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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Hinweises war ein Satz von GPS-Koordinaten - je einer für alle wichtigen Städte, in denen Harajuku Fun Madness gespielt wurde -, der anzeigte, wo wir das Signal eines Funknetz-Knotenpunkts finden würden. Dieses wurde von dem Signal eines anderen, in der Nähe versteckten WLAN-Zugangs gezielt überlagert, so dass man das eigentliche Signal nicht mit konventionellen WLAN-Findern erkennen konnte (das sind kleine Schlüsselanhänger, die dir anzeigen, ob du in Reichweite eines Funknetzes bist, das du gratis mitbenutzen kannst).
    Die Aufgabe war, den versteckten WLAN-Zugang zu lokalisieren; dazu würden wir die Stärke des sichtbaren Signals analysieren und denjenigen Punkt finden müssen, an dem das Funknetz ohne offensichtlichen Grund am schwächsten war. Dort würden wir einen weiteren Hinweis finden - beim letzten Mal war dieser im Tages-Special auf der Speisekarte des Anzu verborgen, dem todschicken Sushi-Restaurant im Nikko-Hotel im Tenderloin.
    Das Nikko gehörte zu Japan Airlines, einem der Sponsoren von Harajuku Fun Madness, und die Leute da hatten ein Mords-Tamtam veranstaltet, als wir den Hinweis endlich gefunden hatten: Sie servierten uns Schüsseln mit Miso-Suppe und brachten uns sogar dazu, Uni zu probieren - das ist Seeigel-Sushi mit der Konsistenz von sehr weichem Käse und dem Aroma von sehr weicher Hundekacke. Aber es war sehr lecker. Behauptete zumindest Darryl. Ich hatte den Kram nicht probiert.
    Der WLAN-Finder meines Handys schnappte das Signal drei Blöcke O'Farrell hoch auf, kurz vor Hyde Street, vor einem dubiosen "Asiatischen Massagesalon" mit blinkendem rotem "Geschlossen"-Schild im Fenster. Die Netzwerkkennung war HarajukuFM, wir wussten also, wir waren richtig.
    "Wenns da drin ist, geh ich nicht rein", sagte Darryl.
    "Alle WLAN-Finder bereit?", fragte ich.
    Darryl und Van hatten Handys mit eingebauten Findern, nur Jolu, der kein Telefon benutzen würde, das größer war als sein kleiner Finger, hatte ein gesondertes kleines Ortungsgerät.
    "Okay, ausschwärmen und schauen, was wir finden. Ihr müsst auf einen plötzlichen Signalabfall achten, der stärker wird, je mehr man sich in seine Richtung bewegt."
    Ich trat einen Schritt zurück und stand plötzlich jemandem auf den Zehen. Eine Frauenstimme sagte "Autsch", und ich wirbelte herum aus Angst, gleich würde mich eine Nutte abstechen, weil ich ihr die Absätze ruiniert hatte.
    Stattdessen blickte ich einem Kind meines Alters ins Gesicht. Sie hatte strahlend pinkfarbenes Haar und eine riesige Pilotenbrille im kantigen Nagetiergesicht. Unter einem schwarzen Omakleid, geschmückt mit Bergen von japanischen Buttons mit Anime-Figuren, Führern der Alten Welt und ausländischen Limo-Logos, trug sie gestreifte Strümpfe.
    Sie zückte eine Kamera und machte ein Bild von mir und meinem Team.
    "Cheese", sagte sie. "Hier ist die versteckte Spitzel-Kamera!"
    "Ne", sagte ich. "Du wirst doch nicht..."
    "Und ob ich werde", entgegnete sie. "Ich schick dieses Foto in dreißig Sekunden ans Schwänzerblog, wenn ihr vier nicht von hier verschwindet und meinen Freundinnen und mir den Hinweis überlasst. In einer Stunde könnt ihr wiederkommen und damit machen, was ihr wollt. Das wäre wohl mehr als fair."
    Hinter ihr sah ich noch drei Mädchen in ähnlicher Aufmachung - eins mit blauen Haaren, eins mit grünen und eins mit violetten. "Wer seid ihr eigentlich, das Eis-am-Stiel-Quartett?"
    "Wir sind das Team, das euer Team bei Harajuku Fun Madness am Arsch kriegt", sagte sie. "Und ich bin die, die genau jetzt euer Foto hochlädt und euch so richtig in die Scheiße..."
    Hinter mir spürte ich Van nach vorn drängen. Ihre Mädchenschule war für ihre Prügeleien berüchtigt, und mir war klar, dass sie dieser Puppe ordentlich eine reinsemmeln würde.
    Dann änderte sich die Welt für immer.
    Zuerst spürten wirs bloß, dieses fiese Schwabbeln des Zements unter den Füßen, das jeder Kalifornier instinktiv erkennt - "Erdbeben". Mein erster Impuls war wegzulaufen, wie üblich: "Bist du ängstlich und allein, hilft nur rennen oder schrei'n." Aber hier waren wir ja schon am denkbar sichersten Platz: weder in einem Gebäude, das über uns zusammenstürzen könnte, noch in der Mitte der Straße, wo uns herabfallende Dach-Teile das Hirn zermatschen könnten.
    Erdbeben sind beängstigend geräuschlos - zumindest am Anfang -, aber das hier war nicht geräuschlos. Das hier war laut - ein unglaubliches Brüllen, lauter als alles, was ich jemals zuvor gehört hatte. Der Lärm

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