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Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Little Brother - Homeland: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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normaler Anspannung und einer Lüge festzustellen. Weswegen es ganz sinnvoll ist, immer etwas Anspannung extra in den Test zu mogeln. Dafür gibt es eine Menge Möglichkeiten. Angeblich hatten Agenten früher gern eine Reißzwecke im Schuh, damit sie im richtigen Moment die Zehen darauf pressen konnten, ihr Nervensystem Charleston tanzte und ihr »Ruhezustand« ziemlich gestresst wirkte. Wenn sie dann logen, ging das im Geklapper ihres parasympathischen Nervenkostüms komplett unter.
    Reißzwecken im Schuh sind mir aber etwas zu viel des Guten. Vielleicht klappt das bei knallharten Supermachos, für die ein gepiercter Zeh wie ein Orden ist. Aber wenn man jemals in die Verlegenheit kommt, einen Polygrafen überlisten zu müssen, sollte man am besten einfach die Arschbacken zusammenkneifen.
    Der Schließmuskel spannt für seine Arbeit nämlich mehrere größere Muskel- und Nervengruppen mit ein. Die Durchblutung nimmt zu, und man wirkt mindestens so nervös wie ein Lügner, während man eigentlich nur ein wenig mit dem Hintern rummacht. Als Bonus kriegt man, wenn man’s oft genug macht, auch noch BACKEN AUS STAHL .
    Das war auch einer der Gründe, weshalb das Noisebridge so cool war: Die Leute dort experimentierten ständig mit so was. Irgendwer erzählte von einem Ansatz, Lügendetektoren mit dem Hintern auszutricksen, und ehe man sichs versah, hatte auch schon jemand ein paar billige Geräte auf eBay aufgestöbert, um es auszuprobieren. Man sollte ja meinen, dass es auffällt, wenn jemand rhythmische Gesäßgymnastik betreibt, aber das täuscht. Mit ein bisschen Übung kann man seinen Anus auch wunderbar heimlich trainieren.
    »Welchen Monat haben wir?«, fragte Knotenkopf.
    »September«, sagte ich und kniff die Backen zusammen. So fing es bei einem Detektortest immer an: Man stellte ein paar Fragen, auf die man die Antwort schon kannte, damit man wusste, wie der Normalzustand, also die Wahrheit, aussah.
    »Ist dein Name Marcus Yallow?«
    Kneif. »Ja.« Kneif.
    »Trage ich eine schwarze Jacke?«
    Quetsch, quetsch. »Ja.« Und ein schwarzes Hemd und schwarze Hosen und schwarze Socken und einen schwarzen Gürtel . Kneif, kneif.
    »Hat dir eine Komplizin beim Burning-Man-Festival in Nevada die Mittel gegeben, einen File mit vertraulichen Dokumenten herunterzuladen und zu entschlüsseln?«
    »Ja.« Quetsch. Wenn das hier vorbei war, würde ich einen Hintern haben, auf dem man Münzen hüpfen lassen konnte.
    »Bist du in San Francisco geboren?«
    Kneif. »Ja.«
    »Sprichst du Latein?«
    »Nein.« Kneif.
    Knotenkopf machte eine ganze Weile so weiter. Klar, er wollte megamäßig sicher sein, dass sein Gadget korrekt kalibriert war, ehe er in die Vollen ging.
    Dann kam’s: »Hast du alle deine Kopien des Files gelöscht?«
    Quetsch. »Ja.«
    »Hast du noch irgendwelche anderen Kopien?«
    »Nein.« Kneif.
    »Hast du noch irgendeine Möglichkeit, an eine Kopie des Files oder seines entschlüsselten Inhalts zu kommen?«
    »Ja. Ein paar Dokumente wurden bereits veröffentlicht. An die komme ich ran.«
    Er knurrte leise, doch Timmy lachte. »Da hat er dich erwischt, würd ich sagen.«
    »Hast du, abgesehen von den Dokumenten, die bereits veröffentlicht sind, irgendeine Möglichkeit, an eine Kopie des Files oder seines entschlüsselten Inhalts zu kommen?«
    »Ja. Ich kann den verschlüsselten File wahrscheinlich immer noch per Torrent runterladen.«
    Da stieß mir Knotenkopf einen Finger, so hart wie eine Stahlstange, unter meine Rippen, und ein sengend heißer Schmerz breitete sich in mir aus. Ich krümmte mich zusammen und rang keuchend nach Luft. Mir war, als müsste ich mich gleich übergeben.
    »Kotz mich voll und ich dreh dir den Kopf ab und schieb ihn dir in den Hals«, drohte Knotenkopf in gelassenem Plauderton.
    Ich keuchte noch immer, doch die Luft wollte erst gar nicht zurück. Dann gelang es mir peu à peu, meine Lunge wieder zu füllen. Ich hatte mich auch nicht übergeben.
    »Bringt das den Polygrafen jetzt nicht durcheinander?«, erkundigte sich Timmy mit einem Anflug von Besorgnis. Ich machte nicht den Fehler, seine Sorge auf mich zu beziehen.
    »Nein«, beruhigte ihn Knotenkopf. »Pass mal auf.« Er schlug mir fest, aber nicht allzu hart die Hand ins Gesicht. »Hey, Marcus, wollen wir weitermachen?«
    »Ja«, sagte ich und quetschte automatisch.
    »Tut es dir leid, dass du so ein Klugscheißer warst?«
    »Ja.« Quetsch.
    »Hast du alle Kopien der geleakten Dokumente in deinem Besitz gelöscht?«
    »Ja.«

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