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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Wahrheit gerne Meth durch ein zusammengerolltes Exemplar des Kommunistischen Manifests zieht, bevor er seinen Sprengstoffgürtel anlegt.)
    Die Welt ist voll mit pseudowissenschaftlichem Scheiß. Wahrscheinlich kennt jeder einen, der ein Kupferarmband trägt, weil es ihm ja »gegen Arthritis hilft«. Genauso gut könnte er aber auch eine Hexe verbrennen oder sich mit blauem Schlamm einreiben und bei Vollmond gegen den Uhrzeigersinn tanzen. Dank des Placeboeffekts (wenn das Gehirn sich davon überzeugt, dass es so schlimm dann doch wohl nicht ist) besteht immer eine gewisse Chance, dass einem das eine so gut wie das andere hilft. Leider gibt es aber eine erschreckend große Anzahl von Menschen, die darauf besteht, dass etwas, das »funktioniert«, ja kein Placebo sein kann, sondern auch »echt« sein muss.
    Diese Jungs hier wollten mich also an einen Lügendetektor anschließen und eine Ziege opfern, um die Wahrheit aus mir rauszuholen. Sie waren groß und tough und reich, sie waren schneller als ich und deutlich besser bewaffnet – aber sie hatten sich von einem Quacksalber einen magischen Lügenfänger aufschwatzen lassen. Und deshalb würde ich sie gnadenlos pwnen.
    Sie stellten sich auch noch an wie die letzten Spackos. Erst schauten sie zu, wie ich mein Passwort eingab, und machten eine große Show daraus, es mit einem weiteren schwarz gummierten Gadget zu filmen (es war, als hätten sie einen endlosen Vorrat an Playmobil für Erwachsene): Diesmal war es eine Webcam mit einer weißen LED , die ein hartes, gnadenloses Licht auf meine Finger warf. Dann verfolgten sie genau, wie ich TrueCrypt startete und die versteckte Partition aufrief, das Verzeichnis mit den Files öffnete und sie schließlich löschte.
    »Okay, das ist gut. Aber wie steht’s mit deinen Back-ups, Marcus?«
    Völlig blöde waren sie vielleicht doch nicht.
    »Ich hab eine Menge Back-ups«, gab ich zu. »Aber dieses Problem kann ich, glaube ich, für euch lösen.«
    »Ach ja? Sag mal, wie.« Timmy lächelte wieder. Seine Lachfältchen wurden immer tiefer und erweckten den Eindruck, als hätte er wirklich eine Menge Spaß und wünschte sich, dass ich auch welchen hätte. Irgendwie konnte ich mich des Verdachts nicht erwehren, dass er auch genauso lächeln würde, wenn er mir die Finger abschnitt oder Stromschläge in die Eier gab.
    »Na ja, ich hab natürlich all meine Back-ups verschlüsselt.«
    »Natürlich.«
    »Also brauche ich einen Schlüssel, um an sie ranzukommen.«
    »Ist klar.«
    »Was also, wenn ich den Schlüssel einfach löschen würde?«
    »Hast du den denn nicht gesichert?«
    »Schon. Ich müsste ihn an ein, zwei Stellen aus dem Netz löschen. Aber wenn er mal weg ist, ist alles weg – dann sind die Files nur noch Netzrauschen.«
    Der andere Kerl – Knotenkopf – hielt mir die Webcam mit ihrem hellen Licht ins Gesicht, sodass ich ihn kaum noch erkennen konnte. Doch als Timmy seine Aufmerksamkeit auf ihn richtete, senkte er sie, und ich sah, dass er einen (militärisch schwarzen) Ohrhörer trug. Ich fragte mich echt, wie oft den Leuten etwas Kleines, Wichtiges runterfiel und einfach verlorenging, weil man es dank seines mattschwarzen Anstrichs nicht wiederfand. Vielleicht war einer der beiden in einem früheren Leben ja auch mal Goth gewesen war.
    Wahrscheinlich aber nicht.
    Knotenkopf hob einen seiner dicken Finger. Er lauschte auf jemanden auf seinem Hörer. Also streamte die Webcam unser Gespräch an Dritte, wahrscheinlich an einen IT -Experten, der zusah, was ich tat, und ihnen Ratschläge gab. Er nickte zweimal, dann sagte er »Verstanden« und schaute mich an. »Machen wir’s so«, sagte er. »Wir überprüfen es dann hinterher mit dem Polygrafen.«
    Timmy sagte daraufhin: »Ich gebe dir jetzt ein WLAN -Passwort für das Auto. Du erhältst also die Chance, das zu tun, was du gesagt hast. Wir werden dir genau dabei zusehen – und es überprüfen. Wenn die Überprüfung positiv ausfällt, darfst du heim. So einfach ist das. Haben wir einen Deal?«
    Bis eben hatte ich große Angst gehabt. Jetzt hatte ich bloß noch Angst, sie würden merken, wie erleichtert ich war. Und das wäre ein Problem, denn was ich vorhatte, konnte nur klappen, wenn sie mich für sehr, sehr nervös hielten.
    Ich gab das WLAN -Passwort ein und wartete darauf, dass die Verbindung hergestellt wurde. Ich fragte mich, was für eine Art von Netzzugang sie wohl hatten. Ich an ihrer Stelle würde alles durch einen SSL -Tunnel an irgendeinen Tor-Router schicken,

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