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Literaturgeschichte der USA

Literaturgeschichte der USA

Titel: Literaturgeschichte der USA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Klarer
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des Dorfgasthauses zeigt nicht mehr King George, sondern George Washington, wobei aber bei genauerem Hinsehen der «alte George» immer noch durchscheint.
    He recognized on the sign, however, the ruby face of King George, under which he had smoked so many a peaceful pipe; but even this was singularly metamorphosed. The red coat was changed for one of blue and buff, a sword was held in the hand instead of a sceptre, thehead was decorated with a cocked hat, and underneath was printed in large characters, GENERAL WASHINGTON.[ 35 ]
    Er erkannte freilich das gerötete Gesicht König Georgs auf dem Schild, unter dem er so manche friedliche Pfeife geraucht hatte – doch selbst das hatte sich auffallend verwandelt. Der rote Rock war mit einem blauen mit gelben Aufschlägen vertauscht, die Hand hielt ein Schwert statt eines Zepters, das Haupt zierte ein Dreispitz und darunter stand in großen Buchstaben geschrieben: GENERAL WASHINGTON.[ 36 ]
    Rip van Winkle ist, ähnlich wie Irving selbst, eine Figur des Übergangs oder Neubeginns. Einerseits steht er noch in der Tradition der Kolonien in ihrer Abhängigkeit von europäischen Autoritäten wie den Holländern oder Engländern, andererseits ist in ihm aber auch ein neues Selbstbewusstsein im wahrsten Sinne des Wortes erwacht. Als «erste» amerikanische Kurzgeschichte transportiert Irvings «Rip van Winkle» damit auch auf inhaltlicher Ebene eben diesen Neubeginn amerikanischer Literatur in der frühen Republik.
    Ein weiterer Autor, dessen Romane große internationale Bedeutung über die USA hinaus erlangten und dessen Texte umgehend in eine Vielzahl von Sprachen übersetzt wurden, war
James Fenimore Cooper
(1789–1851). Beeinflusst von den britischen Romanen Walter Scotts publizierte Cooper die ersten historischen Romane in der amerikanischen Literatur. Seine
Leatherstocking Tales
(1823–41), die rund um den weißen Trapper Natty Bumppo und seinen Mohikaner-«Bruder» Chingachgook angelegt sind, nehmen eine Vielzahl von späteren Erzählungen und Filmen vorweg, die ebenfalls um die amerikanische
frontier
mit ihrer Spannung zwischen Europäern und Indianern kreisen. Besonders Natty, der als Sohn weißer Eltern unter Indianen aufgewachsen ist, fungiert als ein hybrider Vermittler zwischen der europäischen und indianischen Kultur. Natty vereint in seinem romantisierenden Verhalten verschiedene stereotype indianische Verhaltensmuster wie einen protoökologischen Respekt für die Natur sowie eine Ethik, die ihm nur erlaubt, das zum Überleben Nötige zu jagen. Im naturorientiertenLebensstil seines Protagonisten, der vordergründig an indianische Lebensphilosophie angelehnt zu sein scheint, adaptiert Cooper einerseits ältere romantische Konzepte des edlen Wilden, nimmt aber andererseits durch die Privilegierung von Natur zentrale Anliegen des Transzendentalismus vorweg.

IV. Transzendentalismus
    Zu einem großen Durchbruch in der amerikanischen Geistes- und Literaturgeschichte kam es in der Folge unter dem Einfluss des sogenannten Transzendentalismus. Diese erste und vielleicht wichtigste eigenständige amerikanische Geistesströmung war nicht auf die Literatur beschränkt, sondern durchdrang auch religiöse, philosophische und sozialpolitische Bereiche. Diese Bewegung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist ursächlich mit der Person
Ralph Waldo Emerson
(1803–1882) verbunden. Der Harvard-Absolvent und Priester erlebte nach dem Tod seiner Frau eine existentielle Krise mit einer tiefgreifenden religiösen Verunsicherung, die ihn sein Priesteramt aufgeben ließ. Auf einer Europareise lernte er unter anderem die Dichter Samuel Taylor Coleridge und William Wordsworth – die beiden «Begründer» der englischen Romantik – kennen. Nach seiner Rückkehr in die Staaten wurde Emerson zu einem gefragten Vortragenden, dessen Auftritte zwar noch Züge des religiösen Priesters erkennen ließen, sich inhaltlich aber größeren philosophischen Themenbereichen öffneten. Ab Mitte der 1830er Jahre gehörte er mit Nathaniel Hawthorne, Henry David Thoreau, Margaret Fuller und Amos Bronson Alcott (1799–1888) einem Zirkel von Intellektuellen an, die als Transzendentalisten in die amerikanische Literatur- und Kulturgeschichte eingingen.
    Bereits Emersons erster Essay «Nature» (1836) beinhaltet alle wichtigen Grundprinzipien der transzendentalistischen Bewegung. Emerson kritisiert hier vor allem die Traditionsorientiertheitseines Zeitalters, das sich mit den «dry bones of the

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