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Little Bee

Little Bee

Titel: Little Bee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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was ich tun sollte, ob ich mein Leben geben sollte, um Andrews zu retten. Zuerst dachte ich, natürlich muss ich ihn retten, um jeden Preis, denn er ist ein menschliches Wesen. Und dann dachte ich, natürlich muss ich mich selbst retten, denn ich bin auch ein menschliches Wesen. Und nachdem ich fünf Minuten dagestanden und diese Dinge gedacht hatte, begriff ich, dass es zu spät war und ich mich selbst gerettet hatte. Dann ging ich zum Kühlschrank und aß etwas, weil ich sehr hungrig war. Danach ging ich wieder ganz nach hinten in den Garten und versteckte mich und kam erst vor der Beerdigung wieder heraus.«
    Meine Hände zitterten. Lawrence atmete tief durch. Auch seine Hände zitterten.
    »Mein Gott, das ist wirklich ernst«, sagte er. »Das ist sehr, sehr ernst.«
    »Verstehen Sie mich jetzt? Verstehen Sie, warum ich Sarah unbedingt helfen will? Verstehen Sie, warum ich Charlie helfen will? Ich habe mich falsch entschieden, Lawrence. Ich habe Andrew sterben lassen. Jetzt muss ich alles tun, um es wiedergutzumachen.«
    Lawrence lief in der Küche auf und ab. Er hielt den Bademantel zu und krallte die Finger in den Stoff. Er blieb stehen und schaute mich an.
    »Weiß Sarah davon?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich traue mich nicht, es ihr zu sagen. Ich habe Angst, dass sie mich wegschickt, wenn ich es ihr sage, und dass ich ihr dann nicht helfen kann und dass es für mich keine Chance gibt, die schlimme Sache wiedergutzumachen. Und wenn ich sie nicht wiedergutmachen kann, weiß ich nicht, was ich machen soll. Ich kann nicht noch mal weglaufen. Ich kann nirgendwo hin. Ich habe entdeckt, was für ein Mensch ich bin, und ich mag ihn nicht. Ich bin genau wie Andrew. Ich bin genau wie Sie. Ich habe versucht, mich selbst zu retten. Sagen Sie mir, wohin man davor flüchten kann.«
    Lawrence starrte mich an. »Du hast ein Verbrechen begangen. Jetzt bleibt mir keine Wahl. Ich muss zur Polizei gehen.«
    Ich fing an zu weinen. »Bitte, gehen Sie nicht zur Polizei. Die werden mich holen. Ich will doch nur Sarah helfen. Wollen Sie Sarah denn nicht helfen?«
    »Ich liebe Sarah, also komm mir verdammt noch mal nicht mit dem Gerede von wegen helfen. Glaubst du wirklich, es war hilfreich, dass du gekommen bist?«
    Ich schluchzte jetzt. »Bitte, bitte«, sagte ich.
    Mir liefen die Tränen übers Gesicht. Lawrence hieb mit der Faust auf den Tisch.
    »Scheiße!«
    »Es tut mir leid, Lawrence, es tut mir leid.«
    Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
    »Du kleines Luder«, sagte er. »Ich kann ja gar nicht zur Polizei gehen, stimmt's? Sarah darf es nicht herausfinden. Sie ist schon durcheinander genug. Wenn sie erfährt, dass du dabei warst, als Andrew starb, dreht sie durch. Und das wäre auch das Ende für sie und mich, ganz bestimmt. Ich könnte nicht zur Polizei gehen, ohne dass Linda davon erfährt. Das stünde in allen Zeitungen. Aber ich will mir gar nicht vorstellen, dass ich Bescheid weiß und Sarah nicht. Und die Polizei! Scheiße! Wenn ich es der Polizei nicht sage, mache ich mich ebenso strafbar wie du. Wenn es nun herauskommt und die merken, dass ich die ganze Zeit Bescheid wusste?
    Ich habe mit der Frau des Toten geschlafen, verdammte Scheiße. Ich habe ein Motiv. Ich könnte im Gefängnis landen. Wenn ich jetzt nicht die Polizei rufe, jetzt gleich, könnte ich deinetwegen im Gefängnis landen, Little Bee. Ist dir das klar? Ich könnte deinetwegen im Gefängnis landen, obwohl ich nicht mal deinen wirklichen Namen kenne.«
    Ich legte meine Hände über seine Hand und schaute ihm ins Gesicht. Ich konnte ihn nicht erkennen, er war nur eine tränenverschwommene, blasse Gestalt vor dem Licht.
    »Bitte. Ich muss hierbleiben. Ich muss wiedergutmachen, was ich getan habe. Bitte, Lawrence. Ich werde niemandem von Ihnen und Sarah erzählen, und Sie erzählen niemandem von mir. Ich bitte Sie, mich zu retten. Ich bitte Sie, mein Leben zu retten.«
    Lawrence wollte seine Hand wegziehen, aber ich hielt sie fest. Ich lehnte meine Stirn an seinen Arm.
    »Bitte«, sagte ich. »Wir können Freunde sein. Wir können einander retten.«
    »Oh Gott«, sagte er leise. »Ich wünschte, du hättest mir nichts davon erzählt.«
    »Sie haben mich dazu aufgefordert, Lawrence. Es tut mir leid. Ich weiß, wie viel ich von Ihnen verlange. Ich weiß, dass es Ihnen wehtut, es Sarah zu verheimlichen. Es ist, als würde ich Sie bitten, sich für mich einen Finger abzuschneiden. «
    Lawrence zog die Hand unter meiner hervor. Dann nahm er sie

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