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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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-Stick immer noch bei mir, in dem kleinen, mit einem Reißverschluss gesicherten Fach meines Mehrzweckgürtels, das für Geld gedacht war. Schon fast zwanghaft schaute ich ständig nach, ob er auch noch da war, bis Ange mich davon abhielt. Nach ein paar Stunden kamen wir überein, dass ich wohl keine Gehirnerschütterung hatte, und schlichen uns weg, ehe irgendwer anderer Meinung war. Im Zelt holten wir uns eng umschlungen noch ein paar wertvolle Stunden Schlaf ab, bis wir vom Alarm von Anges billiger, verschrammter Plastikuhr geweckt wurden, wiep wiep wiep . Dann bauten wir unser Zelt ab und machten uns für den Exodus fertig.
    Wir hatten in unseren Kleidern geschlafen, denn selbst, wenn wir unsere Schlafsäcke zusammenbauten, um uns aneinander zu wärmen, war es nachts sehr kalt in der Wüste. Nach dem Aufstehen merkte ich, dass mein Burnus und das T-S hirt voller Blut von meiner Nase und meiner geplatzten Lippe waren. Beide fühlten sich an, als wären sie über Nacht auf elefantöse Ausmaße angeschwollen; mithilfe eines von Staub befreiten Autospiegels stellte ich fest, dass sie ziemlich genau doppelt so groß wie normalerweise waren. Ich schaute aus, als hätte mich ein Panzer überfahren: ein blaues Auge, ein seltsam verzerrter Schmollmund, dazu noch die krumme Knollennase unter ihrem Pflaster.
    »Wärgh«, sagte ich, und da riss mir die Lippe wieder auf und fing zu bluten an. Mein ganzes Gesicht tat einfach nur weh. Die Sanitäter hatten mir gestern noch ein paar Schmerzmittel gegeben, Paracetamol mit Codein, und davon spülte ich jetzt zwei mit kaltem Kaffeekonzentrat runter, unverdünnt direkt aus dem Einmachglas. Ich musste fit sein, wenn ich Ange beim Abbau helfen wollte, und dann mussten wir unser Gepäck ja noch durch die halbe Stadt zu unserer Mitfahrgelegenheit schleppen …
    »Du setzt dich einfach nur hin«, befahl Ange. »Ich regle das hier.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nägh«, sagte ich unter Schmerzen, und meine Lippe blutete noch mehr.
    »Vergiss es, setz dich.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Mann, bist du stur. Okay, bring dich doch um! Komm aber hinterher bloß nicht gerannt, wenn du draufgehst.«
    Ich reichte ihr das Einmachglas, doch sie zog ein Gesicht.
    »Da ist Blut drin.« Tatsächlich war der Rand des Glases ganz verschmiert. Ihr holte ihr ein frisches aus der Kühlbox, und das nahm sie an. »Du solltest mehr Wasser trinken«, riet sie mir. »Das Zeug treibt ziemlich stark.«
    Da hatte sie recht. Also trank ich die nächste Dreiviertelstunde abwechselnd einen Schluck Konzentrat und zwei Schlucke Wasser, während ich unser ganzes Zeug zusammenstopfte und in unsere Taschen quetschte. Der größte Brocken dabei war unser Geheimprojekt X-1 mit seinen ganzen Einzelteilen.
    Die ersten Male im Noisebridge hatte ich, ehrlich gesagt, keine Ahnung gehabt, was ich eigentlich wollte. Ich wusste nur, dass diese Maker-Typen im Mission-Viertel einen Hackerspace am Laufen hatten und dort Drehmaschinen, Standbohrer und Laserschneider rumstanden, die von jedem benutzt werden konnten. Ein, zwei Monate lang war ich nach der Schule immer dahin gegangen, hatte mich mit Laptop un d Leh rbüchern aufs Sofa gesetzt, um ein paar Aufgaben zu erledigen, und dabei immer wieder zugeschaut, wie die Noisebridger die tollsten und beklopptesten Sachen erfanden.
    Es war echt fantastisch. Sie hatten sogar ihr eigenes Raumfahrtprogramm. Jeden Monat ließen sie einen selbstgebastelten Wetterballon voller Kameras und Instrumente bis auf zwanzig Kilometer Höhe steigen. Andere hackten Roboter, Autos, Uhren, Tierklappen, Spielzeug und Inlineskates, von Spielekonsolen, Serverhardware und fliegenden Drohnen ganz zu schweigen.
    Außerdem hatten sie 3D-Drucker – Geräte, mit denen man richtige physische Objekte nach Bedarf herstellen konnte. Die Vorlagen machte man entweder selbst oder suchte sie sich aus dem Netz. Die meisten dieser Drucker hatten mal als MakerBots angefangen – das waren großartige Open-Source-Drucker zum Selberbauen. MakerBots arbeiteten mit billigem Kunststoff, doch das Ergebnis war ziemlich erstaunlich, vor allem, da der Bausatz unter tausend Dollar kostete. Noch billiger kam man weg, wenn man sich eine Weile durch die entsprechenden Kataloge oder die Ersatzteillager des Noisebridge wühlte.
    MakerBots waren ein Paradies für Hacker auf der ganzen Welt. Und da sie Open Source waren, konnte man unglaubliche Sachen mit ihnen anstellen. In meiner Anfangszeit im Noisebridge waren die Leute dort gerade aufs

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