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Little Bee

Little Bee

Titel: Little Bee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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drehte den Teebecher unablässig in den Händen. »Läufst du wirklich vor dem Tod davon? Ganz ehrlich? Viele Leute kommen her, weil sie sich ein angenehmes Leben wünschen.«
    »Wenn ich nach Nigeria abgeschoben werde, verhaftet man mich. Wenn sie erfahren, wer ich bin und was ich gesehen habe, werden die Politiker einen Weg finden, um mich zu töten. Wenn ich Glück habe, stecken sie mich ins Gefängnis. Viele Leute, die gesehen haben, was die Ölfirmen machen, müssen lange ins Gefängnis. In nigerianischen Gefängnissen passieren schlimme Sachen. Wenn die Leute überhaupt jemals rauskommen, wollen sie nicht darüber reden.«
    Lawrence schüttelte langsam den Kopf und schaute in seinen Tee. »Du erzählst mir das alles, aber es kommt mir unwahrscheinlich vor. Wenn ich dich so anschaue - du würdest schon irgendwie durchkommen. Für mich wäre es eine Kleinigkeit, dich bei der Polizei zu melden. Ich könnte einfach die Straße runtergehen und es tun. Dann hätte ich mein Leben zurück, einfach so.«
    »Und was ist mit meinem Leben?«
    »Das ist nicht mein Problem. Ich kann nicht die Verantwortung für alle Probleme dieser Welt übernehmen.«
    »Auch nicht, wenn Ihr Leben mich tötet?«
    »Hör mal, was immer mit dir geschieht, wird geschehen, egal ob ich etwas unternehme oder nicht. Dies ist nicht dein Land. Sie werden dich holen, das kann ich dir versichern. Am Ende holen sie euch alle.«
    »Sie könnten mich verstecken.«
    »Klar, so wie sie Anne Frank versteckt haben. Das hat ihr viel genützt.«
    »Wer ist Anne Frank ?«
    Lawrence schloss die Augen, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und seufzte. »Auch ein Mädchen, das nicht mein Problem war.«
    Ich spürte, wie der Zorn in mir explodierte, so heftig, dass meine Augäpfel schmerzten. Ich schlug mit der Hand auf den Tisch, dass Lawrence die Augen aufriss.
    »Sarah würde Sie hassen, wenn Sie der Polizei von mir erzählen!«
    »Sarah würde nichts davon erfahren. Ich habe gesehen, wie die Einwanderungsbehörde arbeitet. Sie kommen dich nachts holen. Du hättest gar keine Zeit, es Sarah zu erzählen. Kein Wort könntest du ihr sagen.«
    Ich stand auf. »Ich würde einen Weg finden. Ich würde einen Weg finden, um ihr zu sagen, was Sie getan haben. Und ich würde auch einen Weg finden, es Linda zu sagen. Ich würde Ihre beiden Leben kaputtmachen, Lawrence. Ihr Familienleben und Ihr geheimes Leben.«
    Lawrence wirkte überrascht. Er stand auf und ging in der Küche hin und her. Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Ja, ich glaube, das würdest du wirklich.«
    »Und ob. Bilden Sie sich nicht ein, ich würde Ihnen verzeihen, Lawrence. Ich würde dafür sorgen, dass es wehtut.«
    Er sah in den Garten hinaus. »Oh.«
    Ich wartete ab. Nach einer ganzen Weile sagte er: »Es ist komisch. Ich habe die ganze Nacht wach gelegen und über dich nachgedacht. Darüber, was am besten für Sarah und am besten für mich wäre. Ich habe ehrlich nicht darüber nachgedacht, was du tun würdest. Das hätte ich wohl tun sollen. Ich bin einfach nicht davon ausgegangen, dass du so auf Zack bist. Als Sarah von dir erzählte, habe ich mir vorgestellt ... ich weiß nicht ... jedenfalls nicht jemanden wie dich.«
    »Ich bin seit zwei Jahren in Ihrem Land. Ich habe Ihre Sprache und Ihre Regeln gelernt. Ich bin jetzt mehr wie Sie als wie ich.«
    Lawrence lachte wieder kurz auf. »Ich glaube nicht, dass du in irgendeiner Weise wie ich bist.«
    Er setzte sich wieder an den Küchentisch und stützte den Kopf in die Hände. »Ich bin ein Stück Scheiße. Ich bin ein Loser, und du hast mich hier mit dem Rücken zur Wand.« Er sah zu mir hoch. »Du wirst es doch nicht wirklich Linda erzählen, oder?«
    Seine Augen wirkten erschöpft. Ich seufzte und setzte mich ihm gegenüber.
    »Wir sollten Freunde sein, Lawrence.«
    »Wie könnten wir das?«
    »Wir beide sind nicht so verschieden, wie Sie glauben.«
    Er lachte. »Ich habe gerade zugegeben, dass ich dich einfach so verkaufen würde. Du bist das tapfere kleine Flüchtlingsmädchen und ich das egoistische Schwein. Ich glaube, unsere Rollen sind ziemlich klar definiert, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin auch egoistisch.«
    »Nein, das bist du nun wirklich nicht.«
    »Sie halten mich für ein nettes kleines Mädchen, was? Für Sie existiere ich noch immer nicht richtig. Sie kommen gar nicht auf den Gedanken, dass ich so clever wie ein weißer Mensch sein könnte. Dass ich so egoistisch wie ein weißer Mensch sein könnte!«
    Ich

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