Listiger Freitag
legen, und verbot den anderen, sie zu berühren, weil wahrscheinlich irgendeine Heimtücke darin steckte. Einer der Neunichtse hat das Päckchen mit der Spitze seines Speers aufgemacht, und während der Pfeifer darüber sprach, hat Susi mir zugeflüstert –«
»Ich hab gesagt: ›Ich schätze, das ist eine Transferplatte‹«, berichtete Susi. »Also bin ich draufgesprungen, und Fred ist mir nachgesprungen, und Ugham hat versucht, uns beide zu fangen, und deshalb waren wir alle miteinander verbunden, als ich die Platte berührt hab … und da sind wir nun. Gibt es drinnen ein Feuer? Oder heißes Wasser? Ich hab das Gefühl, meine Finger fallen gleich ab.«
»Lady Freitags Bote«, hakte Arthur nach, »habt ihr ihn sagen hören, dass der Fünfte Schlüssel in Freitags Skriptorium zurückgelassen wurde, für mich oder Samstag oder den Pfeifer?«
»Ja«, bestätigte Fred; Susi nickte. Ugham wandte sich für einen Augenblick vom Briefschlitz ab, um ebenfalls würdevoll zu nicken.
»Teil Fünf des Vermächtnisses befindet sich auch irgendwo hier im Mittleren Haus«, fuhr Arthur fort. »Zumindest wurde das in Freitags Botschaft behauptet. Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass beides nicht wahr ist.«
»Ich denke, der Pfeifer hat es geglaubt«, meinte Susi. »Das mit dem Schlüssel jedenfalls. Kurz bevor wir gesprungen sind, hat er noch mit seinen Generälen um die Wette geflüstert, wie er ihn als Erster in die Finger kriegen könnte.«
»Vermutlich glaubt auch Erhabene Samstag, dass der Schlüssel hier ist«, fügte Arthur hinzu. »Diese Bringer müssen ihr gehören … Sie kontrolliert die Aufzüge; sie kann alles und jeden hierherschicken. Wobei mir gerade einfällt – ich frage mich, wo meine Beobachtungsposten stecken.«
Er sah verwirrt zur Decke, dann schüttelte er den Kopf.
»Ach, sie sind wahrscheinlich in den Hauptraum gegangen, um Meldung zu machen. Diese Tür kann an zwei Orte führen, je nachdem, in welche Richtung man den Griff dreht.«
»Dann lass uns zu dem wärmeren gehen«, schlug Susi vor. »Vielleicht gibt es dort ja sogar Tee!«
»Was machen die Bringer?«, wollte Arthur wissen.
»Sie stehen in einer gewissen Unordnung«, berichtete Ugham. »Doch möglicherweise erspähe ich soeben einen anderen … ja … ein Höherer Bürger steigt von den Wolken herab. Seine Flügel sind silbern.«
»Samstags Abenddämmerung vermutlich«, meinte Arthur. »Das ist nicht gut.«
»Die alte Silberschwinge? Der Leutnant Hüter hat ihn veijagt, als ich in der Tür war«, erzählte Susi. »Also solltest du erst recht keine Schwierigkeiten haben, Arthur, du hast den Schlüssel.«
»Du weißt genau, dass ich den Schlüssel nicht benutzen will«, erwiderte Arthur scharf. »Wir sollten besser hineingehen und fragen, ob es einen anderen Weg nach draußen gibt.«
Er drehte den Griff und öffnete die Tür – doch statt der Goldgießerei lag das düstere Innere des Turms dahinter.
»Ich muss es falsch gemacht haben«, erklärte Arthur. Er schloss die Tür, drehte den Griff andersherum und öffnete sie erneut, aber wieder bot sich ihren Blicken auf der anderen Seite nur das Turminnere.
»Hast du mit etwas anderem gerechnet?«, fragte Susi.
»Allerdings!«, sagte Arthur entnervt. »Mit der großen Halle! Elibazeth hat gesagt, dass sie andere Verteidigungsmöglichkeiten haben – das hier ist wohl so eine. Ich werde meine Wachtposten fragen.«
Er fing an, die Stufen hinaufzusteigen, zusammen mit Susi und Fred, doch als sie den ersten Treppenabsatz erreichten, merkte er an der Stille, dass Jugguth und die beiden anderen wahrscheinlich in die Gießerei zurückgekehrt waren – die Elibazeth dann abgeschottet hatte. Ein Sprint bis zum übernächsten Absatz bestätigte die Richtigkeit dieser Vermutung. Der Turm war verlassen, und der einzige Weg nach draußen führte wieder zurück nach unten und durch die Vordertür.
Der einzige offensichtliche Weg nach draußen, dachte Arthur. Aber vielleicht gibt es ja doch noch einen anderen Ausgang …
»Was machen die Bringer?«, rief er nach unten, während er einen der Fensterläden auf der Nordseite des Turms aufklappte.
»Sie stehen immer noch da wie das Vieh, das sie sind«, berichtete Ugham. »Doch der geflügelte Bürger tritt soeben nach vorn; er hält ein weißes Tuch empor. Mich deucht, er sucht eine Unterredung. Zweifelsohne fürchtet er, dass es ihnen an Stärke gebricht, gegen Lord Arthurs Schlüssel den Sieg an ihre Fahnen zu heften.«
Arthur
Weitere Kostenlose Bücher