zerkracht haben, jedenfalls hat er irgend so was erwähnt, und überhaupt scheint sein Besuch unheilvoll verlaufen zu sein. Einmal immerhin hat er mit den Serben allein sprechen dürfen.
Das war was, sagt er zu mir. Wir haben bei mir in der Wohnung Bier getrunken, und er sagt zu mir, das war schon was, einmal mit Menschen zusammenzusitzen, die Lisa kennen.Die sie gesehen haben, die wissen, wie sie aussieht. Deshalb bin ich auch so oft hier, bei dir. Weil sie hier war. Weil ich auf diese Weise das sehe, was sie gesehen hat. Das bringt mich ihr näher. Sagt Hilgert.
Na mir wird bei so Gerede natürlich ganz anders. Aber er kriegt von meinen kleinen Sorgen nichts mit, er redet weiter, er erzählt, der eine hatte ein Glasauge und der andere eine tätowierte Glatze. Durfte er das Tattoo also behalten, habe ich gewitzelt, aber Hilgert findet das nicht lustig.
Ich bin so jemand, ich muss über die heiklen Dinge hinwegwitzeln, weil ich sonst nicht damit zurechtkomme. Das hat mir schon Elena vorgeworfen, meine erste Freundin. Immer wenn es ernst wird, kneifst du, hat sie gesagt. Und ich: Ich kneife nie. Und sie: Witze sind Feigheit. Himmelsalamander, was für ein Stuss. Witze sind eine Waffe.
Wartet nur, ihr …
Also, Hilgert erzählt. Von der Polizei dort hatte er bereits einen Bericht.
Moment.
Auf jeden Fall, ich muss das vorher klären. Es kann sein, dass es mitunter abfällig klingt, wie ich über Frauen rede. Ich meine das nicht so. Die haben einen Vogel und ich habe einen Vogel, darauf habe ich mich mit ihnen im Stillen geeinigt, und für jede Macke, die ich an ihnen gefunden habe, werden sie an mir zwei gefunden haben, nur haben sie es mir vielleicht nicht immer unter die Nase gerieben. Und was ich an Gutem in dieser Welt kennengelernt habe, hatte vor allem mit Frauen zu tun und seltener mit Männern.
…
Hilgert hat den Polizeibericht in der Hand. Darin stand die Aussage der Serben, die er nun von ihnen selbst hört: Siesagen, sie waren es nicht. Hilgert rät ihnen energisch, ihm keinen Blödsinn zu erzählen, wo doch alles gegen sie spricht inklusive einem DNA-Beweis, aber die zwei Galgenvögel bleiben dabei: Sie waren es nicht. Sie waren nicht einmal in der Nähe. Er redet vier Stunden auf sie ein, er schreit und droht, doch das sind Tschetniks, richtig harte Burschen. Sie sagen ihm, er soll sich seine Genbeweise sonst wohin schieben und ihnen einen Anwalt herschaffen.
Ausgelacht haben die mich, sagt er und schnippt die Asche auf meinen Teppich, ins Gesicht gelacht haben die mir. Und stell dir vor, sagt er, genau in diesem Moment läutet mein Handy und ich erfahre, sie haben den Mann geschnappt, der mit ihr die Paletten abgezogen hat.
Das war ein anderer, ein mehr als seltsamer Fall. Sie haben Lisas Spuren bei einem banalen Diebstahl gefunden, ein weiteres Vergehen von der Sorte, die nicht ins Bild passt. Wieso fährt diese Frau mit einem Laster voller Paletten davon? Eine Mörderin und Foltermeisterin? Doch die Spuren sind eindeutig, sie ist auch eine Diebin, die stiehlt die Hühner aus dem Stall.
…
Mein Gott, mein Gott, mein Gott. Bitte nicht, bitte nicht, bitte bitte nicht.
…
Mit Bierflasche defiliert er durch meine Wohnung und erzählt: Ich also wie der Teufel von Frankfurt nach Wolfsburg. Und dann stehe ich vor dem Typen, und ich denke, wenn mich der jetzt auch verarscht, reiße ich ihm den
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