Little Lies - Vollkommen vertraut: Roman (Little-Reihe) (German Edition)
verbog sich ihm zuliebe nicht, fragte auch selten, was er denn vorzöge. Der kleine Wildfang, der Wasserbomben auf Autos geworfen, Vorgärten mit Toilettenpapier geschmückt hatte oder nachts aus dem Fenster geklettert war, um den Sohn der verkommenen Barkeeperin zu trösten, war zurückgekehrt. Sie hatte nur Beau gebraucht, um wieder zu sich zu finden.
Als mir klar wurde, dass es meine Schuld war, dass sie sich einst selbst verloren hatte, formte sich ein dicker Kloß in meinem Hals. Ich ließ den Schein des Feuers hinter mir und stolperte in die Dunkelheit, um auf die schattige Natur, die uns umgab, zu starren. Dann rieb ich fest mit der Hand über meine Brust, weil ich hoffte, so irgendwie diesem Gefühl Herr zu werden, das alles in mir zusammenzog.
Ach, Mann. Immer wenn ich dachte, dass ich besser klarkam, was Ashton betraf, passierte etwas, das mich total zurückwarf und sofort wieder diesen elenden Schmerz auslöste. Zugegeben, es wurde langsam leichter. Aber ganz ausgestanden war es eben immer noch nicht. Ich fürchtete, dass es das vielleicht nie sein würde. Ashton würde immer mein größter Fehler bleiben. Nicht, weil ich sie geliebt hatte, oh nein. Sondern weil ich sie verloren hatte.
»Alles in Ordnung bei dir?«, durchbrach Beau die Stille. Ich ließ die Hand von meiner Brust sinken, schob sie in die Hosentasche und nickte, ohne mich nach ihm umzudrehen.
»Was treibst du hier draußen? Hast wohl mal ein bisschen Abstand von Jakes Gemecker gebraucht?«
»Ach, ich schaue mich nur ein bisschen um«, gab ich leise zurück.
Beau stellte sich neben mich. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass er in dieselbe Richtung blickte wie ich.
»Mit Lana wirkst du ziemlich glücklich. Ash sagt, dass sie dich richtig gernhat.«
Aus seiner Stimme konnte ich eine leise Warnung heraushören. Klar: Wenn ich Lana verletzte, tat ich eben indirekt auch Ashton weh, und das würde Beau nicht dulden.
»Lana ist großartig. Sie weiß, woran sie bei mir ist. Bald ist August, und ich haue ab nach Florida, und sie nach … Na, wohin auch immer.«
Beau sah mich an. »Du weißt nicht mal, welches College sie besuchen wird?!«
»Nö. Das war noch nie Thema.«
Beau schüttelte den Kopf. »Früher – und das ist noch gar nicht besonders lange her – warst du der gute Bruder. Bist immer vorsichtig mit den Gefühlen anderer umgegangen. War ja echt schon fast lächerlich, wie überhöflich und umsichtig du warst, Mann. Du hast dich gewaltig verändert. Und ich kann selbst nicht glauben, was ich da sage, aber ja: Ich vermisse diesen Typen irgendwie. Er war jemand, den ich immer bewundert habe. Ich konnte wirklich nicht immer stolz auf meine Entscheidungen sein, aber auf deine schon.«
Der Ärger, der in mir aufgestiegen war, verpuffte bei diesem letzten Satz sofort. Beau drehte sich um, lief zurück zu unserem Lager und ließ mich noch nachdenklicher zurück, als ich es ohnehin schon gewesen war. Zu wissen, dass er früher stolz auf mich gewesen war, setzte mir ziemlich zu. Ich hätte nie gedacht, dass mein tougher Bruder so etwas je zugeben würde.
I ch hockte auf meinem Schlafsack und checkte meine SMS , die wie durch Magie plötzlich auf meinem Handy erschienen waren, als wir im Waschhaus ankamen. Der Empfang war hier draußen in der Wildnis nicht berauschend. Aber im Waschhaus gab es tatsächlich Wi-Fi, was überraschend und witzig zugleich war. Sawyer, Beau und Toby löschten das Feuer und sorgten dafür, dass unser Gepäck nachts in Sicherheit war. Vorher hatten wir am Lagerfeuer gesessen und Würstchen und Marshmallows gegrillt. Sawyer hatte ein paar Sachen in die Kühlbox gepackt, die wir ohnehin nur diese Nacht benutzen konnten. Morgen würde das mitgebrachte Eis bereits geschmolzen und alles verdorben sein. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was wir dann morgen Abend essen sollten.
DAD
: Bitte ruf mich an.
DAD
: Ruf mich bitte an, Mäuschen! Ich komme irgendwie bei deinem Telefon nicht durch.
DAD
: Ich habe bei Sarah zu Hause angerufen, sie hat mir erzählt, dass ihr campen seid. Pass auf dich auf und ruf mich so bald wie möglich zurück.
Ich war noch nicht bereit für ein Gespräch mit ihm. Sobald wir wieder in Grove waren, würde ich ihn zurückrufen. Aber ich brauchte jetzt einfach noch etwas Zeit.
MOM
: Du musst nicht nach New York City, meine Süße.
MOM
: Wieso hast du mir nicht erzählt, dass die Schlampe schwanger ist??!
MOM
: Ich will AUF KEINEN FALL
, dass du da hinfährst! Dein Vater versaut
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