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Little Brother

Little Brother

Titel: Little Brother Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Straßen entlangfuhren.
    Es gab hippes Jungvolk, zottelige Emo-Kunststudenten und sogar einige Old-School-Punkrocker, alte Säcke mit Bierbäuchen unter ihren Dead-Kennedys-T-Shirts. Dazu Drag Queens, auf Krawall gebürstete Gang-Kids, Graffitikünstler und verwirrte Neureiche, die versuchten, hier nicht ermordet zu werden, während ihre Grundstücksinvestitionen reiften.
    Ich ging Goat Hill rauf und kam an Goat Hill Pizza vorbei; das erinnerte mich an den Knast, aus dem ich kam, und ich musste mich auf die Bank vor dem Restaurant setzen, bis mein Zittern sich gelegt hatte. Dann bemerkte ich den Truck oben auf dem Hügel, einen unauffälligen Neunachser mit drei Metallstufen am hinteren Ende. Ich stand auf und setzte mich in Bewegung. Ich fühlte, wie die Augen mich aus allen Richtungen beobachteten.
    Den Rest des Weges hatte ichs eilig. Ich hatte keine Augen mehr für die lackierten Ladies, die Gärten oder die Hauskatzen. Ich blickte nur zu Boden.
    Beide Autos meiner Eltern standen in der Auffahrt, obwohl es noch mitten am Tag war. Ja logisch. Dad arbeitet in der East Bay, deshalb saß er daheim fest, solange sie an der Brücke arbeiteten. Mom - keine Ahnung, warum Mom daheim war.
    Sie waren wegen mir daheim.
    Noch bevor ich den Schlüssel fertig umgedreht hatte, wurde mir die Tür aus der Hand gerissen und weit aufgeschwungen. Da standen meine Eltern, grau und übernächtigt, und starrten mich aus großen Augen an. So standen wir für einen Moment, wie in einem Stillleben eingefroren, dann stürzten sie auf mich zu, zogen mich ins Haus und warfen mich beinahe dabei um. Sie redeten beide so laut und schnell durcheinander, dass ich bloß ein wortlos rauschendes Brabbeln hörte, und sie umarmten mich beide, und sie weinten, und ich weinte auch, und so standen wir da in dem schmalen Flur und weinten und brabbelten Zeug, bis uns die Luft ausging und wir in die Küche gingen.
    Dort tat ich, was ich immer tat, wenn ich heimkam: Ich füllte ein Glas mit Wasser aus dem Filter im Kühlschrank und holte ein paar Kekse aus der "Biskuitbüchse", die Moms Schwester uns aus England geschickt hatte. Die Normalität von all dem bremste das Hämmern meines Herzens, es synchronisierte mein Herz mit meinem Gehirn; und kurz darauf saßen wir alle am Küchentisch.
    "Wo warst du?", fragten sie beinahe gleichzeitig.
    Darüber hatte ich auf dem Weg nach Hause nachgedacht. "Hab festgesessen", erwiderte ich. "In Oakland. Ich war da mit ein paar Freunden für ein Projekt, und wir wurden alle in Quarantäne gesteckt."
    "Fünf Tage lang?"
    "Ja", sagte ich. "Ja. Das war richtig ätzend." Ich hatte über die Quarantäne im Chronicle gelesen und bediente mich jetzt hemmungslos aus den Zitaten, die sie da abgedruckt hatten. "Ja. Alle, die von der Wolke erwischt wurden. Die dachten wohl, wir hätten uns da irgendwas Übles aufgesammelt, und haben uns dann in den Docklands in Schiffscontainer gesteckt wie Ölsardinen. Mann, war das heiß und stickig. Und viel was zu essen gabs auch nicht."
    "O Gott", sagte Dad und ballte die Fäuste auf dem Tisch. Dad unterrichtet drei Tage die Woche in einem Graduiertenprogramm in der Bibliothek in Berkeley. Die übrige Zeit arbeitet er als Berater für Kunden in der Stadt und auf der Peninsula, für Dot-Coms der dritten Welle, die irgendwelche Sachen mit Archiven machen. Beruflich ist er ein liebenswürdiger Bibliothekar, aber in den Sechzigern war er ein echter Radikaler gewesen, und er hatte an der High School ein bisschen Wrestling betrieben.
Ich hatte ihn schon ein paar Mal fuchsteufelswild gesehen - manchmal hatte ich ihm Anlass dazu gegeben -, und wenn er zum Hulk wurde, dann konnte er echt explodieren. Einmal warf er eine Ikea-Schaukel quer über den ganzen Rasen meines Großvaters, als das Ding auch beim fünfzigsten Zusammenbauen wieder einstürzte.
    "Barbaren", sagte Mom. Seit sie ein Teenager war, lebte sie schon in Amerika, aber wenn sie es mit amerikanischen Bullen, dem Gesundheitssystem, Flughafensicherheit oder Obdachlosigkeit zu tun hat, dann kommt sie immer noch total britisch rüber. Dann heißt es "Barbaren", und ihr Akzent wird wieder stärker. Wir waren zwei Mal in London gewesen, um ihre Familie zu besuchen, und ich fand nicht, dass es sich nennenswert zivilisierter anfühlte als San Francisco, bloß viel verstopfter.
    "Aber heute haben sie uns rausgelassen und mit der Fähre rübergebracht", improvisierte ich jetzt.
    "Bist du verletzt?", fragte Mom? "Hungrig?"
    "Schläfrig?"
    "Ja, bisschen

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