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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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als ein kriechendes Tier.
    "Wir können ihnen gar nichts erzählen", sagte ich ohne nachzudenken.
    "Wie bitte?", entgegnete Van.
    "Wir können ihnen gar nichts erzählen", wiederholte ich. "Ihr habt sie gehört. Wenn wir reden, kommen sie und holen uns wieder. Dann machen sie mit uns, was sie mit Darryl gemacht haben."
    "Mach keine Witze", sagte Jolu. "Du erwartest ernsthaft, dass wir ..."
    "Dass wir zurückschlagen", ergänzte ich. "Ich will frei bleiben, damit ich genau das tun kann. Wenn wir jetzt losgehen und alles erzählen, dann sagen sie, das sind bloß Kinder, die haben sich das ausgedacht. Mann, wir wissen ja noch nicht mal, wo sie uns hingebracht haben. Kein Mensch wird uns glauben. Und irgendwann kommen sie dann und holen uns.
    Ich werde meinen Eltern erzählen, dass ich in einem dieser Notlager auf der anderen Seite der Bay war. Dass ich da drüben war, um euch zu treffen, und dass wir dann festsaßen. In der Zeitung steht, es gibt immer noch Leute, die jetzt erst von da zurückkommen."
    "Das kann ich nicht machen", sagte Vanessa. "Und wie kannst du nur daran denken nach all dem, was sie mit dir gemacht haben?"
    "Weil es mir passiert ist, eben drum. Das ist jetzt ne Sache zwischen denen und mir. Ich erwisch die, und ich hol Darryl raus. Ich denk nicht dran, das einfach so hinzunehmen. Aber sobald unsere Eltern was wissen, wars das für uns. Niemand wird uns glauben, und niemanden interessierts. Wenn wirs so machen, wie ich es mir denke, wird es die Leute interessieren."
    "Wie denkst dus dir denn?", fragte Jolu. "Was ist dein Plan?"
    "Weiß ich noch nicht", musste ich zugeben. "Lasst mir Zeit bis morgen früh, wenigstens bis dann." Ich wusste: Wenn sie einen Tag lang dicht halten würden, dann würden sie für immer dicht halten. Unsere Eltern wären ja nur noch skeptischer, wenn wir uns plötzlich dran "erinnerten", in einem Geheimgefängnis festgehalten worden zu sein statt in einem Flüchtlingslager.
    Van und Jolu schauten einander an.
    "Ich will doch nur eine Chance", sagte ich. "Wir machen die Geschichte unterwegs noch rund. Gebt mir bloß diesen einen Tag bitte."
    Die anderen beiden nickten düster, und wir machten uns auf den Weg bergab, auf den Weg nach Hause. Ich lebte auf Potrero Hill, Vanessa in der nördlichen Mission, und Jolu lebte in Noe Valley - drei total unterschiedliche Viertel, nur ein paar Gehminuten voneinander entfernt.
    Wir bogen in die Market Street ein und blieben stehen wie angewurzelt. Die Straße war an allen Ecken verbarrikadiert, die Querstraßen auf eine Spur verengt, und über die gesamte Länge von Market Street parkten große, unscheinbare Neunachser wie der, mit dem sie uns, mit Kapuzen über den Augen, von den Schiffsdocks nach Chinatown transportiert hatten.
    Alle hatten sie hinten dreistufige Metallleitern befestigt, und es wimmelte nur so von Soldaten, Anzugträgern und Polizisten, die in die Trucks rein- und wieder rausgingen. Die Anzüge hatten kleine Etiketten an den Revers, die die Soldaten beim Rein- und Rauskommen scannten - drahtlose Zugangsberechtigungs-Buttons. Als wir an einem vorbeikamen, erhaschte ich einen näheren Blick und sah das vertraute Logo: Ministerium für Heimatschutz. Der Soldat sah, wie ich hinstarrte, und starrte mit wütendem Blick zurück.
    Ich verstand den Wink und ging weiter. Höhe Van Ness trennte ich mich von der Gang. Wir umarmten einander, weinten und versprachen, uns anzurufen.
    Für den Weg zurück nach Potrero Hill gibt es eine leichte und eine schwere Route; die zweite führt über einige der steilsten Hügel der Stadt, die Sorte, die man bei Autoverfolgungsjagden in Actionfilmen sieht, wo die Autos abheben, wenn sie über den höchsten Punkt rasen. Ich nehm immer die schwere Route nach Hause. Die führt durch herrschaftliche Straßen mit alten viktorianischen Häusern, die wegen ihrer fröhlichen, sorgfältigen Bemalung "lackierte Ladies" genannt werden, und Vorgärten mit duftenden Blumen und hohen Gräsern. Von Hecken runter glotzen dich Hauskatzen an, und es gibt kaum Obdachlose dort.
    Es war so still auf diesen Straßen, dass ich bald wünschte, ich hätte diesmal die andere Route genommen, durch die Mission; die ist..., hm, lärmend ist wahrscheinlich das beste Wort dafür. Laut und pulsierend. Jede Menge krawallige Betrunkene, zornige Kokser und bewusstlose Junkies, dazu jede Menge Familien mit Kinderwagen, alte Damen, die auf Verandas schnatterten, tiefergelegte Kreuzer mit fettem Soundsystem, die mit wumm-wumm-wumm die

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