Listiger Freitag
immer sie können, bis zum Morgen, denn sie fliegen nur nachts. Könnt Ihr den letzten Teil wiederholen?«
Fred sah sich die wiederholten Zeichen sorgfältig an.
»Ah, die Flöße … viele sind durch die Kämpfe bei der Himmelsschleuse aufgehalten worden, aber jetzt passieren sie wieder. Die Ruher sind zu sehr damit beschäftigt, gegen die Diener zu kämpfen, und beachten die Flöße nicht. Habe ich so weit alles richtig wiedergegeben, Fräulein?«
Die Dienerin nickte, doch sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute prüfend über den Himmel, wenngleich es wegen des Helms nicht mit Bestimmtheit zu sagen war. Ihre Hand lag wieder auf der Röhre an ihrem Gürtel, und die sah aus wie eine Miniaturausgabe der Feuerwellenwerfer, die von der Armee der Architektin benutzt wurden … was dann in der Tat eine sehr gefährliche Waffe wäre. Arthur war entschlossen, sie sorgfältig im Auge zu behalten.
»Warum sind Sie hier gelandet?«, wollte er wissen. »Warum glauben Sie, hier sicher zu sein? Wir sind doch offensichtlich keine Papierschieber.«
Abendfrische schüttelte den Kopf und gestikulierte schnell eine Entgegnung, ohne den Blick vom Himmel abzuwenden.
»Ihr riecht in Ordnung«, dolmetschte Fred. »Samstags Bürger riechen nach … das Zeichen kenne ich nicht … Steinrauch? Kohle vielleicht.«
»Die Nasen der Diener sind fein«, stellte Ugham fest.
Abendfrische machte eine schnelle Gebärde.
»Flieger kommen herunter«, sagte Fred.
»Und ihre Augen ebenso«, ergänzte Ugham seine Feststellung »Ich kann keine Bewegung erspähen.«
»Könnten Ruher mit geschwärzten Flügeln sein«, meinte Fred. »Was sollen wir tun, Arthur? Wir können Abendfrische doch nicht einfach –«
»Natürlich nicht!« Arthur zog den Schlüssel, und die Dienerin zischte überrascht auf. Sie schirmte ihre Augen ab, als der Marschallstab sich in ein silbernes Rapier verwandelte, das heller strahlte, als durch bloße Lichtreflexion zu erklären war. »Vorbereiten auf einen Enterangriff!«
KAPITEL FÜNFZEHN
Als sie mit ihrem vorgetäuschten Husten und ihrer Ritzerei zufrieden war, griff sich Blatt einen Arm voll blassblauer Kopfkissenbezüge und machte sich auf den Weg zur nächsten Treppe. Ein Plan hatte in ihrem Kopf Gestalt angenommen … oder zumindest der Teil eines Plans. Er wies noch mehrere Schwachstellen auf, die sie schnell zu beseitigen hoffte, denn ihr fiel nichts anderes ein, was sie hätte unternehmen können.
Die erste Maßnahme war, den Bürger namens Feorin ausfindig zu machen und ohne Milka anzutreffen. Feorin mochte dumm genug sein, auf Blatts geplanten Trick hereinzufallen, aber sie wusste, dass die Chancen dafür bei Milka schlecht standen.
Vielleicht kann ich ja einen anderen Dummen finden, dachte Blatt, während sie die Treppe zu Kreis Zehn hochstapfte und sich auf die Mittagsposition zubewegte, wo sich die Unterkünfte der Bürger befanden. Auch hier begegnete sie niemandem. Der Gang lag verlassen da und sah genau wie all die anderen Gänge aus, durch die sie im Inneren der Krater-wand gegangen war. Wären nicht die Zahlen über den Türen und Treppenhäusern gewesen, sie hätte geschworen, wieder dort zu sein, wo sie ursprünglich hereingekommen war.
Ich schätze, ich werde wohl an eine Tür klopfen müssen. Das könnte Ärger geben …
Weil sie zweifelte, ob Anklopfen eine gute Idee war, ging Blatt bis zum oberen Teil des Kreises weiter und versuchte währenddessen irgendeinen Hinweis zu entdecken, wer sich hinter den Türen verbarg. Aber die einzige mit besonderen Merkmalen war die auf zwölf Uhr: Sie war breiter und hatte einen reich verzierten Türknauf. Blatt sagte sich, dass sie die wohl besser meiden sollte, und entschied sich aufs Geratewohl, an die auf sechs nach zwölf zu klopfen.
Sie wurde sehr schnell von einem Bürger geöffnet, der eine lange Nadel mit einem herabhängenden Goldfaden in der einen und ein Buch in der anderen Hand hielt. Er schaute über Blatts Kopf hinweg und dann, als er niemanden sah, zu ihr herunter.
»Was gibts?«
»Ah, entschuldigen Sie die Störung«, sprach Blatt ihn an. »Ich bin geschickt worden, um Feorin etwas auszurichten.«
»Feorin? Bist du sicher?«
»Jawohl, ganz bestimmt Feorin.«
»Versuchs nebenan«, sagte der Bürger und zeigte mit der Nadel im Uhrzeigersinn. »Zehn nach.«
»Danke«, sagte Blatt, während ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Sie holte tief Luft und ging zur nächsten, zauderte einen Moment lang und klopfte
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