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Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren

Titel: Lisbeth 02 - Ein Mädchen von 17 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Marianne. Letzten Endes wird Lisbeth es wohl fertigbringen, sich selber zu behüten. Und es ist ja nicht das erste Mal in der Weltgeschichte, daß ein junges Mädchen mit einem jungen Mann tanzt, dessen Ruf etwas anrüchig ist.“
    „Nein“, sagte Marianne langsam, ohne mich anzusehen. „Aber es wäre das erste Mal in der Weltgeschichte, daß ein junges Mädchen von einem Flirt mit Erling Boor mit heiler Haut davonkommt!“

6
     
     
    Ich warf mich unruhig im Bett herum.
    „Schläfst du nicht, Steffi?“
    „Nein. Du auch nicht?“
    „Nein. Wir sind gewiß ein paar lächerlich ängstliche Eltern, du!“
    „Ja. Im Grunde ist es häßlich von uns – Lisbeth gegenüber. Wir haben doch keine Veranlassung zu Mißtrauen.“
    „Nein, das haben wir nicht.“
    Wir schwiegen eine Weile.
    „Aber du – Heming!“
    „Ja. Ich weiß, was du sagen willst. Autotour und Wein und Tanzen und ein Jüngling, der es versteht, junge Mädchen zu betören.“
    „Ja. Und Lisbeth ist siebzehn Jahre alt.“
    Es vergingen ein paar Minuten. Heming tastete nach meiner Hand und drückte sie.
    „Wieviel ist die Uhr, Heming?“
    „Gleich zwei.“
    „Ich habe solche Angst wegen des verfluchten Autos!“
    „Ich auch.“
    „Sie hätte jetzt zu Hause sein sollen.“
    „Ja. Das Schlimmste aber ist die Aussprache, die uns morgen mit ihr bevorsteht. Ihr zu erklären… Nein, Steffi! Da sind mir Jungen doch lieber. Sie sind viel leichter zu behandeln als Mädchen.“
    Wir schwiegen beide. Und auf einmal setzten wir uns in unseren Betten auf. Wir hatten nichts gehört. Dieses Biest von einem Auto ging ja so lautlos. Ich spürte eine heiße Sehnsucht nach Mortens knatterndem Motorrad. Aber das helle Licht des Scheinwerfers hatte das Schlafzimmerfenster gestreift. Gedämpftes Geplauder vor der Gartenpforte. Ein leise rollendes Lachen. Pause. – Ich hätte viel dafür gegeben, wenn ich gewußt hätte, womit die Pause ausgefüllt war. Doch es war vielleicht ganz gut, daß ich es nicht wußte.
    Wieder leises Geplauder. Ein paar Worte schälten sich aus dem gleichmäßigen Summen heraus:
    „Gute Nacht!“
    „Gute Nacht, du!“
    „Tausend Dank für den heutigen Abend!“
    Wir lauschten ganz unverschämt, lauschten, daß unsere Ohren wedelten.
    „Und Dank für – heute nacht!“
    Mein Herz klopfte mir im Halse. Was meinte der Lümmel damit? Wieder Lachen.
    „Nein, jetzt gehe ich hinein. Ich muß nämlich früh aus den Federn! Gute Nacht, Erling!“
    „Gute Nacht, mein Liebling!“
    „Liebling“ und „mein“. – Oh, ich hätte ihn erwürgen können.
    Gott sei Dank! Die Gartenpforte wurde geschlossen. Die Scheinwerfer streiften wieder das Fenster. Das Auto wurde gewendet. – Schritte auf der Treppe. Die Tür zu Lisbeths Zimmer wurde geöffnet und ganz leise wieder geschlossen.
    So – das war überstanden! – Ein Gefühl großer Erleichterung und großer Müdigkeit senkte sich auf mich herab. Ich schlief Hand in Hand mit Heming ein.
    „Na, du kleine Nachtbummlerin!“ sagte Heming am Frühstückstisch. „Hast du einen Kater?“
    „Einen Kater? Gar kein Ausdruck! Eine ganze Katzenfamilie miaut in meinem armen Kopf herum! – Aber sonst war es wundervoll. Vielen Dank für die freundliche Nachfrage.“
    Gott sei Dank! Ihre Stimme klang natürlich. Sie hatte nichts zu verbergen.
    „Du bist spät nach Hause gekommen“, sagte Heming.
    „Ja, das bin ich. Schauderhaft spät. Weißt du, wir machten hinterher noch eine kleine Fahrt.“
    Ach, mein kleines Mädchen! Sei bedankt für deine Offenheit! Hättest du etwas zu verheimlichen gehabt, dann hättest du nicht mit freien Blicken erzählt, daß du mitten in der Nacht mit einem berüchtigten Herzensbrecher eine Autofahrt gemacht hast!
    „Jaja“, sagte Heming. „Möge es dir gelingen, dich sechs Schulstunden lang wach zu erhalten! Und mögen alle guten Mächte dir beistehen, daß du heute nicht dran kommst!“
    Lisbeth fiel es offensichtlich schwer, die Augen offenzuhalten, als sie mit einem Seufzer nach der Schultasche griff und mit Heming zusammen fortging.
    Sie kam vor ihm nach Hause, gut gelaunt und mitteilsam. Ihre Müdigkeit schien geschwunden zu sein, aber ich wußte, sie würde nach dem Mittagessen vielfach verstärkt zurückkehren.
    „Du, Mutti! Findest du nicht auch, daß es mächtig schwer ist, Krebse zu essen? Wenn man sich dabei doch manierlich benehmen soll! Aber Erling sagt, es wäre absolut nicht nötig, daß man sich manierlich benimmt, wenn man einen Krebs ißt. Und ich

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