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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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mit seiner Familie Hilfe dabei benötigte, sich an das Leben in Louisiana zu gewöhnen.
    Ich trat durch die Tür und Ange hinterher, grinsend wie wahnsinnig, aber zugleich meine Hand so fest drückend, dass ich spüren konnte, wie ihre Knochen aufeinanderschabten. Ich wusste nicht, worüber sie sich solche Sorgen machte. War ja nicht so, dass sie nach dem heutigen Tag noch mal allzu viel Zeit mit meinen Eltern würde verbringen müssen, selbst wenn es schlecht lief.
    Mom beendete das Gespräch mit dem Yorkshireman, als wir hereinkamen.
    "Hallo, Marcus", sagte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Und wer ist das?"
    "Mom, darf ich dir Ange vorstellen? Ange, das ist meine Mom, Lillian."
    Mom stand auf und nahm Ange in die Arme.
    "Es ist sehr schön, dich kennen zu lernen, Liebes", sagte sie und musterte sie von Kopf bis Fuß. Ange sah ziemlich vorzeigbar aus, fand ich. Sie zog sich anständig und dezent an, und man konnte ihr ansehen, dass sie ein heller Kopf war.
    "Eine Freude, Sie kennen zu lernen, Mrs. Yallow", sagte sie. Sie klang sehr souverän und selbstbewusst. Viel mehr als ich, als ich ihre Mom zum ersten Mal traf.
    "Sag doch Lillian, meine Liebe." Mom achtete erkennbar auf jedes Detail. "Bleibst du zum Essen?"
    "Sehr gern", sagte Ange.
    "Isst du Fleisch?" Mom hat sich ans Leben in Kalifornien echt gut angepasst.
    "Ich esse alles, das mich nicht zuerst isst."
    "Sie ist süchtig nach scharfer Sauce", sagte ich. "Du kannst ihr auch alte Reifen anbieten, und Ange wird sie essen, solange sie sie nur in Salsa ertränken kann."
    Ange knuffte mich zärtlich in die Schulter.
    "Ich hatte Thai ordern wollen", sagte Mom. "Dann bestelle ich noch ein paar von ihren Fünf-Chili-Gerichten dazu."
    Ange dankte ihr höflich, und Mom wuselte in der Küche rum, stellte uns Saftgläser und einen Teller Kekse hin und fragte uns drei Mal, ob wir Tee haben wollten. Ich wurde allmählich hibbelig.
    "Danke, Mom", sagte ich. "Aber wir würden erst mal für einen Moment zu mir raufgehen wollen."
    Moms Augen verengten sich einen Moment lang, aber dann lächelte sie wieder. "Na sicher", sagte sie. "Dein Vater wird in einer Stunde daheim sein, wir essen dann alle zusammen."
    Mein Vampirzeug hatte ich im hintersten Winkel des Kleiderschranks verstaut. Ich ließ Ange durchgucken, während ich meine Klamotten durchflöhte. Ich musste ja bloß bis L.A. kommen. Da gab es Geschäfte für all die Bekleidung, die ich dann noch brauchte. Ich musste bloß drei, vier Lieblings-T-Shirts und eine Lieblings-Jeans zusammensuchen, einen Deo-Roller und eine Rolle Zahnseide.
    "Geld!", sagte ich dann.
    "Oh ja", sagte sie. "Ich wollte mein Konto beim Geldomaten auf dem Weg nach Hause leerräumen. Ich hab vielleicht fünfhundert zusammengespart."
    "Echt?"
    "Wofür sollte ichs denn ausgeben? Seit dem Xnet hab ich ja noch nicht mal mehr Provider-Gebühren."
    "Ich glaube, ich hab so was um dreihundert."
    "Na guck. Heb das morgen auf dem Weg zum Civic Center ab." Ich hatte eine große Schultasche, die ich dazu benutzte, größere Mengen Ausrüstung durch die Stadt zu schleppen. Die war unauffälliger als mein Campinggepäck. Ange ging gnadenlos durch meine Stapel durch und dampfte sie auf ihre Lieblingsstücke ein.
    Als alles gepackt und unterm Bett verstaut war, setzten wir uns hin.
    "Wir müssen morgen richtig früh aufstehen", sagte sie.
    "Oh ja, großer Tag."
    Unser Plan sah vor, dass wir morgen früh Nachrichten mit diversen falschen VampMob-Locations versenden würden, um die Leute an mehrere stille Orte im Umkreis von ein paar Gehminuten um das Civic Center zu schicken. Wir wollten noch eine Sprühschablone ausschneiden, mit der wir gegen fünf Uhr morgens einfach VAMPMOB CIVIC CENTER ->-> an diesen Plätzen auf die Straße sprühen würden. Auf diese Weise wollten wir vermeiden, dass das DHS das Civic Center abriegelte, bevor wir einträfen. Ich hatte den Mail-Bot so eingestellt, dass die Nachrichten um sieben Uhr rausgingen - ich musste nur die Xbox eingeschaltet lassen, wenn ich ging.
    "Wie lange..." Sie brach ab.
    "Das hab ich mich auch schon gefragt", sagte ich. "Schätze mal, das könnte eine ganze Weile dauern. Aber wer weiß? Wenn Barbaras Artikel erscheint" - ich hatte auch eine Mail für sie in der Pipeline - "und all das, vielleicht sind wir in zwei Wochen Helden."
    "Vielleicht." Sie seufzte.
    Ich legte meinen Arm um sie. Ihre Schultern bebten.
    "Ich habe Angst", sagte ich. "Ich glaube, es wäre wahnsinnig, keine Angst zu haben."
    "Ja", sagte

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