Listiger Freitag

Titel: Listiger Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix

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fiel dabei fast über den Haufen Kissenbezüge, die Feorin auf dem Boden abgeladen hatte.
    »Kann ich nicht mit Ihnen kommen und mich auch verstecken?«, fragte Blatt.
    »Nein!« Milka hob die Faust, ließ sie aber wieder sinken. »Ganz bestimmt nicht! Raus mit dir! Und erzähl keinem, was du getan hast oder dass wir dir geholfen haben!«
    »Alles klar.« Blatt hob die "Kissenbezüge auf und ging rückwärts hinaus, während Feorin ihr zuvorkommend die Tür aufhielt. »Danke!«
    »Selber Danke!«, grummelte Milka. »Mit dir hat man noch mehr Ärger als mit Feorin!«
    Die Tür knallte zu, und Blatt stand allein auf dem Gang. Sie fühlte sich jedoch nicht mehr allein. Doktor Scamandros kannte ihre Lage, auch wenn er ihren genauen Standort nicht kannte. Das bedeutete, dass auch Arthur bald Bescheid wissen würde, und ihr Freund würde so schnell wie möglich eine Rettungsaktion starten.
    Jetzt musste sie nur noch Tante Mango finden und sich dann ein Beispiel an Milka nehmen – sich mit ihr verstecken, bis die Rettungskräfte einträfen.
    Blatt lächelte und ging los – und rannte geradewegs in einen sehr großen, untadelig gekleideten Bürger mit strohblondem Haar, der sich ein glänzendes Monokel vor eines seiner durchdringend blauen Augen geklemmt hatte. Auch mit dem Monokel erkannte Blatt ihn sofort wieder: Er war einer der beiden Bürger, die Lady Freitags Marsch durch den Schlafsaal angeführt hatten.
    »Ah!«, sagte der Bürger, bei dem es sich nur um Freitags Mittag handeln konnte. »Der unbefugte Gebrauch meines Telefons ist erklärt. Fräulein Blatt, nicht wahr?«
    Blatt nickte.
    »Du hast Glück, dass Milady befohlen hat, dich in angemessen arbeitsfähigem Zustand zu belassen, solange du uns von Nutzen sein kannst«, sagte Mittag gedehnt. »Da dies der Fall ist, werde ich dich, sofern du mir sagst, wen du angerufen hast, nicht zu streng bestrafen.«
    »Ich … ich konnte nicht durchkommen«, sagte Blatt. »Einer von Samstags Bürgern hatte die Vermittlung ersetzt.«
    »Plausibel«, befand Mittag. »Eine ausgesprochen gekonnte Lüge, falls es nicht die Wahrheit ist. Nun, wie sollen wir dich vor Schwierigkeiten bewahren, bis du benötigt wirst, hmmm?«
    Blatt gab keine Antwort. Sie hob das Kinn um einen Zentimeter und versuchte, Mittag in die Augen zu sehen, aber der Widerschein von seinem Monokel war so strahlend, dass sie ihre Lider halb schließen musste.
    »Einer eurer sterblichen Dichter hat es gut ausgedrückt«, fuhr Mittag fort. »Er hat Milady überhaupt erst auf die Idee gebracht. ›Schlafen! Vielleicht auch träumen!‹ Ich denke, es ist Zeit, dass du schläfst, Fräulein Blatt.«
    Diesmal antwortete Blatt, indem sie die Kopfkissenbezüge auf Freitags Mittag warf und wegrannte. Aber sie war keine zehn Schritte weit gekommen, als sie einen heftigen Windstoß spürte und zu Boden geschleudert wurde: Über ihr stand Mittag; seine voll ausgebreiteten gelben Flügel streiften die Wände des Korridors.
    Blatt begann wegzukrabbeln. Freitags Mittag hielt sie nicht auf. Er nahm einen kleinen Silbertrichter aus der Tasche und hob ihn wie ein Megaphon an die Lippen.
    »Schlafe, Fräulein Blatt!«, sagte er, doch zu hören war Lady Freitags Stimme und das kräftiger denn je. Blatt war müde, so müde von allem, was sie durchgemacht hatte. Sie hatte alles getan, was sie konnte …
    Blatt hörte auf zu krabbeln und lag still da. Freitags Mittag steckte den Silbertrichter in seinen Mantel zurück und sprach zu jemandem hinter ihm.
    »Bringt sie zum Bettenwender! Sagt ihm, sie muss sorgsam gepflegt werden! Milady könnte zukünftig noch Verwendung für sie haben.«

KAPITEL SECHZEHN

    Es waren neun Gewandte Ruher, die mit geschwärzten Schwingen auf das Floß herabstießen; jeder hielt ein Krummschwert aus blauem Stahl in der rechten und ein langes Kristallstilett in der linken Hand. Die Stilette konnten nur ein einziges Mal benutzt werden, und sie enthielten einen Kern aus Nichts, der selbst für einen Bürger tödlich war. So gefährlich sie waren, so wenig Bestand hatten sie, denn das Nichts fraß sich innerhalb von Stunden durch seine magische Kristallhülle.
    Der vorderste Ruher sollte das Deck nie erreichen: Ughams kraftvoll geschleuderter Speer bereitete seinem Sturzflug ein vorschnelles Ende. Die übrigen acht jedoch setzten in Formation auf und rückten gegen Abendfrische, Arthur, Susi, Fred und Ugham vor. Von Pirkin und den anderen Papierschiebern war nichts zu sehen, obwohl eben noch alle an Deck